Thema: Industriekultur und Denkmalpflege
Ministerium für Bildung und Kultur | Industriekultur

Ehemalige Merzig-Büschfelder Eisenbahn (MBE) und Eisenbahnhalle Losheim am See

Die Merzig-Büschfelder Eisenbahn (MBE) ist die letzte noch existierende Kleinbahn im Saarland.

Nachdem der Ausbau des Eisenbahnnetzes im Saarland im Rahmen der industriellen Entwicklung um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bereits weitgehend abgeschlossen war, erkannte man die Notwendigkeit der Verkehrserschließung des Merziger Hinterlandes bzw. des vorderen Hochwaldes. Viele Bewohner waren in der saarländischen Hüttenindustrie, dem Bergbau und anderen Fabriken beschäftigt. Eine Bahnanbindung würde ihnen die Erreichbarkeit ihres Arbeitsplatzes deutlich erleichtern sowie den Landwirten größere Absatzmärkte erschließen.

Im Jahr 1882 wurde in einer Sitzung des Kreistages erstmals das Vorhaben formuliert, eine Bahnlinie zwischen Merzig und Wadern zu bauen. Dieses wurde jedoch nicht realisiert. Zwischen 1885 und 1897 wurden weitere Versuche zum Bau einer Bahnlinie unternommen. Die Gesuche wurden erneut abgelehnt.

Am 28.07.1892 wurde das „Gesetz über Kleinbahnen und Privatanschlußbahnen“ erlassen. § 1 Abs. 1 lautet: „Kleinbahnen sind die dem öffentlichen Verkehr dienenden Eisenbahnen, welche wegen ihrer geringen Bedeutung für den allgemeinen Eisenbahnverkehr dem Gesetz über die Eisenbahnunternehmungen vom 03.11.1838 nicht unterliegen“. Der Verzicht auf die strengen Anforderungen des Eisenbahngesetzes erleichterte den Bau lokaler Eisenbahnen.

Im Jahr 1899 einigten sich der preußische Staat, der Provinzialverband der Rheinprovinz und der Kreis Merzig darauf, die Kosten des Bahnbaus je zu einem Drittel zu tragen sowie eine GmbH zum Zwecke des Baus und des Betriebs einer Kleinbahn von Merzig nach Büschfeld zu gründen. 1901 erfolgte die Genehmigung durch den Regierungspräsidenten sowie die Unterzeichnung des Gesellschaftervertrages. Die „Kleinbahn Merzig-Büschfeld GmbH“ wurde am 14.01.1902 in das Handelsregister eingetragen.

1902 begannen die Bauarbeiten, wobei die Bauausführung in den Händen der Ph. Balke, AG für Hoch- und Tiefbau, aus Berlin lag. Am 03.07.1903 erfolgte die Betriebseröffnung, am 06.07.1903 wurde der fahrplanmäßige Bahnverkehr aufgenommen. Die Gesamtstrecke betrug ca. 22,5 km und verlief vom Staatsbahnhof Merzig über den Bahnhof Merzig Kleinbahn, Brotdorf, Bachem, Losheim, Niederlosheim, Münchweiler und Nunkirchen bis nach Büschfeld, wo sie in die staatliche Primstalbahn einmündete.

Beim Bau der Bahnstrecke mussten auch kleinere Brückenbauten sowie eine große Brücke mit zwei eisernen Fachwerküberbauten über die Prims in Büschfeld, acht Bahnhofsanlagen mit sieben Empfangsgebäuden und der Lokschuppen mit Werkstatt in Losheim errichtet werden.

Mit der Abtrennung des Saargebietes vom Deutschen Reich 1920 verlief die Grenze nun plötzlich zwischen Bachem und Losheim. Die Bahn wurde nun in zwei Währungsgebiete geteilt, die durch die Zollgrenze getrennt waren. Nach der Rückgliederung 1935 erholte sich die Bahn schnell. Der Bau des Westwalls ab 1936, in dessen Rahmen die Bahn Transportaufgaben zu erfüllen hatte, brachte neue Einschnitte. Die Evakuierung der Bevölkerung erfolgte ebenfalls zum Großteil durch die Bahn. 1943 erfolgte die Umbenennung in Merzig-Büschfelder Eisenbahn GmbH. Während des Zweiten Weltkrieges kam es zu erheblichen Zerstörungen an den Bahnanlagen. Insbesondere wurden die Bahnhofsgebäude in Merzig-Ost und Losheim total zerstört, die Flussbrücken über die Prims in Büschfeld und den Ritzerbach in Merzig gesprengt sowie die Werkstattanlagen, die Lok- und Triebwagenhalle in Losheim stark beschädigt. Nach dem Krieg konnte der Betrieb daher ab 1945 erst nach und nach in Teilstücken wieder aufgenommen werden. Erst 1947 war der Verkehr in vollem Umfang wieder möglich.

