Thema: Industriekultur und Denkmalpflege
Ministerium für Bildung und Kultur | Industriekultur

Schlossberghöhlen Homburg

Im Schlossberg bei Homburg stehen die Unteren Karlstalschichten an, eine Untergliederungseinheit des Mittleren Buntsandsteins. Die Genese des Mittleren Buntsandsteins erfolgte überwiegend fluviatil, d.h. durch Ablagerungen von Fließgewässern. Äolische Vorgänge, d.h. durch Windtransport, hatten geringeren Einfluss bei der Entstehung. Der Sandstein weist ein Farbspektrum von gelb-orange bis rötlich auf. In den Karlstalschichten ist eine ebene Schichtung vorherrschend. Einige Schichtflächen zeigen Rippelmarken, d.h. von einem strömenden Medium wie Wasser oder Wind gebildete wellenartige Oberflächenformen. An der Höhlendecke in den Schlossberghöhlen sind teilweise Trittsiegel erhalten, d.h. fossile Fußabdrücke von zur Zeit der Entstehung der geologischen Formation lebenden Tieren.

Bei den Schlossberghöhlen handelt es sich um die größten Buntsandsteinhöhlen Europas. Die geringe Festigkeit des Sandsteins der Unteren Karlstalschichten ermöglichte dessen Abbau in Stollengrabungen. Die Vielzahl der so entstandenen Hohlräume ist mittels Durchbrüchen miteinander verbunden. Die Höhlen sind durch die Gewinnung von Sand für die Glasherstellung aufgrund seines hohen Quarzanteils – aber auch als Formsand für den Eisenguss und als Scheuersand für Dielenböden – entstanden. Sie sind also von Menschenhand geschaffen. An zahlreichen Stellen sind heute noch die Spuren des früheren Abbaus zu erkennen.

Die Höhlen werden 1671 erstmals erwähnt. Während der französischen Besatzungszeit zwischen 1679 und 1714 erfolgte ein weiterer Ausbau der Höhlen. Sie wurden nun als Magazin für die Festung auf dem Schlossberg genutzt, wobei die hohe Luftfeuchtigkeit in den Höhlen die Lagerung von Lebensmittelvorräten und Schießpulver problematisch machte.

In den 1930er Jahren wurden die in Vergessenheit geratenen Höhlen wiederentdeckt. Teile der Höhle wurden von der Karlsberg Brauerei zeitweise als Fassbierkeller genutzt. Am Ende des Zweiten Weltkrieges suchte die Homburger Bevölkerung in den Höhlen Schutz vor Luftangriffen.

In den Jahren 1952-1955 wurde mit dem Einbau einer Luftschutzanlage in zum Teil bestehende Höhlengänge begonnen. Sie sollte als Regierungsbunker der damaligen Regierung unter Johannes Hoffmann dienen. Die Ablehnung des Saarstatuts im Rahmen der Volksabstimmung vom 23.10.1955, der anschließende Rücktritt Johannes Hoffmanns und die spätere Wiedereingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik Deutschland führten zur Einstellung der Bautätigkeiten.

Der „Thronsaal“ ist der größte Saal der Schlossberghöhlen. Er liegt 47 m unter dem Schlossberghotel. Nachdem sich eine größere Menge Material von der Decke des Thronsaales gelöst hatte und zu Boden gestürzt war, musste die Höhle vorübergehend für Besucherinnen und Besucher geschlossen werden. Zwischen 2003 und 2007 wurden unter Verwendung moderner Bergbautechnik Sicherungsarbeiten in den Höhlen durchgeführt. Es erfolgten der Einbau neuer elektrischer Anlagen sowie die Sicherung der einsturzgefährdeten Bereiche mittels Stahlgerüsten.

Die Temperatur in der Höhle beträgt konstant 8-10 °C, die Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 80% und 100%. Die Höhlen haben insgesamt zwölf Stockwerke. Die Gesamtlänge der Gänge beträgt ca. 5.000 m, von denen derzeit ca. 800 m im Rahmen eines Rundgangs für Besucherinnen und Besucher zugänglich sind.

Homburger Kulturgesellschaft gGmbH

Am Forum 5
66424 Homburg