Thema: Industriekultur und Denkmalpflege
Ministerium für Bildung und Kultur | Industriekultur

Erlebnisort Reden

Der Preußische Staatsminister Friedrich Wilhelm Graf von Reden (1752-1814) ist Namensgeber für die 1847 im sogenannten „Grubenwald“ angehauene Schachtanlage, die sich in der Folgezeit auch aufgrund ihrer Anbindung an die 1852 eröffnete „Saarbrücker Eisenbahn“ glänzend entwickelte. In den Jahren 1850, 1856, 1887 und 1914 wurden leistungsfähige Tiefbauschächte niedergebracht. Entsprechend wuchsen die Tagesanlagen und bald überzog ein „Wald“ von Fördergerüsten die Anlagenteile dieser für den Saarbergbau so typischen „Eisenbahngrube“. Am 29.12.1995 wurden aus Schacht Reden V die letzten Kohlen gefördert. Die Anlage wurde dem Verbundbergwerk Göttelborn/Reden zugeschlagen. Nach dessen Stilllegung im Jahre 2000 ist der Bergbau in Reden jedoch weiterhin präsent. Die Reden-Schächte IV und V verbleiben in bergbaulicher Nutzung und dienen der Aufrechterhaltung der RAG-eigenen Wasserhaltung.

Tagesanlage der Grube Reden Tagesanlage der Grube Reden
Blick von der Bergehalde Reden auf die Tagesanlage. Die Anlage wird überragt von den Fördergerüsten über den Schächten V (links) und IV (rechts) aus den Jahren 1949 und 1939 sowie dem hohen Schornstein. Foto: Ministerium für Bildung und Kultur, Jens Falk

Die alles überragenden Fördergerüste über den Schächten IV und V aus den Jahren 1939 und 1949 zählen zu den höchsten und frühesten Eisenarchitekturen in sogenannter Vollwandbauweise im Saarbergbau. Kernbau und Wahrzeichen der Redener Tagesanlagen ist das groß dimensionierte Zechenhaus, dessen Errichtung im Zusammenhang mit der Umstrukturierung der Grube zu einer Großförderanlage im Rahmen der Autarkiebestrebungen des Deutschen Reiches zu sehen ist. Nach der Volksabstimmung vom 13.01.1935 und der Rückgliederung des Saargebietes hatte Reichsminister Hermann Göring bei seinem Propaganda-Besuch am 02.11.1935 auf Reden dieses Vorhaben angekündigt. In der Folge investierte die Bergwerksgesellschaft, die Saargruben AG, im großen Umfang in den Auf- und Ausbau der Grube und unter anderem auch in den Neubau eines repräsentativen Zechenhauses mit Bädern, Lampenstube, Steigerstuben, Lohnhalle, Magazin, Verbandsstuben und Markenkontrolle. Der am 10.07.1938 eingeweihte Bau besteht aus rot-braunen Birkenfelder Klinkern. Symmetrien und rechte Winkel prägen sein Erscheinungsbild. Besonderer Blickfang ist das von Pfeilern unterteilte Eingangsportal. Es zeigt im Inneren als Ornamente antikisierende Mäander-Bänder. Eine zusätzliche Überhöhung erhält die Architektur durch die überlebensgroße Skulptur des „Saarbergmannes“ aus der Werkstatt des Bildhauers Fritz Koelle (1895-1953). Das Redener Zechenhaus ist im Denkmalbestand des Saarbergbaus das einzige Beispiel eines Großbaus aus den 1930er Jahren. Es muss in seiner für die Jahre des Dritten Reiches charakteristischen Monumentalarchitektur als herausragendes Dokument seiner Zeit bewertet und behandelt werden.

Zechenhaus der Grube Reden Zechenhaus Reden
Kernbau und Wahrzeichen der Redener Tagesanlagen ist das groß dimensionierte 1938 eingeweihte Zechenhaus. Es besteht aus rot-braunen Birkenfelder Klinkern. Es wird überragt von Fördergerüst von Schacht Reden V aus dem Jahr 1949. Foto: Landesdenkmalamt, Kristine Marschall

„Saarbergmann“ von Friedrich (Fritz) Josef David Koelle Grube Reden „Saarbergmann“ von Friedrich (Fritz) Josef David Koelle
Zu den Hauptwerken des Bildhauers Friedrich (Fritz) Josef David Koelle zählt der vor dem Redener Zechenhaus stehende „Saarbergmann“ aus dem Jahr 1937. Foto: Ministerium für Bildung und Kultur, Jens Falk

Heute sind im Zechenhaus Reden das Landesdenkmalamt mit seiner Altertümersammlung und Restaurierungswerkstatt, das Zentrum für Biodokumentation mit seinen naturkundlichen Sammlungen, das Oberbergamt des Saarlandes, das Bergamt Saarbrücken, die Stabsstelle Bergschäden, die Tourismus- und Kulturzentrale des Landkreises Neunkirchen, das Institut für Landeskunde im Saarland und die Cafeteria „Redener Hannes“ untergebracht. Die Lampenstube und der Verlesesaal im Zechenhaus sind akustisch ertüchtigt worden und mittlerweile dauerhafte Spielstätte für die RAG-Bergkapelle Saar und den Saarknappenchor. Zudem beherbergt das Zechenhaus eine große öffentliche Bibliothek mit dem Schwerpunkt „Saarliteratur“.

