Thema: Industriekultur und Denkmalpflege
Ministerium für Bildung und Kultur | Industriekultur

Duhamel Park Ensdorf

Die Entwicklung des Bergwerks Ensdorf beginnt mit dem Abteufen eines ersten Tiefbauschachtes im Raum Schwalbach/Griesborn im Jahr 1826. Die verkehrsungünstige Lage der Grube wurde mit der Fertigstellung des 2.350 m langen Ensdorfer Stollens 1842 wesentlich verbessert. Hierbei handelte es sich um einen Transportstollen, der zur Kohlenniederlage, d.h. einem Zwischenlager vor der Verschiffung, an der Saar führte. Zwischen 1861 und 1913 wurden weitere Schächte niedergebracht, zuletzt der „Saarschacht“, der von der französischen Grubenverwaltung der „Mines Domaniales Françaises de la Sarre“ in „Duhamel-Schacht“ umbenannt wurde. Der Name Duhamel bezieht sich auf Jean Baptiste Duhamel (1767-1847), der im Jahr 1810 mit dem „Saargrubenatlas“ eine erste zusammenhängende kartographische Erfassung des Saarreviers vorgelegt hatte. Am 30.06.2012 endete der Steinkohlenbergbau im Saarland mit der Förderung der letzten Kohle auf der Grube Ensdorf, die zu diesem Zeitpunkt den Namen „Bergwerk Saar“ trug.

Fördergerüst und Fördermaschinenhaus Grube Ensdorf Fördergerüst und Fördermaschinenhaus Grube Ensdorf
Das aus zwei Maschinenhallen gewinkelt zusammengesetzte Fördermaschinenhaus von 1917/18 steht vor dem 35 m hohen filigranen Fördergerüst der Dillinger Firma Meguin von 1917. Im Hintergrund erhebt sich auf dem Haldenplateau das Saarpolygon. Foto: Ministerium für Bildung und Kultur, Jens Falk

Der 1913 angehauene Duhamel-Schacht wurde kriegsbedingt erst 1917 fertiggestellt. Im selben Jahr wurde das 35 m hohe Fördergerüst aufgestellt. Die filigrane Eisenfachwerkkonstruktion stammt von der Dillinger Firma Meguin. Das „Deutsche Strebengerüst“ war von Anfang an auf eine Doppelförderung ausgelegt. Die Einrichtung der Doppelförderung im Jahr 1936 hatte auch eine Verstärkung des Fördergerüstes zur Folge. Zudem erhielt es den auffälligen kastenförmigen Kranaufbau.

Fördermaschine II Grube Ensdorf

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Das aus zwei Maschinenhallen gewinkelt zusammengesetzte Fördermaschinenhaus von 1917/18 steht vor dem Fördergerüst. In den beiden Maschinenhallen steht noch heute jeweils eine Dampffördermaschine. Die der östlichen Förderung dienende Fördermaschine I ist 1918 als zweizylindrige Zwillings-Maschine konstruiert worden. Die beiden Zylinder liegen in großen Abmessungen auseinander, denn sie bewegten ursprünglich eine 1,7 m breite Trommel von 7,5 m Durchmesser, die das über 800 m lange Förderseil aufspulen musste. Im Jahr 1963 wurde anstelle der Trommel eine Koepe-Scheibe mit einem Durchmesser von 6,30 m eingebaut. Hierdurch wurde es möglich, zwei Förderkörbe „gegeneinander“ fahren zu lassen. Das heißt: Hängt Korb I tief im Schacht zum Beladen, so steht Korb II zur gleichen Zeit an der Hängebank zum Entladen. Die Dampffördermaschine stammt von der Zweibrücker Dingler AG. Im Jahr 1936 ließ die Saargruben AG für die westliche Förderung ebenfalls von den Zweibrücker Dinglerwerken die Fördermaschine II aufstellen. Es ist als ein Glücksfall zu bewerten, dass sich diese Maschinen, denen höchste technikgeschichtliche und industriekulturelle Bedeutung zukommt, in ihrer ursprünglichen Gestalt und Funktion erhalten haben.

An die Tagesanlage grenzt die Halde Duhamel an. Sie ist mit 150 Metern die höchste Bergehalde des Saarlandes und überlagert eine Gesamtfläche von 44 Hektar. Das Bergematerial wurde zunächst mittels Schrägaufzügen und Kippwagen zu einer Spitzkegelhalde aufgetürmt. Diese entwickelte sich in den 1980er Jahren zu einem Tafelberg.

Halde Ensdorf-Duhamel Halde Ensdorf-Duhamel
Die 150 m hohe Bergehalde mit dem 2016 eingeweihten Saarpolygon ist auch von der Teufelsburg in Felsberg als dominante Erhebung im Saartal deutlich zu erkennen. Foto: Jens Falk

Saarpolygon Saarpolygon
Das Saarpolygon krönt heute die Bergehalde Ensdorf. Die abstrakte Landmarke bietet aus jeder Blickrichtung unterschiedliche Perspektiven und Eindrücke. Foto: Jens Falk

Heute erhebt sich auf der Bergehalde Ensdorf das im September 2016 eingeweihte und weithin sichtbare Saarpolygon. Die Landmarke ist „das“ Symbol für Tradition und Wandel im Saarland. Die abstrakte Form des neuen Wahrzeichens bietet aus jeder Blickrichtung unterschiedliche Perspektiven und Eindrücke. Diese erinnern an für den Bergbau typische Motive, etwa Schlägel und Eisen, Fördertürme und an ein „Tor in die Zukunft“. Die 30 Meter hohe Skulptur ist begehbar und bietet in 180 Metern Höhe einen grandiosen 360°-Panoramablick. Zuständig für das Saarpolygon ist der Verein „BergbauErbeSaar – Förderverein zur Wahrung des Erbes des Bergbaus und der Bergleute an der Saar e.V.“.

Heute befindet sich am Standort Ensdorf-Duhamel in der 1917/18 erbauten denkmalgeschützten Maschinenhalle zudem die RAG‐Repräsentanz an der Saar, in der die interaktive Dauerausstellung „Bergbau. Unser Erbe“ gezeigt wird. Die ehemalige Kaffeeküche, ein schmuckloser, aber doch besuchenswerter Funktionsbau aus den 1980er Jahren, vermittelt einen guten Eindruck von einer „modernen“ Kaffeeküche.

Maschinenhalle Grube Ensdorf Maschinenhalle Grube Ensdorf
Die 1917/18 erbaute Maschinenhalle ist heute Sitz der RAG‐Repräsentanz an der Saar. Im Hintergrund steht das im Jahr 1917 errichtete Fördergerüst. Foto: Landesdenkmalamt, Gregor Scherf

RAG‐Repräsentanz an der Saar

Provinzialstraße 1
66806 Ensdorf