Landesdenkmalamt | Denkmalschutz

Die Geschichte der saarländischen Denkmalpflege

Karl Klein Karl Klein
Karl Klein 1873 - 1934 Foto: Landesdenkmalamt

Die Region, die heute das Bundesland Saarland bildet, ist historisch und kulturgeschichtlich keine einheitliche oder gar abgeschlossene Kunst- und Kulturlandschaft. Das Saarland war immer Durchgangs- und Grenzland. Mehrere Kriege sind über das Land hinweggegangen und haben viele bedeutende Bauwerke zerstört. Die Zugehörigkeit zu verschiedenen Territorien hat eine kontinuierliche und einheitliche Denkmalpflege erschwert. Die Geschichte der staatlichen Denkmalpflege im Saarland beginnt daher erst in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts.
1920 nahm der erste Konservator des Saarlandes, Karl Klein, seinen Dienst auf. Der in Saarbrücken Geborene absolvierte sein Architekturstudium an der Technischen Hochschule Charlottenburg. Er war von 1901-1910 als Hochbauinspektor in Lothringen tätig und leitete zeitweilig das Dombauamt in Metz. Erst 1926 wurde das Konservatoramt als selbstständiges Amt eingerichtet.

Erster Landeskonservator Karl Klein auf der Grabung Kasbruchtal 1921 Erster Landeskonservator Karl Klein auf der Grabung Kasbruchtal 1921
Erster Landeskonservator Karl Klein auf der Grabung Kasbruchtal 1921 Foto: Museum für Vor- und Frühgeschichte Saarbrücken

Klein wurde von seiner zusätzlichen Tätigkeit als Leiter des Hochbauamtes für Militär- und Wohnungsbauten im Saargebiet entbunden und konzentrierte sich nun auf seine Arbeit als Konservator der geschichtlichen Denkmäler des Saargebietes. Drei weitere Mitarbeiter waren am Konservatoramt beschäftigt: Alle Zeichnungen fertigte der Architekt und Bauamtmann Riedel an, der Registrator Walter übernahm Verwaltung und Sekretariat und Bildhauer Zimmer die Konservierung und Restaurierung der Bodenfunde.

Ehemaliges Konservatoramt Keplerstraße, Saarbrücken Ehemaliges Konservatoramt Keplerstraße, Saarbrücken
Ehemaliges Konservatoramt, Keplerstraße, Saarbrücken Foto: Landesdenkmalamt

Obwohl bereits in den Anfangsjahren die „... Überwachung geschichtlicher Baudenkmäler ...“ zu den Aufgaben des Amtes gehörte, lag der Schwerpunkt der Tätigkeiten Kleins auf der Ausgrabung und Sammlung von Bodenfunden. Ende der 1920er Jahre zog das Konservatoramt in die umgebaute Dragonerkaserne, dem von Friedrich Joachim Stengel erbauten Armen- und Waisenhaus am Alt-Saarbrücker Ludwigsplatz, Keplerstraße 3. Dort konnten die Bodenfunde der Staatlichen Altertümersammlung endlich auch im neuen Museum für Vor- und Frühgeschichte ausgestellt und der Öffentlichkeit präsentiert werden. Nach dem Tod Karl Kleins 1934 übernahm der Architekt Hubert Rost die Geschäftsführung. Für die Bearbeitung der Bodenfunde und Betreuung des Museums wurde Dr. Wilhelm Vahle eingesetzt. Rost erstattete erstmals Bericht über die von seinem Vorgänger geleistete Arbeit im Bereich Baudenkmalpflege. Im Vorwort zum fünften Konservatorbericht von 1934 klagte er aber auch über die starke Kürzung finanzieller Mittel und manifestierte erstmals einen Denkmalbegriff für das Saarland, der den Naturdenkmalschutz, den Schutz der „... Schönheit eines Ortsbildes, einer Landschaft ...“ einschließt. Zudem kritisierte er „... unsachgemäß ausgeführte Dachinstandsetzungen ...“ im Bereich der Friedenskirche am Ludwigsplatz in Saarbrücken und „... aufwendig und pompös“ gestaltete Kriegerdenkmäler.

Hubert Rost wurde bereits 1935 von Dr. phil. Josef Keller abgelöst, der zugleich Leiter des Museums für Vor- und Frühgeschichte wurde. Am 24. Juni 1938 wurde der Direktor des Saarland-Museums, Hermann Keuth, zum Landeskonservator ernannt. Durch die Eingliederung Lothringens in das Deutsche Reich erhielt Keuth einen entsprechend erweiterten Dienstbereich als Landeskonservator und übernahm gleichzeitig vorübergehend die Leitung des Landesdenkmalamtes in Metz.

Beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 wurden die Bestände der Altertümersammlung und des Museums für Vor- und Frühgeschichte in Kisten verpackt und in Sicherheit gebracht. Somit konnte glücklicherweise der größte Teil der Sammlung gerettet werden. Beim Luftangriff vom 5. und 6. Oktober 1944 wurde aber das Dienstgebäude des Konservatoramts völlig zerstört. Mit dem Gebäude „... verbrannten sämtliche Fundakten, archäologische Karten, Photos, Inventare, die ganze wertvolle Bibliothek und alles bis auf den letzten Bleistift“ (Josef Keller im Vorwort zum „Bericht 6 der Staatlichen Denkmalpflege im Saarland“ von 1953).

Keuth kehrte nach der Entlassung aus französischer Gefangenschaft 1949 zwar nach Saarbrücken zurück, verließ aber 1954 entgültig das Saarland und zog nach Baden. Die Wiederaufbauzeit war für das Konservatoramt eine Zeit umfangreichster Tätigkeiten. Wichtigste Aufgabe der Kunst- und Baudenkmalpflege war der Wiederaufbau der Ludwigskirche und der Bauten des Ludwigsplatzes, des um 1775 von Friedrich Joachim Stengel erschaffenen barocken Bauensembles in Alt-Saarbrücken. Dieses Projekt wurde erstmals von großem Interesse der Öffentlichkeit begleitet.

 

Im Februar 1954 machte der Betreiber einer Sandgrube in Reinheim einen bedeutenden Fund: Im Zentrum eines Hügels entdeckte er bei Abbauarbeiten das mit Goldschmuck und kostbaren Gefäßen reich ausgestattete Grab einer keltischen Fürstin und meldete den Fund ordnungsgemäß an das Konservatoramt. Die Mitarbeiter der Bodendenkmalpflege hoben den Fund und sorgten mit dem Schatz der Fürstin von Reinheim im Jahr 1955 europaweit für Schlagzeilen. 
 
Nach einer Zwischenstation in den Räumen des Saarland-Museums am St. Johanner Markt 24 zog das Konservatoramt 1957 in das wiederaufgebaute Palais Freital am Ludwigsplatz. Nach dem Ausscheiden Josef Kellers im März 1958 wurde der Kunsthistoriker Dr. Martin Klewitz mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt. Klewitz kümmerte sich gemeinsam mit Alfons Kolling um die Neueinrichtung des Museums für Vor- und Frühgeschichte und betreute gleichzeitig zahlreiche Projekte der Bau- und Kunstdenkmalpflege.

Ein Teil des ebenfalls im Palais Freital neu eingerichteten Museums für Vor- und Frühgeschichte wurde im Dezember 1958 vom damaligen Kultusminister Franz-Josef Röder wiedereröffnet. Bereits im November 1959 übernahm der Archäologe und Bodendenkmalpfleger Reinhard Schindler die Leitung des Konservatoramtes. Unter seiner Leitung wurde das Museum für Vor- und Frühgeschichte weiter ausgebaut und in Landesmuseum umbenannt. Die seit Jahrzehnten brachliegende Inventarisationstätigkeit im Bereich Kunst- und Baudenkmalpflege wurde durch Schindler wieder aufgenommen.

Im Jahr 1961 verstarb der Kunsthistoriker Walter Zimmermann, der von 1928 bis 1935  für die saarländische Denkmalpflege gearbeitet und die ersten saarländischen Kunstdenkmälerinventare für die Kreise Saarbrücken, Ottweiler und Saarlouis veröffentlicht hatte. Diese Werke begründeten die wissenschaftliche Kunst- und Baudenkmalpflege im Saarland und sind bis heute wichtige Quellen für die Inventarisationsarbeit und Bauforschung des Landesdenkmalamtes.

