Saarbahn-Neubaustrecke Saarbrücken – Forbach
Von Saarbrücken erstreckt sich eine ausgeprägte Siedlungsachse in Richtung Forbach (Frankreich), die heute mit einem stündlichen Zug nach Forbach ohne Zwischenhalt sowie den Buslinien MS und 30 nur unzureichend erschlossen wird. Der überwiegende Teil der Fahrten in diesem Korridor wird daher mit dem Pkw zurückgelegt. Zur Verbesserung der Verbindung Saarbrücken – Forbach wurden verschiedene Varianten des Saarbahn-Ausbaus überprüft.
Infrastruktur und Investitionskosten
Für die Trassenführung einer Stadtbahn nach Forbach kommen grundsätzlich verschiedene Optionen in Betracht:
- über die Eisenbahntrasse Forbach – Stiring-Wendel – Saarbrücken+
- über die Eisenbahntrasse Forbach – Stiring-Wendel und dann mit Ausfädelung in Höhe Calypso-Bad als Straßenbahn durch Alt-Saarbrücken in Richtung Innenstadt/Hbf
- über die Eisenbahntrasse von Forbach bis Stiring-Wendel und dann als Straßenbahn durch Stiring-Wendel zur Goldenen Bremm
- über die Rue Nationale in Forbach und Stiring-Wendel zur Goldenen Bremm
- von der Goldenen Bremm weiter
- über die Metzer Straße
- über (Folsterhöhe –) Deutschmühlental und dann weiter
- durch Alt-Saarbrücken in Richtung Innenstadt/Hbf
- über die Eisenbahnbrücke – Ludwigstraße in Richtung Hbf/Innenstadt
Varianten einer Streckenführung auf der französischen Seite sowie mögliche Weiterführungen z. B. in Richtung Freyming-Merlebach müssten in einer Machbarkeitsstudie gemeinsam mit den französischen Partnern untersucht werden. Hierbei wäre auch zu klären, unter welchen Voraussetzungen Stadtbahnzüge mit Zweisystemtechnik französische Eisenbahnstrecken befahren können.
Da das Gewerbegebiet Goldene Bremm einen bedeutenden Arbeitsplatzschwerpunkt für Pendlerinnen und Pendler sowohl aus Deutschland als auch aus Frankreich darstellt, wurde im Folgenden eine Trassenführung über die Goldene Bremm untersucht.
Auf der Metzer Straße lässt sich aufgrund der Querschnittsverhältnisse kein separater Bahnkörper im Bereich der Steigungsstrecke realisieren. Daher wurde eine Streckenführung über die Folsterhöhe, das Deutschmühlental und Alt-Saarbrücken als beispielhafte Trassenführung angenommen.
Folgende Infrastrukturmaßnahmen wurden auf der deutschen Seite berücksichtigt:
- gut 6 km lange, zweigleisige Neubaustrecke von der Johanneskirche bis zum Grenzübergang Goldene Bremm
- Elektrifizierung mit 750 V
- 11 Haltestellen
An Investitionskosten werden insgesamt rund 77 Mio. EUR bis zur Grenze veranschlagt. Die vertiefende Untersuchung und Planung müssen gemeinsam mit Frankreich erfolgen sowie hierbei die ermittelten Kosten und Nutzen validiert und für die Gesamtstrecke einschließlich der französischen Streckenteile ermittelt werden. Ebenso muss die Strecke auch nach französischen Bewertungsmethoden ein positives Ergebnis erzielen, um auf beiden Seiten der Grenze weiterverfolgt werden zu können. An dieser Stelle können aufgrund fehlender Daten zunächst nur Kosten und Nutzen für den deutschen Abschnitt bewertet werden.
Betriebskonzept
Das Betriebskonzept geht von einem 15-Minuten-Takt einer im Folgenden als S 4 bezeichneten Saarbahn-Linie von Saarbrücken Hbf über die Johanneskirche und Alt-Saarbrücken nach Forbach aus. Hierfür werden rund 300.000 Zug-km pro Jahr benötigt, davon rund 200.000 Zug-km im Saarland. Dem stehen Einsparpotenziale von Busleistungen gegenüber. Für die überschlägige Nutzen-Kosten-Untersuchung wurden Einsparungen von Bus-km-Leistungen von rund 200.000 km auf saarländischer Seite angesetzt. Ein abgestimmtes Buskonzept wurde jedoch nicht erarbeitet.
Nachfragepotenzial
Rund 5.500 Neufahrgäste im ÖPNV könnten mit einer Saarbahn-Strecke Richtung Forbach gewonnen werden. Bei einer mittleren Fahrtweite ab der Grenze von 6 km könnten rund 6 Mio. Pkw-km pro Jahr innerhalb Deutschlands eingespart werden.
Die Nachfragepotenziale innerhalb Frankreichs können mit dem vorliegenden Modell des Saarlands nicht bewertet werden. Die Nachfragepotenziale im grenzüberschreitenden Verkehr können daher nur grob abgeschätzt werden. Für eine weitere Planung wäre ein grenzüberschreitendes Verkehrsmodell erforderlich, das den Raum und die Verkehrsverflechtungen auf beiden Seiten der Grenze kleinräumiger abbildet.
Nutzen-Kosten-Abschätzung
Da die Nachfragepotenziale in Frankreich nicht bewertet werden können, wurden für die Nutzen-Kosten-Abschätzung nur die Nachfragewirkungen ab der Grenze innerhalb Deutschlands bewertet. Die verlagerten Pkw-km von Fahrgästen aus Frankreich werden daher erst ab der Grenze gezählt. Z. B. würde ein Fahrgast aus Forbach, der bislang 9 km mit dem Pkw nach Saarbrücken pendelt (davon 5 km auf französischer Seite und 4 km auf deutscher Seite) und künftig die Saarbahn nutzen würde, mit 4 verlagerten Pkw-km angerechnet. Analog zu den Pkw-km werden auch nur die weiteren Nutzenkomponenten (Einsparungen von Betriebskosten, CO2-Emissionen etc.) auf deutscher Seite berücksichtigt. Dies gilt auch für Reisezeitersparnisse.
Insgesamt wird ein volkswirtschaftlicher Nutzen von 5,7 Mio. EUR bis zur Landesgrenze generiert. Abzüglich der Unterhaltskosten der Infrastruktur und der Betriebskosten (rund 2,5 Mio. EUR) ergibt sich ein Nutzensaldo von gut 3,1 Mio. EUR pro Jahr. Dieser entspricht in etwa den Kapitalkosten der Infrastruktur, sodass sich ein Nutzen-Kosten-Verhältnis rund um 1,0 ergibt.
Nicht berücksichtigt sind die Wechselwirkungen mit anderen Ästen im Saarbahn-Netz. Diese Angaben sind jedoch vergleichsweise grobe Abschätzungen. Für eine weitere Planung ist eine gemeinsame Machbarkeitsstudie mit den französischen Partnern erforderlich.