Thema: Industriekultur und Denkmalpflege
Ministerium für Bildung und Kultur | Industriekultur

Edelsteinminen Steinkaulenberg und Historische Weiherschleife, Idar-Oberstein

Edelsteinminen Steinkaulenberg 

Der Steinkaulenberg nordwestlich von Idar-Oberstein ist Teil des Saar-Nahe-Gebietes, welches während des Erdzeitalters Perm von starker vulkanischer Aktivität geprägt war. Große Mengen aufsteigenden Magmas bildeten an der Oberfläche ein bis zu 800 m mächtiges Lavapaket. In den in der Lava entstandenen Gasblasen kristallisierten während des Abkühlungsprozesses Mineralien aus, die den Grundstein für die Edelsteinindustrie im Raum Idar-Oberstein bildeten. Die Achatvorkommen im Saar-Nahe-Gebiet werden erstmals 1375 erwähnt, die erste belegbare Quelle für den Obersteiner Raum datiert auf das Jahr 1454. 

Zunächst wurden die Edelsteine übertägig in sogenannten „Kaulen“ abgebaut, auf die auch der Name des nordwestlich von Idar-Oberstein gelegenen Steinkaulenberges zurückgeht. Während des Verwitterungsprozesses des vulkanischen Gesteins haben sich die aufgrund ihrer höheren Widerstandsfähigkeit der Verwitterung trotzenden Edelsteine in Oberflächennähe angereichert und konnten so über Tage gewonnen werden. Später ging man am Steinkaulenberg zu einem untertägigen Abbau über, während es in den übrigen Abbaugebieten meist bei der übertägigen Gewinnung blieb. 

Eine wirkliche Edelsteinindustrie entwickelte sich im Raum Idar-Oberstein erst im 19. Jahrhundert, als zunehmend Edelsteine – insbesondere aus Brasilien – importiert wurden. Die zunehmende Einfuhr aus Übersee führte in den 1870er Jahren zur Einstellung des Abbaubetriebes am Steinkaulenberg. Ende der 1970er Jahre wurden einige der verschütteten Stollen wieder freigelegt und als Besucherbergwerk erschlossen. 

Heute sind die Edelsteinminen Steinkaulenberg die einzigen zur Besichtigung freigegebenen Edelsteinminen Europas. Im Rahmen einer Führung durch den 400 m langen Besucherstollen erfahren die Besucherinnen und Besucher viel Wissenswertes über die Entstehung der Edelsteine sowie deren Abbau und Weiterverarbeitung. Von Scheinwerfern angestrahlte Mineralien wie Achat, Amethyst, Bergkristall, Kalkspat oder Rauchquarz können bestaunt werden. Im Edelsteincamp bietet sich den Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit, selbst Edelsteine zu schürfen. Ein geologischer Lehrpfad bildet die Zuwegung zur Edelsteinmine.

Edelsteinminen Steinkaulenberg

Im Stäbel
55743 Idar-Oberstein

Historische Weiherschleife

Die in der Gegend von Idar-Oberstein gewonnenen Edelsteine wurden seit dem 15. Jahrhundert in sogenannten Schleifmühlen bearbeitet, von denen es in der Region einmal 183 gab. Allein entlang des Idarbaches standen 56 Schleifen. Den Großteil der beschwerlichen Arbeit verrichteten die Schleifer seinerzeit in liegender Position bäuchlings auf sogenannten „Schleifenkippstühlen“. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Edelsteinschleifen nacheinander stillgelegt. 

Die nordwestlich von Idar-Oberstein am Idarbach gelegene „Historische Weiherschleife“ (eigentlicher Name: „Kallwiesweiherschleife“) war seit 1634 mit einigen Unterbrechungen bis 1945 in Betrieb. Sie konnte durch eine Restaurierung in den Jahren 1953/54 vor dem drohenden Zerfall bewahrt werden. Eine weitere Renovierung mit teilweiser Erneuerung folgte in den in den Jahren 1996/97. Die „Historische Weiherschleife“ ist die letzte wasserradangetriebene Edelsteinschleifmühle am Idarbach. 

Heute werden den Besucherinnen und Besuchern an den großen Schleifrädern aus Sandstein die früheren Edelsteinbearbeitungstechniken demonstriert. Zudem erwarten die Gäste die Multimedia-Schau „Das Geheimnis der Edelsteine“, eine Edelsteinausstellung, ein Museumsshop und ein Kinderschürfplatz. Der als Wasserreservoir zum Betrieb des großen Wasserrades der Edelsteinschleife dienende Kallwiesweiher bietet einen kleinen Tretbootverleih.

Historische Weiherschleife

Tiefensteiner Straße 87
55743 Idar-Oberstein

Im Jahr 1978 fand die Gründungsversammlung des „Fördervereines Steinkaulenberg – Weiherschleife e.V.“ statt. Vereinsziel ist die Betreuung der ehemaligen Abbaustollen im Steinkaulenberg und der Historischen Weiherschleife. Zudem sollen die früheren Abbaumethoden und die wirtschaftliche Bedeutung der Edelsteingräberei im Bereich des Steinkaulenberges sowie die Geschichte der historischen Weiherschleife wissenschaftlich erforscht werden.