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Externe Kooperationspartner

Obgleich die Justizvollzugsanstalt ein weitgefächertes interdisziplinäres Behandlungsteam beschäftigt, sind zur Erbringung verschiedener Teilleistungen und zur Gewährleistung eines ganzheitlichen Resozialisierungsprozesses Kooperationen mit externen Institutionen und Personen notwendig. Externe Kooperationen bestehen in folgenden Bereichen:

Drogenberatung

Die Arbeit mit Drogenabhängigen in der JVA Ottweiler erfolgt in enger Kooperation mit der externen Drogenberatungsstelle "Die Brigg", einer Institution in Trägerschaft des Caritasverbandes Schaumberg-Blies.

Bei einer diagnostizierten Drogenproblematik erfolgt zunächst eine Suchtmittelanamnese in Verbindung mit einer Beratung über Möglichkeiten der Suchtbehandlung, einer Diagnostik der motivationalen Voraussetzungen und einer Empfehlung zu bestimmten Behandlungsmaßnahmen. Dabei kommt die Möglichkeit einer ambulanten oder einer stationären Therapie in Frage. Im Falle einer Zurückstellung der Strafvollstreckung nach § 35 BtmG werden die Klienten bei allen notwendigen Schritten der Therapievorbereitung, die von der Antragstellung über die Kostenklärung bis zur Therapieplatzsuche reicht, unterstützt. Dabei wird während des gesamten Prozesses ein enger Kontakt zu den Klienten gehalten, um die Therapie gezielt vorzubereiten. Hierzu gehört auch am konkreten Aufnahmetermin die Begleitung in die jeweilige Therapieeinrichtung. Alle mit einer Drogenproblematik verbundenen Informationen und Entscheidungen werden im elektronischen Vollzugsplan dokumentiert.

Für bereits entlassene Gefangene ist das Projekt „Nachbetreuung drogenabhängiger junger Menschen nach der Haftentlassung" von derselben Caritas-Fachstelle im Rahmen des Nachsorge-Konzeptes der Anstalt zuständig.

Selbsthilfegruppe der Anonymen Alkoholiker

Für Gefangene des offenen Erwachsenenvollzuges mit Alkoholproblematik besteht die Möglichkeit, an einer Gruppe der Anonymen Alkoholiker teilzunehmen, um so an ihrer Suchtthematik zu arbeiten. Da viele Straftaten in enger Verbindung mit einem vorherigen Alkoholkonsum stehen, wird die Arbeit an problematischem Konsumverhalten als wichtiges Risikomanagement verstanden, durch das sich die Rückfallwahrscheinlichkeit für erneute Delinquenz reduzieren lässt.

Schuldnerberatung 

Die Schuldnerberatung in der JVA Ottweiler wird von Mitarbeitern des Vereins zur Förderung der Bewährungs- und Jugendgerichtshilfe im Saarland e.V. durchgeführt. Da ein nicht unbeträchtlicher Teil der Gefangenen verschuldet ist, besteht das primäre Ziel darin, in Einzelgesprächen gemeinsam mit den Betroffenen Sanierungsmodelle zu erarbeiten und somit eine positivere Zukunftsperspektive zu eröffnen. In Koordination mit dem Sozialdienst soll hierbei Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden. Fälle, welche spezielle fachliche Hilfe benötigen, werden dann von den Mitarbeitern des Vereins übernommen. Dabei besteht entweder die Möglichkeit der Schuldenregulierung nach dem Verbraucherinsolvenzverfahren oder über die Einrichtung eines Treuhandkontos zum Ansparen von Geld für spätere Vergleiche.
Um auch präventiv tätig zu sein, führt der Verein parallel zur Einzelberatung auch Gruppenveranstaltungen durch, in denen generell über die Entstehung von Schulden und die Risiken einer Überschuldung informiert wird.