1965 verließ Reinhard Schindler das Konservatoramt und wurde Direktor des Rheinischen Landesmuseums in Trier. Dr. Martin Klewitz betreute weiterhin die Bau- und Kunstdenkmalpflege und wurde 1966 neuer Leiter des Konservatoramtes. Alfons Kolling übernahm die Bodendenkmalpflege und das Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte. Klewitz und Kolling beklagten in den Berichten zur Staatlichen Denkmalpflege im Saarland die Kürzung der Mittel vor allem im Bereich Bau- und Kunstdenkmalpflege und das Fehlen eines Architekten im Amt. Die Räume des Amtes im Palais Freital und des Museums in der Keplerstraße 3 wurden zunehmend knapper. Die Resonanz auf die Arbeit des Amtes bezeichneten Klewitz und Kolling allerdings als erfreulich. Neben dem Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte wurde die römische Villa von Nennig zum Publikumsmagneten.

Ende der 1960er Jahre erfasste der bundesweite Bauboom auch das Saarland. Klewitz sah darin erhebliche Gefahren für den Denkmalschutz und forderte ab 1971 die Anpassung der veralteten Rechtslage im saarländischen Denkmalschutz an die aktuellen Gegebenheiten durch die Einführung eines neuen Denkmalschutzgesetzes.

Mit Beginn der 1970er Jahre intensivierte das Amt die Zusammenarbeit mit den Saarbergwerken und nahm sich zunehmend der Erhaltung von technischen Denkmälern wie Schachtanlagen, Stolleneingängen, Fördertürmen und Bergwerkssiedlungen an. Die Industriedenkmalpflege gewann im Saarland immer mehr an Bedeutung.

Nach jahrelanger Verzögerung trat am 1. Januar 1978 endlich das Saarländische Denkmalschutzgesetz in Kraft. In Städten und Gemeinden wurden untere Denkmalschutzbehörden eingerichtet.

Am 1. März 1982 ging Dr. Martin Klewitz nach dreißig Jahren Tätigkeit in der saarländischen Denkmalpflege in Ruhestand. Neuer Landeskonservator wurde der Kunsthistoriker Dr. Johannes Habich, dem 1985 der Architekt und ehemalige Bauamtsleiter beim Stadtverband Saarbrücken, Dipl. Ing. Johann Peter Lüth, folgte.

Ein neues Großprojekt für die saarländische Denkmalpflege und eine beispielhafte Symbiose von historischer und zeitgenössischer Architektur war die Gesamtsanierung des Saarbrücker Schlosses von 1982 bis 1989. Mit dem Mittelrisalit schuf Architekt Gottfried Böhm einen Neubau, der sich trotz seiner offensichtlichen Modernität harmonisch in das barocke Gesamtbild des Schlosses einfügt.

1986 wurde die Roheisenerzeugung der Völklinger Hütte unter Denkmalschutz gestellt, 1994 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und verhalf damit der saarländischen Industriedenkmalpflege zu einem erheblichen Anstieg der Akzeptanz in der Bevölkerung.

Dipl. Ing. Johann Peter Lüth ging 2002 in den Ruhestand. Die Leitung des Konservatoramtes übernahm noch im gleichen Jahr die Kunsthistorikerin Dr. Ulrike Wendland, die im Herbst 2005 das Amt verließ. Von 2006 bis zum 31. Juli 2018 wurde es durch den Kunsthistoriker und Architekten Prof. Dr. Josef Baulig geleitet.

Seit 1. Januar 2005 trägt das Amt seinen neuen Namen „Landesdenkmalamt“. Die Denkmalschutzbehörden wurden mit dem gleichzeitig in Kraft getretenen neuen Denkmalschutzgesetz aufgelöst. Ihre Aufgabenbereiche wurden in das Landesdenkmalamt integriert. Insgesamt arbeiten dort heute 16 Archäologen, Kunsthistoriker, Architekten, Vermessungsingenieure, Restauratoren und Verwaltungsmitarbeiter für den Erhalt unseres kulturellen Erbes. Am 21. Januar 2008 zog das Landesdenkmalamt nach Schiffweiler, Ortsteil Landsweiler-Reden, in das ehemalige Bergwerk Reden, einem bedeutenden Baudenkmal der saarländischen Montanindustrie. Nach der Landtagswahl 2012 wurde das Landesdenkmalamt Teil des Ministeriums für Bildung und Kultur.

Mit Inkrafttreten des neuen Denkmalschutzgesetzes am 1. August 2018 wurde das Landesdenkmalamt in ein Landesamt umgewandelt. Es ist dem Ministerium für Bildung und Kultur als Oberste Denkmalbehörde nachgeordnet. Leiter des Landesdenkmalamts war vom 10. Dezember 2018 bis zum 31.08.2023 der Archäologe Dr. Georg Breitner.