Thema: Industriekultur und Denkmalpflege
Ministerium für Bildung und Kultur | Industriekultur

Eifeler Mühlsteinrevier, Mendig

Das Eifeler Mühlsteinrevier liegt in der Osteifel zwischen Mayen und Mendig. Vor rund 200.000 Jahren brach der Bellerberg-Vulkan aus und bildete drei Lavaströme. Der in südliche Richtung fließende Strom schuf nach seinem Erkalten das Mayener Grubenfeld. Es ist eines der ältesten und bedeutendsten Abbaugebiete von Basaltlava. Bereits vor rund 7.000 Jahren haben die Menschen begonnen, Basalt als Rohstoffs zu nutzen. Die Kelten fertigten daraus Reibsteine zum Mahlen von Getreide, sogenannte „Napoleonshüte“. Vor 2.000 Jahren nutzten die Römer das Basaltvorkommen zur Produktion hochwertiger Mahl- und Mühlsteine. Aus diesem Grund findet man hier Abbauspuren des römischen Bergbaus unmittelbar neben Abbauspuren des Industriezeitalters. Über den Rhein konnten die Mahl- und Mühlsteine verschifft werden. Exportiert wurden sie u.a. nach Großbritannien, Skandinavien, Osteuropa und Amerika.

Um auch das tieferliegende Gestein gewinnen zu können, ohne das rund zehn Meter mächtige Deckgebirge abtragen zu müssen, ging man seit dem Mittelalter vermehrt zu einem untertägigen Abbau über. Hierzu wurde durch das Deckgebirge bis in die Basaltlagerstätten ein Schacht abgeteuft. Dieser wurde unter Tage zu größeren Hallen erweitert. Zur Stabilisierung wurden u.a. in regelmäßigen Abständen Basaltsäulen als natürliche sogenannte Sicherheitspfeiler stehen gelassen. Die Hallen sind durch Gänge zu einem unterirdischen System verbunden.

Die gewonnenen Steine wurden zunächst mittels Haspeln, später mittels Göpelwerken nach über Tage gefördert. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ging die Nachfrage nach Mühlsteinen massiv zurück, da die modernen Mühlen nun mit Walzenstühlen arbeiteten und daher keine Mühlsteine mehr benötigten. Die älteren traditionellen Mühlen verwendeten vermehrt günstigere Importsteine. Dies führte zu einer Abnahme der Mühlsteinproduktion und schließlich um 1900 zur Einstellung der Mühlsteingewinnung. Basalt wurde jedoch noch weiterhin als Werkstein und für den Eisenbahn- und Straßenbau (u.a. Pflastersteine und Schotter) gewonnen, wobei der Abbau nun wieder überwiegend übertägig in Steinbrüchen erfolgte.

Die durch den untertägigen Abbau entstandenen Felsenkeller waren dank der konstant niedrigen Temperaturen hervorragend zur Lagerung verderblicher Lebensmittel geeignet. So wurden die Felsenkeller in Mayen und Mendig meist von Brauereien als Bierkeller genutzt. Dieser Standortvorteil führte dazu, dass sich zahlreiche Brauereien in den beiden Orten angesiedelt haben.

Die „Erlebniswelten Grubenfeld“ in Mayen informieren in der Ausstellung „SteinZeiten“ über die Geschichte des Basaltabbaus und die Gewinnung der Reib-, Mühl- und Werksteine. Beleuchtet werden hierbei auch die Lebens- und Arbeitsbedingungen. Das Besucherzentrum erklärt zudem die Geologie und den Vulkanismus der Region sowie die im Bereich des Grubenfeldes vorkommenden Tier- und Pflanzenarten.

Das Steinbruchgelände ist seit dem Jahr 2014 Naturschutzgebiet. Es ist das bedeutendste Fledermausquartier Deutschlands und dient auch vielen anderen seltenen Arten als Lebensraum.

Neben den übertägigen gibt es auch zahlreiche untertägige Spuren des Basaltabbaus. So können die Lavakeller in Mendig im Rahmen von Führungen erkundet werden. Die Vulkan Brauerei GmbH & Co. KG in Mendig besitzt den tiefsten Lager- und Gärkeller der Welt: Er ist über 153 Stufen erreichbar, liegt 30 m unter der Erdoberfläche und kann ebenfalls im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Der „Schacht 700“ ist ein erhaltener Schacht aus der Zeit des untertägigen Basaltabbaus unweit des Besucherzentrums „Erlebniswelten Grubenfeld“. In ihn wurde eine Treppenanlage eingebaut, die es den Besucherinnen und Besuchern ermöglicht, einen Blick in die Untertagewelt zu werfen.

Der „Eifeler Mühlsteinwanderweg“ erschließt auf einer Streckenlänge von knapp 13 km die ehemaligen Steinbrüche des Basaltabbaus. Er führt von Mayen nach Mendig. Basaltstelen mit Informationstafeln informieren entlang des Weges über den Basaltabbau und die Mühlsteinproduktion. Auch heute noch finden sich zahlreiche Spuren des früheren Abbaus. Neben den eigentlichen Steinbrüchen finden sich Relikte wie Kräne oder Kransockel, Gleise und Gebäudereste. Ein Highlight sind u.a. die die gewaltigen Felswände der Ettringer Lay und des Kottenheimer Winfelds. Die Basaltwände zeigen noch heute die Abbauspuren aus verschiedenen Abbauepochen.

Sehenswert ist auch das Vulkanmuseum „Lava-Dome“ in Mendig, das den Vulkanismus in der Region umfassend erklärt.