Reden ist ein wichtiger Baustein des montanindustriellen Erbes des Saarlandes. Eingebettet in den Saarkohlenwald erstreckt sich die Tagesanlage über 130 Hektar Fläche, weithin sichtbar durch die große Redener Halde, charakteristisch geprägt durch ihre denkmalgeschützten Gebäude aus den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts und mittlerweile weithin bekannt durch ihre landschaftsplanerisch modern weiterentwickelte Infrastruktur, Wassergarten und Schachthallen.

Nach Einstellung der Kohleförderung sollte die Anlage zunächst abgerissen werden. 2002 präsentierte die damalige Industriekultur Saar (IKS) mit dem Masterplan des Büros VISTA (Amsterdam) ein Konzept für die künftige räumliche und ökonomische Entwicklung des ehemaligen Bergbaustandortes. Er bildet ein flexibles Grundgerüst für die landschaftsarchitektonische, ökologische und touristische Entwicklung. Die morphologischen Vorgaben des Bergbaus, seine Materialien und Farben geben dem Standort heute einen eigenen Charakter.

Von 2002 bis 2006 wurden zur Verbesserung der Infrastruktur neue Parkplätze, Verkehrswege einschließlich Kanälen sowie ein autarkes Nahwärmenetz gebaut. Zur Wärme-Erzeugung wird u.a. das 32 °C warme Grubenwasser genutzt. 2003 und 2004 wurde mit der Projektierung und Umsetzung des „Energiegartens“ auf dem ehemaligen Absinkweiher (Brönnchesthalweiher) begonnen. Hier entstand ein Landschaftspark mit Flächen für regenerative Energien, wie etwa eine Photovoltaikanlage. 2009 und 2010 wurde die Redener Haupthalde durch das Bergbauunternehmen neu modelliert. Darauf aufbauend realisierte die IKS die Wege zum Wandern und Skaten sowie Flächen für Veranstaltungen. Seit 2009 lockt jährlich die „SR3-SommerAlm“ mit Konzerten und Partys tausende Menschen aus dem ganzen Südwesten Deutschlands auf das Haldenplateau.

Die Arbeiten für den insgesamt 29.000 Quadratmeter großen Wassergarten begannen 2010. Seit Juni 2012 für Besucherinnen und Besucher geöffnet, bildet er den modernen, landschaftsgestalterischen Höhepunkt der Anlage. Die mit Seerosen, Sumpfzypressen und Binsen bepflanzten Becken des Wassergartens entwickelten sich seitdem zu einem wichtigen ökologischen und attraktiven Baustein der Region.

Wassergarten Grube Reden Wassergarten Grube Reden
Der Wassergarten mit Blick auf die entkernte Sieberei und Verladehalle sowie das Fördergerüst von Schacht V. Im Vordergrund links ist die Kunstinstallation von Martin Steinerts „Kumpel-Projekt“ zum Ende des Bergbaus aus dem Jahr 2018 zu sehen. Foto: Ministerium für Bildung und Kultur, Jens Falk

Mosesgang Wassergarten Grube Reden Mosesgang Wassergarten Grube Reden
Der Mosesgang ist die Attraktion des Wassergartens in Reden. Foto: Delf Slotta

Zwischen 2012 und 2015 informierte „DAS ERBE – Die Ausstellung zum Bergbau im Saarland“ in der ehemaligen Waschkaue des Verwaltungsgebäudes auf 1.300 Quadratmetern über die Vergangenheit des Kohlebergbaus in der Region. Seit 2014 ziehen weitere außergewöhnliche Veranstaltungen wie z.B. der Fantasy- und Rollenspiel-Konvent „FaRK“ zahlreiche Besucherinnen und Besucher an den Erlebnisort Reden. 2015 wurden die Redener Bergbaupfade eröffnet. Sie erweitern seitdem das Angebot für Wanderer rund um den Erlebnisort. Im Jahr 2015 wurde die proWIN-Akademie eingeweiht. Seit Mai 2016 ist mit der Bergmanns Alm mit angeschlossenem Biergarten die neue Almgastronomie auf der Bergehalde eröffnet. Seit Juli 2017 steht die neue Almhütte den Gästen zur Verfügung. Schließlich wurde auf dem Haldenplateau ein Abenteuerspielplatz als Bergwerk fertiggestellt und eingeweiht.

Bergarbeiterkolonie Madenfelderhof Bergarbeiterkolonie Madenfelderhof
Blick von der Bergehalde Reden auf die zwischen 1920 und 1922 durch die französische Gesellschaft Mines domaniales françaises de la Sarre errichtete Bergarbeiterkolonie Madenfelderhof. Foto: Ministerium für Bildung und Kultur, Jens Falk