Deutschland wird neu vermessen

Ab dieser Woche startet eine große Deutschlandweite GNSS-Messkampagne auch im Saarland

In einer gemeinsamen Aktion des amtlichen deutschen Vermessungswesens werden derzeit die vermessungstechnischen Grundlagen für die gesamte Bundesrepublik Deutschland überprüft und erneuert. Dazu entsenden die Landesvermessungsämter und das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie Messtrupps in das gesamte Bundesgebiet von der Küste bis zu den Alpen.

Deutschland wird neu vermessen
Foto: LVGL Saarland

In einer gemeinsamen Aktion des amtlichen deutschen Vermessungswesens werden derzeit die vermessungstechnischen Grundlagen für die gesamte Bundesrepublik Deutschland überprüft und erneuert. Dazu entsenden die Landesvermessungsämter und das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie Messtrupps in das gesamte Bundesgebiet von der Küste bis zu den Alpen.

Deutschlandweit existieren speziell ausgestaltete Vermessungspunkte, die sogenannten geodätischen Grundnetzpunkte (GGP). Von den mittlerweile 678 vorhandenen Punkten liegen 8 Stück im Saarland. Im Jahr 2008 wurden aus all den Punkten insgesamt 250 Punkte ausgewählt, die gut über die Bundesfläche verteilt sind. Diese 250 Punkte wurden erstmals 2008 in einer Mess-Kampagne in Position und Höhe neu bestimmt. Nachdem mittlerweile 13 Jahre vergangen sind und es heute weitere nutzbare Satellitensysteme gibt, wurde auf Ebene des amtlichen deutschen Vermessungswesens der Beschluss gefasst, die damalige Mess-Kampagne im Jahr 2021 zu wiederholen.

Dazu führen 35 hochmodern ausgerüstete Vermessungstrupps in der Zeit vom 07.06.2021 bis 15.07.2021 in der gesamten Bundesrepublik Vermessungen mit Hilfe von Satelliten durch, teilweise auch während der Nacht. Genutzt werden die Signale des amerikanischen GPS, des europäischen Galileo und des russischen GLONASS. Die Messungen werden in sogenannten Sessions mit hochgenauen Messgeräten durchgeführt, die Satellitensignale empfangen und mit Millimetergenauigkeit verarbeiten. Dementsprechend werden dann im Nachgang auch für die Messpunkte Koordinaten in diesem Genauigkeitsbereich erzeugt.
Das Saarland ist mit 2 Vermessungspunkten in die Messkampagne eingebunden. Je ein Vermessungspunkt befindet sich in Weiten und in Böckweiler. Die Messungen werden von Messtrupps aus benachbarten Bundesländern in der Zeit vom 06. bis 10. Juli durchgeführt.

Die Messergebnisse werden als Basisdaten für vielfältige Aufgaben in der Vermessung und künftig auch für weitere interdisziplinäre Anwendungen genutzt, z. B. autonomes Fahren, Klimawandel, Hochwasserschutz, Digitalisierung der Landwirtschaft, Geodynamik und Oberflächendeformationen durch menschliche Eingriffe (Straßen- und Wasserbau, Bergbau). Mit der nun angestrebten Genauigkeit genügen die vermessungstechnischen Grundlagenpunkte auch in Zukunft den stetig steigenden universellen Anforderungen unserer Gesellschaft.

Mit den GGP sind Positionen auf der Erdoberfläche genau, eindeutig und verlässlich bestimmt. Die GGP sind mit aufwändigen Betonfundamenten dauerhaft vermarkt. Sie dienen als unabhängige Referenz zur Überprüfung und Bestimmung von Referenzpunkten der Satellitenvermessung.

Wenn man sich vorstellt, dass die Satellitentechnologie nicht mehr zivil nutzbar wäre, dann bilden die sicher vermarkten GGP mit ihrem soliden Betonfundament die Rückversicherung für den geodätischen Raumbezug.

Die GGP sind vergleichbar mit dem Tafelsilber in einem gut bestellten Haushalt:

  • Sie stellen einen bedeutenden Wert dar, der auch die Aufwendungen für die Anschaffung rechtfertigt.
  • Sie werden selten genutzt.
  • Sie wollen gepflegt werden.

Die Geschichte der Landesvermessung blickt auf eine über 200 Jahre alte Existenz zurück. Die ersten grundlegenden Vermessungen Deutschlands zur Bestimmung von Positionen zur Orientierung und Festlegung des geodätischen Raumbezugs fanden bereits im 19. Jahrhundert statt.

Was damals Jahrzehnte dauerte, lässt sich heute durch Nutzung der Satelliten in wenigen Wochen mit einer deutlich höheren Genauigkeit realisieren.