Herausragende Persönlichkeiten im Naturschutz werden geehrt
Staatssekretär Thul überreicht Paul-Haffner-Naturschutzmedaille
Zum fünften Mal hat das Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz die Paul-Haffner-Naturschutzmedaille an verdiente Naturschützerinnen und Naturschützer im Saarland verliehen. Fünf Persönlichkeiten wurden in diesem Jahr von einer fünfköpfigen Jury ausgewählt. Die mehr als 20 eingereichten Vorschläge kamen von Naturschutzverbänden, der Landesregierung, Gemeinden und Einzelpersonen.
„Es handelt sich bei den Preisträgerinnen und Preisträgern um Personen, die durch ihr jahrelanges, mitunter jahrzehntelanges Engagement Vorbildliches geschaffen haben. Das möchten wir würdigen und wertschätzen“, betont Staatssekretär Sebastian Thul. „Denn ohne die Unterstützung der zahlreichen freiwilligen Helferinnen und Helfer wäre der Schutz der Flora und Fauna im Saarland undenkbar. Mit der Paul-Haffner-Naturschutzmedaille soll dieser Einsatz nicht unbeachtet bleiben. Nach dem Motto der Medaille ‚Vorbild soll Wirkung zeigen‘ möchten wir die Lust auf Verantwortung für unsere Natur wecken.“
Die Preisträgerinnen und Preisträger der Paul-Haffner-Naturschutzmedaille 2024:
Steffen Potel: Sowohl die Kindheit als auch die schulische und universitäre Ausbildung von Steffen Potel sind von einem großen Interesse an Natur und Umwelt geprägt. Er begann ab 1999, sich am Aufbau des „KunterBUNDmobils“ des BUND Saar zu beteiligen. Mit Ausdauer, Fachwissen und Spaß an der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung prägte er später auch in hauptamtlicher Anstellung die Arbeit des BUND. Seit vielen Jahren reichen die Projekte zum Artenschutz und zur Umwelterziehung, die er angestoßen hat, weit über das Saarland hinaus und gelten als Vorbild. Sein umfangreiches Spezialwissen und seine besondere Artenkenntnis bringt er auch als Mitglied oder als Vorstandsmitglied in mehrere saarländische Naturschutzorganisationen ein (BUND, Delattinia, Saarländischer Berufsverband der Landschaftsökologen). Bei der Delattinia kümmert er sich um die Artengruppen, die nur wenige Spezialisten beherrschen: Die Arten des Makrozoobenthos sind seine Leidenschaft. Bei der Erstellung der Gesamtartenliste in der Roten Liste war er einer der Autoren dieser Artengruppe. Außerdem gilt Potel weiterhin als ständiger Impuls- und Ideengeber für neue Projekte zu Ökologie, Naturschutz, Umweltschutz, Artenkenntnis und Nachhaltigkeit.
Anke Scherer: Anke Scherer setzt sich neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit beim Bildungsministerium als NABU-Aktivistin für verschiedene Projekte in besonderem Maße ein und trägt durch Kooperationen und ständigen engen Austausch mit verschiedenen anderen NABU-Mitgliedern zur Gesamtarbeit des NABU Saarland bei. Im letzten Jahr wurde sie bei der Landesvertreterversammlung des NABU mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet, insbesondere für ihre großen Verdienste durch die Gründung der NABU-Ortsgruppe Köllertal im Jahr 2014. Gemeinsam mit Hajo Schmidt führte sie die Ortgruppe bis 2022. Ihre Liebe zur Natur zeigt sich in vielen von ihr angestoßenen oder daran beteiligten Artenschutzmaßnahmen, wie dem Beweidungsprojekt des NABU-Köllertal mit seltenen Brillenschafen, ihrer Unterstützung bei dem Projekt „Förderung von Gebäudebrütern“ oder auch dem Mitwirken beim Projekt „Schwalben Willkommen“ des NABU-Landesverbandes. Mit den größten Raum nimmt in ihrem Leben ihr Engagement für die Vogelwelt ein. Scherer investierte viel Zeit in den Aufbau der Zentralen Wildvogelauffangstation des Saarlandes in Püttlingen.
Dr. Sebastian Kiepsch/NABU-Beringungsstation: Mit dem Bau der NABU-Beringungsstation "Mittleres Saartal" im IKEA-Biotop, einer Ausgleichsfläche im Saartal bei Saarlouis, im Jahr 2008 stieß auch Dr. Sebastian Kiepsch zu dem engagierten Beringungsteam und konnte sich mit seinen Fähigkeiten schnell einbringen. Gemeinsam mit Rolf Klein professionalisierte er zunehmend die Beringung der Vögel und trägt damit bis heute dazu bei, dass nicht nur der Bestand an Brut- und Rastvögeln überwacht werden kann, sondern dass wichtige wissenschaftliche Untersuchungen, wie die Ermittlung von Zugrouten oder Standorttreue durchgeführt werden können. Denn mit Hilfe dieser Datengrundlage lassen sich Veränderungen aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels erklären und mögliche Empfehlungen für notwendige Naturschutzmaßnahmen aussprechen. Darüber hinaus leistet die kontinuierliche Überwachung einen wertvollen Beitrag zu einer weltweiten Datensammlung im Verbund mit anderen Stationen und Vogelwarten. Doch nicht nur die wissenschaftliche Datensammlung und Überwachung der Vogelarten prägen das Selbstverständnis der Arbeit von Kiepsch. Vielmehr möchte er auch zukünftig die Menschen für den Umwelt- und Naturschutz begeistern. Insbesondere in der Umweltpädagogik sieht er daher die Chance, Kindern und Jugendlichen die Natur und ihre Schönheit näherzubringen.