1952 erfolgte die Umstellung des Personenverkehrs auf Dieseltriebwagen. Ab 1953 betrieb die Merzig-Büschfelder Eisenbahn eine eigene Omnibuslinie. Bis zum 26.05.1962 wurde der komplette Schienenpersonenverkehr sukzessive auf Busbetrieb umgestellt. Ab 1959 erfolgte auch beim Güterverkehr die Umstellung auf Diesellokomotiven. Der Dampfbetrieb wurde 1960 eingestellt. Zunehmend wurde nun auch der Güterfernverkehr von der Schiene auf die Straße verlagert, wobei die Merzig-Büschfelder Eisenbahn sich um Güterfernverkehrskonzessionen bemühte, um die Verluste auf der Schiene auszugleichen. Durch die negative wirtschaftliche Entwicklung im Hochwaldraum reduzierte sich die Zahl der Aufträge zunehmend. 1969 wurde im Betriebswerk Losheim eine öffentliche Reparaturwerkstatt für Nutzfahrzeuge eingerichtet.

Im Jahr 1962 wurde das Saarland alleiniger Gesellschafter der Merzig-Büschfelder Eisenbahn GmbH. 1987 erfolgte schließlich die Einstellung der betrieblichen Aktivitäten der Merzig-Büschfelder Eisenbahn GmbH.

Diesellok 51 des Museums-Eisenbahn-Clubs Losheim (MECL) Diesellok 51 des Museums-Eisenbahn-Clubs Losheim (MECL)
Die Diesellok 51 des Museums-Eisenbahn-Clubs Losheim (MECL) wurde 1959 gebaut und ist Teil des historischen Fahrzeugparks. Im Hintergrund ist die Eisenbahnhalle zu sehen. Foto: Landesdenkmalamt, Kristine Marschall

1982 nimmt der Museums-Eisenbahn-Club Losheim (MECL) dampflokbetriebene Museumsbahnfahrten auf einem Teilstück des Streckennetzes der Merzig-Büschfelder Eisenbahn auf. Insbesondere die Dampflok „Losheim“ (ehemalige Werkslok 34 von Saarberg; gebaut 1948 von der Firma Henschel) gilt als technikgeschichtliche Rarität. 1987 wird die Bahnstrecke mit ihren Gebäuden, Anlagen und Fahrzeugen unter Denkmalschutz gestellt. Mittlerweile befinden sich die Gleisanlagen im Eigentum der Stadt Merzig bzw. der Gemeinde Losheim am See. Das Betriebsgelände Losheim konnte ebenfalls von der Gemeinde erworben werden. Die von der Museumsbahn befahrene Streckenlänge beträgt ca. 15 km. Aufgrund umfangreicher Instandsetzungsarbeiten zwischen den Bahnhöfen Merzig-Ost und Losheim kann dieses Teilstück jedoch bis auf weiteres nicht befahren werden.

Waggon des Museums-Eisenbahn-Clubs Losheim (MECL) Waggon des Museums-Eisenbahn-Clubs Losheim (MECL)
Neben Dampf- und Dieselloks gehören auch zahlreiche Personen- und Gepäckwagen zum Bestand der Museumseisenbahn. Foto: Landesdenkmalamt, Gregor Scherf

Heute befindet sich auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Merzig-Büschfelder Eisenbahn der „Erlebnisbahnhof Losheim am See“. Er besteht aus dem Eisenbahnmuseum, dem Kulturzentrum Eisenbahnhalle und der Museumseisenbahn. Das Museum und das Museumsgelände zeigen eine Vielzahl an Exponaten zur Merzig-Büschfelder Eisenbahn und der saarländischen Eisenbahngeschichte. Ausgestellt sind zudem Dampfloks, Dieselloks und zahlreiche Personen- und Gepäckwagen. Im Bereich des Eisenbahnmuseums befindet sich auch das Bahnpost-Museum der Bundesarbeitsgemeinschaft Bahnpost. Die ehemaligen Werkstätten der Merzig-Büschfelder Eisenbahn werden heute vom Museums-Eisenbahn-Club Losheim zur Aufarbeitung der historischen Fahrzeuge genutzt.

„Erlebnisbahnhof Losheim am See“ „Erlebnisbahnhof Losheim am See“
Der „Erlebnisbahnhof Losheim am See“ befindet sich auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Merzig-Büschfelder Eisenbahn. Er besteht aus dem Eisenbahnmuseum, dem Kulturzentrum Eisenbahnhalle und der Museumseisenbahn. Foto: Landesdenkmalamt, Gregor Scherf

Museums-Eisenbahn-Club Losheim am See

Streifstraße 3
66679 Losheim am See