Thema: Industriekultur und Denkmalpflege
Ministerium für Bildung und Kultur | Industriekultur

Bergbaumuseum „Musée Les Mineurs Wendel“ und Schaubergwerk „La Mine Wendel“ im „Parc Explor Wendel“,
Petite-Rosselle

Im Jahr 1856 erfolgten auf Anregung von Émile Vuillemin, beratender Ingenieur bei der Bergwerksgesellschaft von Stiring, Probebohrungen mit dem Ziel, den im Norden durch die deutsch-französische Grenze eingeschränkten Kohleabbau nach Süden zu erweitern. In der Folgezeit werden mehrere Schächte abgeteuft, wobei Charles de Wendel, Mitglied der Industriellenfamilie Wendel, im Verwaltungsrat der „Compagnie des mines de Stiring“ erbittet, den ersten Schacht nach der Familie Wendel und den zweiten Schacht nach dem Ingenieur Vuillemin zu benennen. Die Förderung auf der Grubenanlage Wendel-Vuillemin beginnt im Jahr 1866. Die geförderte Kohle dient insbesondere der Versorgung der Stahlunternehmen der Familie Wendel. Von dem Wechsel der nationalen Zugehörigkeit ist das Unternehmen im Laufe der Zeit immer wieder betroffen.

Im Jahr 1946 wird der bis dahin von privaten Bergwerksgesellschaften betriebene französische Steinkohlenbergbau verstaatlicht. Das staatliche Dachunternehmen ist nun die „Charbonnages de France“, die Verwaltungsgesellschaft in Lothringen die „Houillères du Bassin de Lorraine (H.B.L.--Houillères du Bassin de Lorraine)“.

Bis 1960 ist die Grube Wendel Teil des „Monnet-Plans“, benannt nach Jean Monnet (1888-1979), erster Leiter des Commissariat général du Plan und erster Präsident der Montanunion. Bei dem Plan handelte es sich um ein groß angelegtes Modernisierungsprogramm für die französische Wirtschaft in der Nachkriegszeit. Dies führt zu umfangreichen Erweiterungen und Modernisierungen: Schacht Wendel III wird 1952 abgeteuft, die Schachtanlagen Wendel I und II sowie Vuillemin I werden modernisiert und die Aufbereitung III im Jahr 1958 erbaut. Eine erste Rezession stoppt die Überformung und Neugestaltung, sodass sich auch heute noch Spuren früherer Entwicklungsperioden am Standort finden. Ab 1960 verstärkt sich der Rückgang im Kohlesektor zusehends, sodass man sich fortan auf Modernisierungen des Bestandes beschränkt, wie etwa der 1929 erbauten Aufbereitung I und II im Jahr 1962. Im Jahr 1986 wird die Doppelanlage stillgelegt, wobei Teile der Infrastruktur noch bis ins Jahr 1989 für noch in Betrieb befindliche Schächte an anderen Standorten genutzt werden.

1988 überlässt die „Houillères du Bassin de Lorraine“ dem „Centre de Culture Scientifique et Technique Industriel (C.C.S.T.I.--Centre de Culture Scientifique et Technique Industriel)“ das Grubengelände. Erste Teile eines Museums entstehen. Von staatlicher Seite wird im Jahr 1999 beschlossen, einen Zweckverband aus Regionalvertretern (Syndicat Mixte) als Träger einzusetzen. Das Syndicat Mixte betreibt das Museum, das im Jahr 2002 zum „Musée de France“ wird.

Im Jahr 2006 wird das Schaubergwerk „La Mine Wendel“ eröffnet, 2012 folgt das Bergbaumuseum „Les Mineurs Wendel“. Im selben Jahr wird auch die Umbenennung des ehemaligen Bergbaugeländes in „Parc Explor Wendel“ beschlossen. Das Grubengelände selbst ist kostenlos zugänglich. Dreisprachige Schautafeln informieren an den wichtigsten Bauten.

Das „Musée Les Mineurs Wendel“ ist im ehemaligen Direktionsgebäude untergebracht. Die Räume hat man im ursprünglichen Zustand belassen. Es beherbergt eine dreisprachige Ausstellung u.a. zur Entstehung der Kohle, zur Geschichte der Kohlenförderung in Lothringen, zur Arbeit und dem Leben der Bergleute, zur Sozialpolitik, zur Unternehmerfamilie Wendel, zum Ende des Bergbaus und den Folgenutzungsbemühungen.

Das Schaubergwerk „La Mine Wendel“ ist die einzige Einrichtung in Frankreich, in der die unterschiedlichen Fördertechniken gezeigt werden, die noch bis zur Schließung der letzten französischen Grube im Jahr 2004 eingesetzt worden sind. Der Besuch beginnt mit der Simulation einer Grubeneinfahrt. Der Besucherweg führt durch künstliche Gesteins- und Flözstrecken bis zur eigentlichen Abbaufront. Hierbei ist der Abbau in flacher, halbsteiler und steiler Lagerung zu sehen. Dies erklärt die skurrile Außenarchitektur des Schaubergwerkes, das wie ein großes, aufgeblättertes, rotes Buch wirkt, das die Bergbau- bzw. Grubengeschichte symbolisiert. Eine Audiounterstützung (Stimmen der Arbeiter, Maschinengeräusche etc.) verstärkt den authentischen Eindruck einer Untertagesituation. In den Strecken werden unterschiedliche Maschinen und Materialien, z.B. eine Vortriebsmaschine, ein elektrohydraulischer Lader, eine Schrämmaschine, ein Abbauhobel und Ausbaueinheiten gezeigt.