Thema: Industriekultur und Denkmalpflege
Ministerium für Bildung und Kultur | Industriekultur

Prioritärer Bergbau-Denkmalstandort Camphausen

Die Geschichte der Grube Camphausen beginnt am 01.04.1871 mit dem Abteufen der Schächte Fischbach I und II. Schacht III wurde 1874 angeschlagen. In diesem Jahr hatte der preußische Finanzminister Otto von Camphausen (1812-1896) die Grube befahren, die seitdem seinen Namen trägt. Im Oktober 1877 beginnt die regelmäßige Kohleförderung. Die im Jahr 1879 eröffnete Fischbachtalbahn verbesserte die Absatzmöglichkeiten der Grube erheblich. Einen schweren Rückschlag erlebte die Grube am 17./18.03.1885 durch eine schwere Schlagwetter- und Kohlenstaubexplosion. 180 Bergleute fanden bei dem Unglück den Tod. Eine weitere Schlagwetterexplosion mit sieben Toten ereignete sich am 16.02.1986. Im Rahmen der Umsetzung des 1988 beschlossenen Drei-Standorte-Konzepts wurde die Grube Camphausen Teil des Verbundbergwerkes Göttelborn/Reden. Am 12.11.1990 wurde die Kohleförderung auf dem Bergwerk Camphausen eingestellt.

Wahrzeichen der Tagesanlage Camphausen ist der Förderturm von Schacht IV. Spatenstich war am 31.10.1908. Es folgten die Abteufarbeiten am Schacht. Der Förderturm selbst wurde in den Jahren 1910/1911 errichtet und ist der weltweit erste in Eisenbeton errichtete Förderturm. Er misst 40,70 m Höhe und besteht aus vier Hauptstockwerken. Die Grundrissfläche des Turmschaftes beträgt 24,00 m x 9,30 m. Sie ist in zwei weitgehend symmetrische Teile geteilt, da der Förderturm von Anfang an für eine Doppelförderung konzipiert war, was die Installation zweier Fördermaschinen erforderte. Der Schachtturm gründet auf vier Stützpfeilern, die bis zum gewachsenen Felsen in einer Tiefe von 11 Metern reichen. Auf diesen stehen die Eisenbetonstützen als eigentliches Grundgerüst des Turmes. In der obersten Etage sind die beiden elektrischen Fördermaschinen mit den Fördermotoren und den Koepe-Treibscheiben eingebaut. Anders als bei den traditionellen Fördergerüsten hatte man sich entschlossen, auf Camphausen die Fördermaschinen über statt neben dem Schacht aufzustellen. Grund waren die beengten Verhältnisse auf dem Grubenareal. Von der dritten Etage bis zum Dach ist auf den beiden Schmalseiten des Förderturmes je ein Erker angebaut, in denen die elektrische Ausrüstung der Fördermaschinen untergebracht ist. Diese Erker verleihen dem Förderturm die Form eines Hammerkopfes. Daher rührt auch die Bezeichnung „Hammerkopf-Förderturm“. Der Förderturm Camphausen IV ist im Jahr 2016 von der Bundesingenieurkammer als „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ ausgezeichnet worden.

Das Fördergerüst von Schacht II ist ein für deutsche Bergwerke typisches Strebengerüst aus Vollwandprofilen. Bemerkenswert ist jedoch die Zweiseilförderung mit den übereinander liegenden Doppelscheiben, die auf saarländischen Gruben in dieser Gestalt einzigartig ist.

Der Förderturm von Schacht IV ist einschließlich seiner erhaltenen Fördermaschinen ein Denkmal von herausragender Bedeutung. Es ist – wie das unmittelbar daneben stehende Fördergerüst von Schacht II – auch als Landmarke erhaltenswert.

Ein weiteres erhaltenes Gebäude ist die heute stark überformte Elektrowerkstatt, die ursprünglich 1876 als Fördermaschinenhaus erbaut worden ist. Daneben steht das Fördermaschinenhaus von Schacht II aus dem Jahr 1960. Ebenfalls erhalten sind das Umformergebäude und das Schalthaus aus den 1930er Jahren.

Im Jahr 2006 wurde die Halde Lydia der Grube Camphausen nach umfangreichen Sanierungs- und Rekultivierungsarbeiten für die Öffentlichkeit freigegeben. Die Halde ist einer der faszinierendsten Orte im Saarkohlenwald.

Halde Lydia

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Nachdem die bisherige Halde des Bergwerkes Camphausen, die sich nördlich der Fischbachbahn befand, nicht mehr aufnahmefähig war, war ab den 1950er Jahren mit der Schüttung zweier Kegelsturzhalden begonnen worden. Diese sind in den folgenden Jahrzehnten in die heutige Plateauhalde integriert worden. Diese hat eine Grundfläche von 66 Hektar, während das Haldenplateau selbst 12 Hektar misst. Die Halde Lydia überragt als Landmarke das natürliche Relief um 60 bis 120 Meter. Der höchste Punkt liegt 360 Meter über NN.

Das Haldenplateau ist bewusst in Kontrast zum Grün des Saarkohlenwaldes bzw. zur Vielfalt der Siedlungsflächen im Sulz- und Fischbachtal gestaltet worden. Die Besucherinnen und Besucher treffen auf eine kahle, schüsselförmige Landschaft aus Bergematerial. Die Künstlichkeit wird durch die scharfen Geländekanten zusätzlich betont. Das fast kahle Plateau, auf dem schwarz-graue Farben vorherrschen, die Wälle an den Plateaurändern, die den Eindruck eines Mondkraters vermitteln, und die skurrile Hügellandschaft aus Bergematerial im Südteil der Halde vermitteln das Bild eines „Jardin mystique“. Hierbei stechen die drei „Himmelsspiegel“ auf dem Plateau heraus, bei denen es sich um runde, flache Becken handelt, in denen sich Himmel und Wolken spiegeln, sobald sich Regenwasser in ihnen gesammelt hat.

Delf Slotta
Referatsleiter G2 - Grundsatzangelegenheiten Industriekultur

Trierer Straße 33
66111 Saarbrücken