Thema: Industriekultur und Denkmalpflege
Ministerium für Bildung und Kultur | Industriekultur

Deutsches Edelsteinmuseum,
Idar-Oberstein

Das Saar-Nahe-Gebiet war während des Erdzeitalters Perm von starker vulkanischer Aktivität geprägt. Große Mengen aufsteigenden Magmas bildeten an der Oberfläche ein bis zu 800 m mächtiges Lavapaket. In der Lava bildeten sich Gasblasen, in denen während des Abkühlungsprozesses Mineralien auskristallisierten, die den Grundstein für die Edelsteinindustrie im Raum Idar-Oberstein bildeten. Mit Ausnahme des nordwestlich von Idar-Oberstein gelegenen Steinkaulenberges wurden die Edelsteine zumeist übertägig abgebaut. Während der Verwitterung des vulkanischen Gesteins haben sich die aufgrund ihrer höheren Widerstandsfähigkeit der Verwitterung trotzenden Edelsteine in Oberflächennähe angereichert und konnten so über Tage gewonnen werden. 

Der Abbau und die Weiterverarbeitung von Edelsteinen sind bereits für das Hochmittelalter in der Region belegt. Neben den Abbaubetrieben entstanden Edelsteinschleifereien, die zunächst ausschließlich aus der Region stammende Steine verarbeitet haben. Zur Entwicklung einer wirklichen Industrie kam es erst im 19. Jahrhundert, als zunehmend Edelsteine insbesondere aus Brasilien importiert wurden. So entwickelte sich Idar-Oberstein zu einem internationalen Zentrum der Edelsteinverarbeitung und des Edelsteinhandels. 

Die Geschichte des Deutschen Edelsteinmuseums in Idar-Oberstein reicht bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Im Jahr 1859 wurde eine Verkaufsausstellung der Industrieerzeugnisse, eine sogenannte „Gewerbeschau“, eröffnet. 1897 erfolgte deren Umzug in die „Neue Gewerbehalle“. Diese „Leistungsschau“ ohne Verkauf kann als Vorläufer des heutigen Edelsteinmuseums gelten. Sie wurde schließlich nach mehr als 75 Jahren geschlossen und in die neu erbaute „Diamant- und Edelsteinbörse“ verlegt. Die im Jahr 1974 gegründete „Diamant- und Edelsteinbörse Idar-Oberstein e.V. (DEIO)“ ist die weltweit erste kombinierte Börse sowohl für Diamanten als auch für Farbedelsteine. 1995 erfolgte die Gründung der „Stiftung Deutsches Edelsteinmuseum“ und ein Jahr später der Umzug an den heutigen Standort, in die denkmalgeschützte Gründerzeitvilla „Purpers Schlösschen“. Im Jahr 2008 wurde schließlich der „Förderverein Deutsches Edelsteinmuseum e.V.“ gegründet. 

Das Deutsche Edelsteinmuseum zeigt auf drei Etagen mit mehr als 10.000 Exponaten die faszinierende Welt der Edelsteine. Diese werden sowohl als Rohstein als auch in bearbeiteter Form präsentiert. Im Erdgeschoss des Museums werden Achate und Quarze der Region gezeigt, die den Ursprung der hiesigen Edelsteinindustrie bildeten. Eine Miniatur-Edelsteinschleiferei zeigt, wie früher mittels durch Wasserkraft angetriebener Schleifsteine die Edelsteine bearbeitet wurden. Darüber hinaus werden Achate aus aller Welt, hauptsächlich aus Brasilien stammende, präsentiert. Ebenso wird das Fachgebiet Gemmologie (Edelsteinkunde) vorgestellt und die Verwendung von Diamanten und Edelsteinen im technischen und industriellen Bereich erläutert. Das erste Obergeschoss zeigt die Vielfalt der verschiedenen Edelsteine. Bei dem ausgestellten „Objekt des Monats“ handelt es sich um ein monatlich wechselndes einmaliges Stück aus dem Themenbereich Edelsteine. Im zweiten Obergeschoss sind schließlich unterschiedliche Objekte aus Edelstein ausgestellt. Die Glyptothek zeigt Originale und Duplikate der Steinschneidekunst. Herausragende Stücke der Gemmentechnik (geschnittene Schmuck- bzw. Edelsteine) und der Gravurkunst werden ebenso präsentiert wie Objekte der Gefäß- und Hohlschleifer. In einer „Dunkelkammer“ lässt UV-Licht Edelsteinmineralien geheimnisvoll leuchten. In der „Schatzkammer“ wird das Thema Diamanten, vom Rohstein bis zu den Formen, Farben und Schliffarten präsentiert. Der Gewölbekeller des Museums zeigt wechselnde Sonderausstellungen zum Thema Edelsteine. 

Ein Museumsshop bietet neben Edelsteinen, Mineralien, Schmuck, Ausstellungskatalogen und Fachbüchern auch eine Kettenwerkstatt, in der Ketten gefertigt und repariert werden können. Neben Führungen werden Weinproben und Workshops angeboten.