Prioritärer Bergbau-Denkmalstandort Velsen
Im Jahr 1899 beginnt mit dem Anschlagen des sogenannten „Rosselschachtes“ die Geschichte des Warndt-Grubenstandortes Velsen. Namensgeber für Ort und Grube war Oberberghauptmann Gustav von Velsen (1847-1923). 1904 wurde die Kohlenförderung aufgenommen. Die positive Entwicklung des Standortes ist dem Anschluss der Grube an die Eisenbahnlinie Fürstenhausen – Großrosseln am 1. Juli 1907 geschuldet, die eigens zur Erschließung der Warndtkohlen erbaut worden war. Zwischen 1913 und 1917 wurden der Doppelschacht Gustav II mit der aus den Jahren 1916/17 stammenden Dampffördermaschine Gustav II-West sowie der heute noch vorhandene Gebäudebestand errichtet. Nach 1965 war die Grube Velsen Teil des Verbundbergwerks Warndt, das später in das Bergwerk Saar überging.
Das Fördermaschinenhaus Gustav II setzt sich aus zwei identischen Teilen zusammen, da der Gustavschacht als Doppelschacht über zwei Fördermaschinen verfügte. Die Sandsteingebäude sind durch Lisenen, rundbogige Sprossenfenster und elegante Freitreppen anspruchsvoll gestaltet. Im rechten Gebäudeteil findet sich die Dampffördermaschine Gustav II-West. Sie ist eine technische Rarität von gewaltigen Dimensionen, die fast das gesamte Maschinenhaus ausfüllt. Es handelt sich um das älteste Förderaggregat des Saarbergbaus. Die Fördermaschine war im Jahr 1916/17 von den Dingler-Werken Zweibrücken aufgestellt worden, in den Jahren 1986/87 erfolgte eine Generalüberholung. Die Maschine ist als zweizylindrige Zwillingsmaschine konstruiert worden. Beide Zylinder stehen weit auseinander, denn sie bewegten ursprünglich eine Trommel, die das mehrere hundert Meter lange Förderseil aufspulen musste. 1936 ist anstelle der Trommel eine Koepe-Treibscheibe eingebaut worden. Nun wurde das Stahlseil nicht mehr auf- beziehungsweise bei der Einfahrt abgespult, sondern über das Unterseil unter dem Förderkorb, das am unteren Ende des Schachtes über eine weitere Scheibe zum „Gegenkorb“ und damit wieder nach oben läuft, in einem Kreislauf belassen. Durch dieses nach seinem Erfinder benannte System der „Koepe-Scheibe“ wurde es möglich, zwei Förderkörbe „gegeneinander“ fahren zu lassen, das heißt: Hängt Korb I in der Tiefe zum Beladen, ist Korb II zur gleichen Zeit an der Hängebank zum Entladen. Im Jahr 2000 erfolgte die Umstellung von Dampf- auf Druckluftbetrieb. Die mächtige Treibscheibe hat einen Durchmesser von sieben Meter. Die Vereinigung der Berg- und Hüttenleute Warndt e.V. Dorf im Warndt betreut die Maschinenhalle mit der Dampffördermaschine. Sie hat die Maschine hergerichtet und wartet diese regelmäßig.
1913 war Schacht Gustav II angeschlagen worden. 1915 wurde das von der Zweibrücker Firma Dingler gefertigte Strebengerüst aufgestellt. Die für eine Doppelförderung ausgelegte 30,95 Meter hohe Stahlfachwerk-Konstruktion zeichnet sich durch vergleichsweise eng angeordnete Aussteifungen aus. Sie wurde 1936 nochmals verstärkt.
Das zur Heizzentrale umgestaltete Fördermaschinenhaus Gustav I ist über einem Sockel durch Lisenen und rundbogige Sprossenfenster gegliedert. Eine Freitreppe mit Jugendstilgeländer führt in das Gebäude hinein.
Das zwischen 1908 und 1911 errichtete Zechenhaus wird von einem zweigeschossigen mit einem Turm versehenen Mitteltrakt dominiert. In ihm befanden sich neben der separaten Kaffeeküche für Grubenbeamte die streng hierarchisch angeordneten Büroräume. In den Flügelbauten waren ein Speisesaal, ein Sanitätszimmer, der Hauptbaderaum mit Duschzellen und Kleiderkauen, der Verlesesaal und das Materiallager untergebracht. Die Lampenkaue befindet sich in einem separaten Gebäude hinter dem Mittelteil des Zechenhauses. Das Zechenhaus ist streng symmetrisch aufgebaut und gegliedert. Als Baumaterial wurden rot-braune Sandsteinquader verwendet. Die mittlere Gebäudeachse ist durch das zentrale Eingangsportal, eine Dreifenstergruppe im ersten Geschoss und eine Vierfenstergruppe im Turmgeschoss besonders reich gestaltet. Zudem findet sich in der obersten Zone ein Wappenschild mit dem Bergbauemblem „Schlägel und Eisen“ und dem Spruchband „Velsen Glück Auf!“.
Das Torhaus mit der Markenkontrolle ist ein eingeschossiger Putzbau, der heute als Kaffeeküche (Kantine Velsen) die Besucherinnen und Besucher des Standortes empfängt. Die authentische Kaffeeküche ist die letzte original erhaltene und in Betrieb befindliche im Saarland. Sie bildet das „Eingangstor“ zum Standort Velsen. Eine besondere, ja einzigartige Atmosphäre erwartet hier die Besucherinnen und Besucher.
Ebenfalls auf der Tagesanlage Velsen befindet sich der ehemalige Lehrstollen Velsen, der heute vom Verein Erlebnisbergwerk Velsen e.V. betreut wird und dank des Engagements des Vereins als Erlebnisbergwerk Velsen für die Öffentlichkeit zugänglich ist.
Delf Slotta
Referatsleiter G2 - Grundsatzangelegenheiten Industriekultur
Trierer Straße 33
66111 Saarbrücken