Sprachenkonzept
Sprachliche Bildung ist die Basis für soziale, kulturelle und berufliche Handlungsfähigkeit. Um das Sprachenlernen im Saarland gezielt und effektiv modernisieren zu können, wurde zum ersten Mal eine detaillierte Bestandsaufnahme des gesamten sprachlichen Lernens im saarländischen Bildungsbereich angefertigt und am 28. Januar 2019 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Das am 28. Januar 2019 im Ministerium für Bildung und Kultur vorgestellte Sprachenkonzept Saarland 2019 beschreibt detailliert die Grundlagen und den aktuellen Sachstand des Sprachenlernens.
Ziel ist, die Mehrsprachigkeit im Saarland und das schulische Sprachenlernen in den nächsten Jahren weiter voranzubringen. Darüber hinaus machen die Autorinnen und Autoren konkrete Vorschläge unter anderem zur Umsetzung der Frankreichstrategie, zur Integration von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund und zum Einsatz digital unterstützter Arbeitsweisen beim Sprachenlernen.
Das neue Sprachenkonzept beruht auf einer Überarbeitung und Aktualisierung des Vorgängerkonzeptes von 2011 und entstand unter der Leitung der Romanistinnen Prof. Dr. Claudia Polzin-Haumann und Dr. Christina Reissner und des langjährigen Sprachenreferenten des Bildungsministeriums, Ministerialrat Joachim Mohr. Beteiligt waren außerdem zahlreiche Expertinnen und Experten aus dem Bildungsministerium, den Hochschulen, dem Landesinstitut für Pädagogik und Medien, dem Schulbereich und weitere Kooperationspartner.
Inhaltlich versucht das neue Sprachenkonzept, Antworten auf die neuen Herausforderungen für das Sprachenlernen saarländischer Schülerinnen und Schüler zu formulieren:
- Im Sinne einer innovativen Didaktik der Mehrsprachigkeit sollte in Zukunft sehr viel stärker als bisher das wichtige Potential des vernetzten Lernens verschiedener Sprachen genutzt werden. Dies gilt insbesondere auch für das Lernen von Französisch und Englisch.
- Im Bereich Deutsch als Zweitsprache sollte die Sprachbildung und soziale Integration von neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen weiter gestärkt werden. Dafür ist es notwendig, noch viel mehr Lehrkräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher bereits in der Ausbildung und durch Fortbildungsmaßnahmen verstärkt zu schulen und die Ausbildungskapazitäten zu erhöhen. Hierzu gehört auch ein flächendeckendes Netz von Sprachlernberaterinnen und -beratern an Schulen.
- Die Anerkennung der herkunftssprachlichen Kompetenz und deren Zertifizierung im Rahmen von schulischen Feststellungsprüfungen sollte auch denjenigen Schülerinnen und Schülern, die schon länger in Deutschland sind und deren Familiensprache ebenfalls nicht Deutsch ist, ermöglicht werden.
- Beim neuen herkunftssprachlichen Unterricht unter staatlicher Aufsicht sollten umfangreiche Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen ermöglicht werden, um einen hochwertigen professionellen Unterricht zu gewährleisten.
- Bei der Frankreichstrategie sollte die Vision einer deutsch-französischen Zweisprachigkeit im Jahre 2043 unbedingt durch eine bildungspolitisch fundierte Zielsetzung mit entsprechenden Planungen ergänzt und umgesetzt werden.
- Die Autorinnen und Autoren sprechen sich in diesem Zusammenhang für die Einführung von Französisch ab Klasse 1 für möglichst alle Schülerinnen und Schüler aus, ergänzt durch französischsprachigen Unterricht in den musischen Fächern und Sport. Hierfür müsste unbedingt qualifiziertes Lehrpersonal eingestellt werden.
- Die didaktischen Grundlagen des Französischlernens in der Grundschule sind grundlegend neu zu konzipieren. Diese Notwendigkeit ergibt sich angesichts der aktuellen Sachlage auch ohne die Zielsetzungen der Frankreichstrategie.
- An den weiterführenden Schulen sollte der französisch- und englischsprachige bilinguale Unterricht in Sachfächern stark ausgebaut werden. Diese sehr erfolgreiche Methode der Intensivierung des Sprachenlernens wird auch in Luxemburg durchgängig an allen Schulen genutzt und ist dort wichtige Grundlage der leistungsfähigen Mehrsprachigkeit.
- Nicht nur im Sinne der Frankreichstrategie sollte der Schüleraustausch stark ausgeweitet werden. Bisher nimmt nur der kleinere Teil der Schülerinnen und Schüler an solchen Maßnahmen teil. Umgesetzt werden sollte ein ganzes Maßnahmenbündel unter Nutzung von EU-Fördermitteln.
- Wenn die stärkere Nutzung digitaler Medien beim Sprachenlernen in allen Schulen und Schulformen gelingen soll, müssen schon jetzt schulische Expertinnen und Experten sowie Ausbilderinnen und Ausbildern und Fortbildnerinnen und Fortbildnern ebenso wie die Mitglieder von Landesfachkonferenzen in Kommissionen mit der Erarbeitung fachlicher Konzepte und schulformbezogener Mindeststandards und Empfehlungen für die IT-Ausstattung an Schulen (Hardware wie Software) beginnen.