Thema: Industriekultur und Denkmalpflege
Ministerium für Bildung und Kultur | Industriekultur

Historische Salzhäuser Sulzbach

Die Salzgewinnung im Gebiet des heutigen Saarlandes erfolgte ausschließlich aus Grundwasser. Obwohl sie nur fragmentarisch erhalten sind, besitzen die historischen Salzhäuser in Sulzbach eine hohe industriekulturelle Bedeutung als Zeugnisse des Salinenwesens in unserer Region. Lediglich in Rilchingen (Gemeinde Kleinblittersdorf) ist mit dem 1671 erbauten Brunnenhaus der Augusta-Quelle ein weiteres Zeugnis dieses Industriezweiges im Saarland erhalten.

Die erste urkundliche Erwähnung des Sulzbacher Salinenwesens datiert auf das Jahr 1549. Die Saline wurde bis 1560 zunächst von Unternehmern in Erbpacht, danach von den Landesherren betrieben. In der Folgezeit kam es immer wieder zur Stilllegung des Betriebs. Auch wechselten häufiger die Betreiber: mal waren es die Landesherrn, mal Pächter. Grund war die mangelnde Einträglichkeit des Geschäftes. Der Salzgehalt der Sole war niedrig und schwankte zudem stark. Manchmal versiegte die Quelle sogar gänzlich. Im 17. Jahrhundert kam die Salzproduktion durch den Dreißigjährigen Krieg und die Reunionskriege immer wieder zum Erliegen. Die Wiederaufnahme der Salzgewinnung Ende des 17. Jahrhunderts stand im Zeichen landesherrlicher Autarkiebestrebungen. Nach einer erneuten Renovierung der Saline in den Jahren 1719-1722 unter landesherrschaftlicher Regie kam es zunächst zu einem kurzen Aufschwung. Nach der Verpachtung der Produktionsstätte 1724 folgte bald wieder eine Phase des Niedergangs.

Die letzte bedeutende Periode der Sulzbacher Saline datiert ab 1730, als Joseph Todesco aus Hessen die Anlage pachtete. Er verlegte sämtliche Funktionsbauten – mit Ausnahme des Brunnens selbst – nach Dudweiler. Den Brunnen ließ er von ursprünglich 7-8 m auf etwa 20 m Tiefe ausbauen. Aus dieser Zeit stammt auch das heutige Salzbrunnenhaus. Die Sole wurde durch Kändel entlang des Sulzbaches nach Dudweiler geleitet, wo sie oberhalb des Dorngradierwerkes ankam. Somit konnte die erste Hebung der Sole auf das Gradierwerk gespart werden. Mithilfe eines Repetierwerks wurde die Sole anschließend noch einige Male auf das Gradierwerk gehoben und immer feiner zerstäubt. Ein solches Dorngradierwerk bestand aus einem Holzgerüst, auf dem Zweige von Schwarzdornhecken angebracht waren. Die Sole wurde nun auf dieses Werk gehoben, wo sie auf die Dornenzweige traf, die sie fein zerstäubten und zugleich Verunreinigungen herausfilterten. Hierdurch entstand eine größere Verdunstungsoberfläche. Durch den Zwischenschritt der Gradierung ließ sich die Sole stärker konzentrieren, was letztendlich Brennmaterial beim folgenden Sudprozess sparte. Im Sudhaus wurde das Wasser durch Hitzezufuhr auf großen Pfannen verdampft und somit das Salz auskristallisiert. Die Methode der Dorngradierung war so erfolgreich, dass im Jahr 1733 mit dem gewonnenen Salz der Bedarf von Nassau-Saarbrücken gedeckt werden konnte. Kurz darauf ging die Soleschüttung jedoch so stark zurück, dass die Saline 1736 endgültig geschlossen wurde. 1738/39 folgte die Versteigerung bzw. der Verkauf der Gebäude.

In den Jahren 1817-1820 führte der Preußische Bergfiskus als damaliger Eigentümer nochmals Untersuchungen durch. Er sah schließlich von einer erneuten Aufnahme des Betriebs ab und deckte den Brunnen provisorisch ab. Der einstige Salinenort geriet in Vergessenheit. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Salzbrunnenhaus Notunterkünfte eingerichtet. Erst als im Jahr 1947 der Boden einer Sozialwohnung einbrach, kam der ehemalige Hauptbrunnenschacht wieder zum Vorschein. In dem gemauerten Brunnenbecken haben sich Reste der ursprünglichen Eichenverzimmerung von ca. 1560 erhalten. Die Sole wurde durch ein hölzernes Pumpwerk gehoben, von dem bei Untersuchungen des Preußischen Bergfiskus Anfang des 19. Jahrhunderts eine knapp 10 m lange Welle sowie eine kleinere mit drei Rädern gefunden worden waren. Das mittlere Rad hatte einen Durchmesser von ca. 2,50 m. Es war mit seinen hölzernen Zapfen das Antriebsrad. Die beiden äußeren Räder mit einem Durchmesser von ca. 2,0 m waren glatt und dienten der Transmission.

Heute sind lediglich das Salzbrunnenhaus mit dem freigelegten Brunnenschacht und dem im 19. Jahrhundert angebauten „Haus Weber“ sowie das im rechten Winkel zum Brunnenhaus stehende Salzherrenhaus an historischer Bausubstanz erhalten.

Das Salzbrunnenhaus wird heute u.a. für Vortrags-, Theater- und Kulturveranstaltungen genutzt. Im Salzherrenhaus sind heute das Kulturamt sowie die VHS der Stadt Sulzbach untergebracht. Bekanntheit hat inzwischen auch das Historische Salinenfest im Bereich des Salzbrunnen-Ensembles erlangt.