Thema: Weiterbildung
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Hintergrund: Die LEO-Studie

LEO-Studie 2018: Zahl der Menschen mit geringer Literalität geht deutlich zurück!

Im Jahr 2011 wurde die erste Untersuchung über das Lese- und Schreibverhalten Erwachsener in Deutschland in Deutschland veröffentlicht („leo.“ = Level-One-Studie von Prof. Dr. Anke Grotlüschen, Universität Hamburg). Nun folgte nach 8 Jahren die zweite Untersuchung, die Leo-Studie 2018. Sie ermöglicht die Darstellung einer Entwicklung der Literalität Erwachsener angesichts der umfassenden Bemühungen von Bund und Ländern sowie von beteiligten Organisationen der Gesellschaft.

Entgegen mancher Erwartung kann nun festgestellt werden, dass wir uns mit den bildungspolitischen Maßnahmen ganz offenbar auf einem richtigen Weg befinden. Die Zahl der Menschen mit geringer Literalität ging deutlich, wenn auch längst nicht ausreichend, zurück:

Hier einige zentrale Feststellungen:

  • Der Begriff funktionaler Analphabetismus weicht dem treffenderen Begriff „geringe Literalität“, da es Analphabetismus im engeren Sinn in Deutschland kaum gibt (0,6 % der Gesamtbevölkerung). Geringe Literalität ist gegeben, „wenn die schriftsprachlichen Kompetenzen von Erwachsenen niedriger sind als diejenigen, die minimal erforderlich sind und als selbstverständlich vorausgesetzt werden, um den jeweiligen gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden. Diese schriftsprachlichen Kompetenzen werden als notwendig erachtet, um gesellschaftliche Teilhabe und die Realisierung individueller Verwirklichungschancen zu eröffnen.“
  • Die Zahl der Menschen mit geringer Literalität in Deutsch sank unerwartet deutlich von 7,5 Mio. auf 6,2 Mio. bzw. von 14 % auf 12 % der Gesamtbevölkerung.
  • 47,4 % (2010: 42 %) der Menschen mit geringer Literalität haben eine nicht-deutsche Herkunftssprache.
  • Insgesamt sind 7,3 % (2010: 9,9 %) aller Erwachsenen mit Deutsch als erster Sprache“ betroffen. Von den Personen mit einer anderen Herkunftssprache sind es mit 42,6 % (2010: 40,7 %) anteilsmäßig weit mehr. Die letzte Zahl muss allerdings relativiert werden, denn
  • 77,8 % der betroffenen Menschen mit nicht-deutscher Herkunftssprache oder fast 2,3 Mio. besitzen eine hohe Literalität in ihrer Herkunftssprache, können also kaum als „Problemfälle“ gelten, da sie grundsätzlich über gute Lern-voraussetzungen verfügen, die das Erlernen von Deutsch vor keine massiven Herausforderungen an den Menschen stellt.
  • Der Anteil der Betroffenen, die erwerbstätig sind, stieg von 57 auf 62,3 %. Das bedeutet, dass wir uns stärker der arbeitsplatzorientierten Alphabeti-sierung zuwenden sollten. Dies setzen wir im Saarland bereits durch ein ESF-Projekt des Volkshochschulverbandes um, das mittlerweile alle BBZ’s einbindet. Problem: Die Angebote dürfen gemäß den ESF-Richtlinien nur Auszubildenden zugutekommen, nicht aber den Vollzeitschülern!

Besonders interessant ist auch ein weiteres Datum einer begleitenden Längsschnittstudie von Prof. Dr. Beatrice Rammstedt von GESIS Mannheim , die feststellt, dass es gut einem Drittel der Betroffenen aus 2010 gelang, aus der problematischen Alpha-Level 1-3-Zone in den Level 4-Bereich aufrücken und nur 0,6 % vom Level 4-Bereich in die Level 1-3-Zone übergingen. Bei Level 4 spricht man nur von fehlerhaftem Schreiben. Und: Männer steigen eher auf als Frauen. Unter den gering Literalisierten befinden sich heute 58,4 % Männer und 41,7 % Frauen (aufgerundet).

Menschen, die nicht verstehend lesen können:

2010:  7,5 Mio.        2018:  6,2 Mio.

Anteil an Gesamtbevölkerung:

2010:  14 %             2018:  12 %

Betroffene, die erwerbstätig sind:

2010:  57 %              2018:  62,3 %

Betroffene mit Schulabschluss:

2010:  80,1 %          2018:  76 %

Anteil Arbeitslose:

2010:  12,9 %          2018:  17 %

Ursachen:

  • Bildungsfernes Elternhaus
    • Nichtlesen und dadurch Verlernen der Lesekompetenz
    • Bei Migranten: Mangelhaftes Erlernen der Muttersprache (betrifft nur 22,2 % der als gering literalisierten Menschen mit nicht-deutscher Herkunftssprache)

Weiter Informationen

Homepage zur LEO-Studie

Homepage LEO-Studie

Alpha-Dekade

Dokumente zur LEO-Studie

Leo-Studie 2018 (Presseheft) (PDF, 3MB, Datei ist barrierefrei⁄barrierearm)

Leo-Studie 2011 (Presseheft) (PDF, 3MB, Datei ist barrierefrei⁄barrierearm)

Alles, was Sie über Analphabetismus wissen sollten

Handreichung zur Alphabetisierung (PDF, 2MB, Datei ist barrierefrei⁄barrierearm)