Ehrenamtliche Vollzugshelfer 

Ehrenamtliche Vollzugshelfer sind sozial engagierte Bürger aus der Bevölkerung, die eine Art Patenschaft für einzelne Inhaftierte übernehmen. Zielgruppe sind insbesondere diejenigen Gefangenen, die nur geringe soziale Bindungen nach „draußen" haben. Hier schaffen die Vollzugshelfer einen Ausgleich für fehlende Kontakte und bieten die Möglichkeit, persönliche Angelegenheiten und Probleme mit vollzugsexternen Personen zu besprechen. Dadurch soll bei den Inhaftierten das Gefühl gemindert werden, sie seien von der Außenwelt „vergessen" worden. Insofern bilden die ehrenamtlichen Vollzugshelfer ein wichtiges Bindeglied zwischen Strafvollzug und Gesellschaft.
Eine systematische Dokumentation über den Verlauf der Gespräche erfolgt nicht, da sie der Idee des „geschützten Raumes" widerspricht, in dem sich die Gefangenen vertrauensvoll an den Vollzugshelfer wenden können. Somit besteht quasi ein Schweigeabkommen zwischen den Beteiligten. Bei akuten Problemen haben die Vollzugshelfer jedoch jederzeit die Möglichkeit, sich an die zuständigen Fachdienste zu wenden.
Die Vollzugshelfer werden vom Psychologischen Dienst betreut, der neben regelmäßigen Treffen auch Supervision anbietet.

Jugendhilfe

Bei vielen der in der JVA Ottweiler inhaftierten Jugendlichen ist eine Jugendhilfemaßnahme im Anschluss an die Haft von Nöten. Die Kooperation mit den Einrichtungen der Jugendhilfe erfolgt in nahezu allen Fällen in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt. Da das Jugendamt für die Kostenübernahme einer Unterbringung zuständig ist, ist von Seiten der Anstalt kaum eine Klärung in Eigeninitiative zu erreichen. Eine Ausnahme ist nur dann gegeben, wenn der Inhaftierte zuvor bereits in einer Jugendhilfeeinrichtung untergebracht war. In diesem Fall erfolgt zu Beginn der Haft ein Informationsaustausch mit den Mitarbeitern der Einrichtung. Somit werden eine bessere Einschätzung des Jugendlichen und eine konstruktivere Planung sichergestellt.
Wenn ein Jugendlicher aus der Haft heraus in eine Maßnahme der Jugendhilfe wechselt, besteht die Zusammenarbeit meist in Form eines gemeinsamen Vorstellungsgespräches innerhalb der Anstalt oder unter Umständen auch in der Einrichtung selbst. In diesem Fall ist es dann möglich, Informationen aus dem Vollzug an die Einrichtung weiterzugeben, damit sie dort für weitere Planungen genutzt werden können. In vielen Fällen gestaltet sich aufgrund einer Vielzahl von Jugendhilfemaßnahmen im Vorfeld der Inhaftierung ein erneuter Wechsel in eine solche Maßnahme eher schwierig, da sich meist kein Kostenträger mehr findet.

Suchtkliniken / Therapeutische Einrichtungen 

Die Vermittlung und Verbringung in drogentherapeutische Einrichtungen erfolgt durch die externe Drogenberatungsstelle „Die Brigg“, sodass eine fallbezogene Kooperation mit den Therapieeinrichtungen eher nicht stattfindet. Die Zusammenarbeit ist jedoch auf einer anderen Ebene gegeben. Da sich die Gefangenen häufig nichts unter den einzelnen Therapieeinrichtungen und deren Anforderungen und Arbeitsweisen vorstellen können, ermöglicht die JVA Ottweiler in Zusammenarbeit mit der Drogenberatung regelmäßige Vorstellungen der Einrichtungen in der Anstalt, die etwa zweimal pro Jahr für interessierte Gefangene erfolgen. Hierzu kommen Therapeuten – und auch Patienten – zu einer Informationsrunde mit den Gefangenen zusammen und klären diese darüber auf, was in der Drogentherapie auf sie zukommt.

