Thema: Industriekultur und Denkmalpflege
Ministerium für Bildung und Kultur | Industriekultur

Schiefermuseum, Haut-Martelange

Musée de l’Ardoise, Haut-Martelange

Bereits um 1750 werden die Schiefervorkommen im Westen Luxemburgs industriell ausgebeutet. Somit ist der Schieferabbau eine der ältesten Industrien des Landes. In der Region gibt es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehrere kleine Schiefergruben. Ab 1898 werden diese von der Familie Rother aus Frankfurt am Main aufgekauft. Unrentable Betrieb werden stillgelegt und im Jahr 1913 die Gesellschaft „Obermosel Dachschiefer- und Plattenwerke August Rother und Erben Carl Rother, Société Anonyme, Obermartelingen“ gegründet. Durch den Bau der Schmalspurbahn Noerdingen – Martelingen, im Volksmund „Jhangeli“ genannt, erhalten die Schiefergruben Anschluss an das allgemeine Eisenbahnnetz.

Die Bebauung des Geländes spiegelt die soziale Hierarchie der damaligen Zeit wieder. So lebten die Unternehmenseigentümer in einem in eine Parkanlage eingebetteten Herrenhaus. Jagdchalet, Teehaus und Weiher lagen in der Nähe. Die Arbeiter hingegen hatten ihre aus Schiefer erbauten Unterkünfte in der Nähe der Pferdeställe. Die Arbeiterhäuser waren in den Firmenfarben weiß und grün gestrichen. Diese Farben wurden den Arbeitern vom Unternehmen kostenlos zur Verfügung gestellt.

Nach dem ersten Weltkrieg firmiert das Unternehmen unter „Ardoisières de Haut-Martelange S.A.“. In den 1950er Jahren setzt allmählich der Niedergang ein. Für die Dacheindeckung finden zunehmend neue Materialien oder günstigere Schieferplatten aus dem Ausland Verwendung. Im Jahr 1986 werden die Schiefergruben in Haut-Martelange schließlich geschlossen.

Seit 1992 setzt sich der Verein „Frënn vun der Lee“ („Freunde des Schiefers“) für den Erhalt der Zeugnisse des früheren Schieferabbaus ein. Im Jahr 2003 kauft der Staat Luxemburg das Gelände der früheren Schiefergruben von Haut-Martelange. Heute befindet sich hier das „Musée de l’Ardoise“. Das Schiefermuseum dokumentiert die Geschichte der Schieferindustrie der Region. Die Besucherinnen und Besucher können im Rahmen von Führungen sowohl die obertägigen Werksgebäude und -anlagen – zum Beispiel zum Spalten, Sägen und Zurichten der Schieferplatten – besichtigen als auch in die untertägigen Abbaubereiche absteigen. Auf dem ca. 8 ha großen Gelände befinden sich über 22 Gebäude und weitere Zeugen des einstigen Schieferabbaus. Außergewöhnlich ist das Ensemble aus Produktionsbauten (z.B. Sägewerk, Spalthäuser, Schmiede, Schlosserei und Schreinerei), Verwaltungsgebäuden, Arbeiterhäusern, Herrenhaus und englischem Park. Eine Grubenbahn verbindet die einzelnen Bereiche.

Das Schiefermuseum Haut-Martelange ist Teil der „Schieferstraße der Ardennen – Route de l‘Ardoise en Ardenne“.

Les Amis de l'Ardoise A.s.b.l.

Maison 3
L-8823 Haut-Martelange