NatureLab: Der Verein ist mit seinen etwas über drei Jahren Bestehungszeit noch recht jung, hat aber nicht nur durch die Presse und die vielfältigen Aufgaben im FÖJ Bekanntheit erlangt, sondern vor allem durch die vielen Projekte, die er regional auf den Weg bringt. Sein Ziel ist es, gemeinsam mit der Landwirtschaft und allen Beteiligten dem massiven Rückgang der Artenvielfalt regional entgegenzuwirken. Entstanden ist der Verein aus einer privaten Initiative St. Wendeler Bürgerinnen und Bürger, unter Mitwirkung des Rotary/Rotaract Clubs St. Wendel, zum Schutz der Natur und insbesondere der Artenvielfalt am Panoramaweg St. Wendel. Die Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger in die konkreten Projekte und Pflegemaßnahmen sowohl in der Praxis, finanziell, als auch durch Informationsveranstaltungen, ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Die Sensibilisierung für das Engagement im Naturschutz soll insbesondere Schülerinnen und Schülern in Zusammenarbeit mit Schulen und dem Landkreis St. Wendel in Kooperation mit KuLanI St. Wendeler Land e.V. vermittelt werden. NatureLab bietet auch regelmäßig Veranstaltungen zu den unterschiedlichsten Themen an. Angefangen bei Vorträgen zum Fischotter, zur Wildkatze oder zur insektenfreundlichen Straßenrandpflege bis hin zu Wanderungen zu Lebensräumen in der Region um St. Wendel.
Dr. Johannes A. Schmitt: Johannes Schmitt studierte Chemie und Bioinformatik und promovierte 1971 in Biochemie. Im Laufe seiner universitären Laufbahn am Institut für Biochemie der Universität des Saarlandes entstanden viele Forschungsprojekte und Publikationen zur Welt der Pilze. Allein 35 Publikationen sind im Laufe dieser Jahre in den Abhandlungsbänden der Delattinia erschienen. Weitere Publikationen umfassen die Mitarbeit an den Roten Listen Pilze Deutschland (2016), des Saarlandes (2008 und 2022) sowie dem Atlas der Pilze des Saarlandes (1984 und 1987). Schmitt hat seinen Erfahrungsschatz im Rahmen weiterer ehrenamtlicher Tätigkeiten eingesetzt und weitergegeben. So war er im Dienste des Landes als Naturschutzbeauftragter, Landesbeauftragter für Naturschutz, Mitglied und Vorsitzender des Landesbeirates für Naturschutz sowie Pilzsachverständiger für die Kliniken im Saarland zuständig. Auch Lehrveranstaltungen und Exkursionen an der Volkshochschule und an Schulen trugen dazu bei, dieses Wissen an interessierte Erwachsene und an Schulkinder weiter zu tragen. Schmitt hat Paul Haffner noch persönlich gekannt. Beide gehörten zu den Gründungsmitgliedern der Delattinia, die 1968 als Naturforschende Gesellschaft des Saarlandes e.V. aus der Taufe gehoben wurde. Der Delattinia galt seit ihrer Gründung sein Hauptinteresse und hier war er als langjähriger 1. Vorsitzender und auch 2. Vorsitzender tätig. 2023 ist er aufgrund seines überragenden Engagements zum Ehrenvorsitzenden ernannt worden. Auch im Rahmen der Veranstaltungen der Delattinia hat er im Laufe der Jahrzehnte eine Reihe von Vorträgen und Exkursionen zur Pilzkunde durchgeführt. Dabei wurden wichtige und neue Erkenntnisse zu Pilzvorkommen im Saarland gewonnen.
Wer war Paul Haffner?
Paul Haffner (1905 bis 2001) hat Biologie, Chemie und Physik in Bonn, München und Münster studiert und war später 41 Jahre im Lehrerberuf an Schulen in Saarbrücken, Miesbach (Bayern) und Merzig tätig, nur unterbrochen durch die Zeit des Kriegs beziehungsweise der Kriegsgefangenschaft. Über Jahrzehnte war er mit seinem Wirken ein Musterbeispiel für den Einsatz für Natur- und Artenschutz in seiner Heimat. Mehr als 30 Neufunde von Pflanzenarten und die Ausweisung von Schutzgebieten, insbesondere in seiner Heimatstadt Merzig und Umgebung, gehen auf seinen beispiellosen Einsatz zurück. Paul Haffner war 23 Jahre lang Kreisbeauftragter für Naturschutz und Landschaftspflege im Kreis Merzig, arbeitete bei der Ausweisung zahlreicher Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete mit und verfügte über eine Gutachtertätigkeit über Kreis- und Landesgrenzen hinweg. Bis ins hohe Alter hielt er Vorträge, begeisterte seine Zuhörerinnen und Zuhörer mit den Geheimnissen der heimischen Pflanzenwelt. Seine Leistungen brachten ihm viel Ehre ein. 1974 erhielt er das Bundesverdienstkreuz, 1980 die „Silberpflanze" der Loki-Schmidt-Stiftung zum Schutz bedrohter Pflanzen für sein Engagement im Naturschutz. 1984 verlieh ihm die Philosophische Fakultät der Universität des Saarlandes die Ehrendoktorwürde für sein wissenschaftliches Gesamtwerk.
Medienansprechpartner
Matthias Weber
Pressesprecher
Keplerstraße 18
66117 Saarbrücken