Psychiatrische Versorgung 

In den letzten Jahren ist eine Zunahme an psychischen und psychiatrischen Störungen bei den Gefangenen zu beobachten. Nicht selten kommt es vor diesem Hintergrund im Laufe der Haft zu ernsthaften psychischen Krisen, bis hin zur Suizidalität oder psychotischen Entgleisung. Zur diagnostischen Abklärung und Therapie akuter psychiatrischer Störungsbilder können Inhaftierte der JVA Ottweiler bei ambulanten Psychiatern und in verschiedenen psychiatrischen Einrichtungen vorgestellt werden. Für erwachsene Häftlinge stehen hierzu das Fliedner Krankenhaus in Neunkirchen und die Saarländische Klinik für Forensische Psychiatrie in Merzig zur Verfügung. Für jugendliche Gefangene, die einer psychiatrischen Behandlung und ggf. stationären Ausnahme bedürfen, wurde in Kooperation mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie Kleinblittersdorf eine Aufnahmemöglichkeit geschaffen. Nach der Stabilisierung durch fachärztliche, medikamentöse und therapeutische Behandlung werden die Gefangenen in der Regel wieder nach Ottweiler zurückverlegt.

Kunst und Kultur

Der künstlerisch-kreative Bereich hatte in der JVA Ottweiler schon immer einen besonderen Stellenwert. Unterstützung finden Projekte zu künstlerischen und kulturellen Aktivitäten regelmäßig durch den "Förderverein für Kunst und Kultur im saarländischen Strafvollzug e.V.", der seit vielen Jahren zahlreiche kulturell und künstlerisch ambitionierte Maßnahmen unterstützt. Durch finanzielle und praktische Unterstützung konnten so beispielsweise klassische Konzerte, Bandauftritte, Theateraufführungen, Dichterlesungen und Aquarellmalkurse in der Justizvollzugsanstalt realisiert werden. In Zusammenwirken mit dem Evangelischen Verein für Gefangenenfürsorge finanziert der Kunst- und Kulturverein schon längere Zeit einen qualifizierten Klavierunterricht für jugendliche Gefangene.
Bereits seit einigen Jahren ist die JVA Ottweiler überdies auf verschiedenen regionalen Weihnachtsmärkten präsent, wo sie handwerkliche und künstlerisch gestaltete Produkte anbietet, die in der Anstalt im Jahresverlauf hergestellt werden – vor allem in der Arbeitstherapie, den BVJ-Werkstätten und in einzelnen Ausbildungsbetrieben. Auch hierzu leistet der Kunst- und Kulturverein finanzielle Unterstützung.
Die langjährige Erfahrung mit Kunst und Kultur in der JVA Ottweiler hat gezeigt, dass regelmäßige Angebote in diesem Bereich eine überaus wertvolle Ergänzung zum „Pflichtprogramm" der Inhaftierten darstellen, zumal viele zuvor nur einen sehr eingeschränkten Zugang zu diesem Thema hatten. Außerdem bieten kreative Betätigungsmöglichkeiten gute Chancen, Neugier und Interesse bei jungen Menschen zu wecken.

Sport 

Seit Anbeginn des Jugendstrafvollzuges im Saarland kommt dem Sport eine tragende Rolle im Umgang mit jugendlichen Straftätern zu. Neben den gesundheitsfördernden Vorteilen des Sports, der sich in der Vergangenheit eher auf den Freizeitbereich konzentrierte, rücken mittlerweile verstärkt pädagogische Aspekte, die mit der Sportausübung verbunden sind, in den Vordergrund. Diese beginnen bei einer generellen Motivationsförderung sowie dem Erlernen und Beherrschen von Regeln, erstrecken sich über die Entwicklung von Teamgeist und Fairness und reichen bis zur Gewaltprävention sowie dem Gegenwirken zur Subkultur. Indem die sportlichen Angebote darüber hinaus hygiene- und ernährungsrelevante sowie drogenspezifische Themen mit einbeziehen, muss Sport als wesentlicher Faktor im Rahmen einer behandlungs- und zielorientierten Vollzugsgestaltung gesehen werden, mit dem sich weit über 90 % der Gefangenen erreichen lassen.
In der JVA Ottweiler wird eine breite Palette sportlicher Betätigungsmöglichkeiten vorgehalten, die nahezu alle Bereiche gängiger Aktivitäten einbezieht. Das Angebot beginnt bei diversen Einsteigergruppen, reicht über spezielle therapeutisch ausgerichtete Maßnahmen bis zu Leistungs- und Wettkampfgruppen, die sich gelegentlich auch im Rahmen überregionalen Veranstaltungen mit Insassen anderer Haftanstalten messen. Ebenso findet ein regelmäßiger Austausch mit ortsnahen Sport- und insbesondere Fußballvereinen statt, wobei neben gelegentlichen Freundschaftsspielen interessierte Gefangene mit Außenlockerungen an den Trainingseinheiten dieser externen Clubs teilnehmen können. Daneben werden innerhalb der Anstalt immer wieder Begegnungen mit diversen Gastmannschaften in den Sparten Volleyball, Badminton sowie Tischtennis und Tischfußball ausgetragen.
Wegen der besonderen Bedeutung des Sports in der JVA Ottweiler hat sich bereits 1984 der „Verein zur Förderung und Pflege des Sports im Jugendstrafvollzugs e.V." (VSJ) gegründet, der neben seinen satzungsgemäßen Aufgaben ein jährliches Sportfest innerhalb der Anstalt ausrichtet, in das auch die Angehörigen der Inhaftierten einbezogen sind.
Seit dem Jahr 2012 bietet der Boxverein Wellesweiler einmal in der Woche in der Anstaltsturnhalle ein qualifiziertes Boxtraining an, an welchem bis zu 12 Jungtäter unter Anleitung ehrenamtlicher Trainer teilnehmen. Hier werden ganz klare Kriterien an eine Teilnahmegenehmigung geknüpft. Eine Teilnahme am Training ist frühestens 3 Monate nach Zugang zur Haft möglich, da dann erst der betreffende Jugendliche gut eingeschätzt werden kann. Ein Mindestmaß an Selbstkontrolle wird für die Zuteilung zur Boxgruppe vorausgesetzt. Für jeden Teilnehmer werden im Voraus über die Fachdienstkonferenz individuelle Behandlungsziele wie Verbesserung des Durchhaltevermögens, Verbesserung der Impulskontrolle, Möglichkeit zum sozialen Vergleich, etc. festgelegt. Die Jugendlichen lernen im Boxprojekt weniger das Gewinnen, als vielmehr das Verlieren. Es geht darum, mit Niederlagen, Gefühlen wie Frust, Enttäuschung und Ärger zurechtkommen zu lernen. Oft sind dies genau die Gefühle, mit denen die Gefangenen vor der Haft nicht umgehen konnten und die nicht selten zu den Delikten geführt haben. Ziel des Boxprojektes ist es, das Durchhaltevermögen der Jugendlichen, die Selbstdisziplin, das Selbstwertgefühl und die Achtung vor dem Anderen zu steigern, also Eigenschaften, die vielen Straftätern grundsätzlich fehlen. Gerade für Gewaltstraftäter bietet das Boxtraining die Möglichkeit, durch gezielte und kanalisierte körperliche und geistige Betätigung hohe Aggressionspotentiale abzubauen.
Gefangene, die über Außenlockerungen verfügen, dürfen am externen Vereinstraining in Wellesweiler teilnehmen. Dieser Schritt ermöglicht es der Anstalt, die zur Haftentlassung anstehenden Jugendlichen in größeren Freiheitsgraden zu erproben. Viele der ehemaligen Gefangenen sind auch noch lange nach der Haftentlassung aktive Vereinsmitglieder und haben dort einen prosozialen Empfangsraum finden können. Einige habe es mittlerweile bis zur Wettkampfreife gebracht und waren bereits auf Meisterschaften platziert.