Schienendirektverbindung nach Luxemburg
In diesem Abschnitt werden die möglichen Verkehrsverbindungen vom Saarland nach Luxemburg betrachtet.
Grundsätzlich herrscht zwischen dem Saarland und Luxemburg ein hohes Nachfragepotenzial von über 50.000 Personenfahrten (MIV und ÖPNV) pro Tag. Dabei entfallen allerdings im Saarland rund drei Viertel der Nachfrage auf die Landkreise Merzig-Wadern und Saarlouis. Nur rund ein Viertel der Nachfrage ist auf Saarbrücken bzw. andere Teile des Saarlands ausgerichtet.
Heute gibt es mit der Busverbindung Saarbrücken – Luxemburg über die Autobahnen A 8/A 620 ein- bis zweistündliche Verbindungen nach Luxemburg mit einer Fahrzeit von rund 75 Minuten. Allerdings ist der Bus in der Hauptverkehrszeit genauso wie der MIV vom hohen Stauaufkommen in Luxemburg betroffen, sodass sich die Fahrzeit für Pendlerinnen und Pendler verlängert. Zudem gibt es im Berufsverkehr mit den luxemburgischen Linien 155 (Schnellbus), 156 (Schnellbus), 158 , 159 und 315 Busverbindungen, die die Kommunen Perl, Mettlach, Merzig, Losheim, Dillingen und Saarlouis bedienen und in Luxemburg nicht den Hauptbahnhof, sondern die Gewerbegebiete Kirchberg und Clôche d’Or anfahren.
Der Schnellbus Saarbrücken – Luxemburg kann nur einen relativ kleinen Teil der saarlandweiten Nachfrage an Verkehrsverbindungen im ÖPNV nach Luxemburg abdecken. Die heutigen Buslinien zwischen den Landkreisen Merzig-Wadern und Saarlouis nach Luxemburg weisen im Berufsverkehr relativ lange Fahrzeiten auf. Zudem besteht an Wochenenden kein Angebot.
Folgende Optionen zur Verbesserung der Anbindung des Saarlands an Luxemburg über die Schiene wurden betrachtet:
- Bahnneubaustrecke Merzig – Luxemburg über Nennig oder Perl
- Bahnverbindung über Dillingen – Niedaltdorf – Bouzonville – Thionville
- Bahnverbindung über Überherrn – Falck-Hargarten – Bouzonville – Thionville
- Bahnverbindung ab Konz über das Kreuz Konz direkt Richtung Luxemburg
Neubaustrecke Merzig – Luxemburg
Eine Neubaustrecke Merzig – Luxemburg könnte über Perl und Bettemburg oder über Nennig und Contern geführt werden. Die Neubaustrecke könnte dann von folgenden Linien bedient werden:
- Fernverkehrslinie Luxemburg – Saarbrücken – Mannheim – Frankfurt/Stuttgart
- Regionalexpress Luxemburg – Perl bzw. Nennig – Merzig – Dillingen – Saarlouis – Völklingen – Saarbrücken (– Mannheim)
- S-Bahn (Saarbrücken –) Merzig – Luxemburg mit ca. 6 Zwischenhalten
Auf der Webseite Pro-Zuchstreck-LuxSaar.info wird folgende Trassierung für eine rund 38 km lange Neubaustrecke dargestellt.
Es werden je nach Angebotskonzept die folgenden Fahrzeiten veranschlagt:
- Fahrzeit Luxemburg – Saarbrücken im Fernverkehr ohne Zwischenhalt: rund 35 Minuten
- Fahrzeit Luxemburg – Saarbrücken mit dem Regionalexpress mit 5 Zwischenhalten (Völklingen, Saarlouis, Dillingen, Merzig, Remich): 50 Minuten
- Fahrzeit Luxemburg – Merzig mit S-Bahn: 30 Minuten mit 8 Zwischenhalten
Eine Neubaustrecke könnte also insgesamt konkurrenzfähige Reisezeiten gegenüber dem Pkw schaffen. Die Baukosten für eine 38 km lange Neubaustrecke mit einigen Tunneln lägen voraussichtlich bei rund 1 Mrd. EUR, was vom Saarland allein nicht finanzierbar ist. Ein Gutachten aus dem Jahr 2010 hat einer Neubaustrecke zudem kein ausreichendes Nachfragepotenzial bescheinigt. Da in Luxemburg zurzeit keine Bereitschaft zur Finanzierung dieser Strecke erkennbar ist, ist das Projekt nicht umsetzbar. Falls Luxemburg eine Neubaustrecke für schnelle Fernverkehrs- und Pendlerverbindungen in Zukunft aufgreifen sollte, sollte das Saarland dies gemeinsam mit der Bundesregierung unterstützen und zudem eine Trassensicherung betreiben.
Verbindung Niedtalstrecke über Dillingen – Bouzonville – Thionville nach Luxemburg
Über die Niedtalstrecke könnte eine SPNV-Verbindung zwischen dem Saarland und Luxemburg realisiert werden. Bei einem Ausbau der Strecke Dillingen – Bouzonville – Thionville für Geschwindigkeiten von 80 bis 100 km/h könnte mit durchgehenden oder optimierten Anschlussbeziehungen in Dillingen und Thionville eine Fahrzeit Saarbrücken – Luxemburg von knapp 100 Minuten erreicht werden. Für die Relation Saarbrücken – Thionville würden rund 75 Minuten benötigt.
Allerdings ist das Nachfragepotenzial zwischen dem Raum Thionville und dem Saarland sehr begrenzt, da die Pendlerbeziehungen aus dem Raum Thionville überwiegend nach Luxemburg ausgerichtet sind. Der Zwischenraum zwischen Bouzonville und Thionville ist mit 12.000 Einwohnern im fußläufigen Einzugsbereich und 35.000 Einwohnern im Bike-and-Ride-Einzugsbereich entlang der 37 km langen Strecke relativ dünn besiedelt.
Zudem gilt die Bahnstrecke Metz – Thionville – Luxemburg aufgrund der enormen Nachfrage als überlastet und könnte keinen weiteren Zug aus Richtung Niedtalbahn nach Luxemburg aufnehmen. Daher wäre eine Verbindung vom Saarland über das Niedtal nach Luxemburg auf absehbare Zeit nur mit einem Umstieg in Thionville denkbar.
Bisttalstrecke Völklingen – Überherrn – Falck-Hargarten – Bouzonville – Thionville nach Luxemburg
Auch über die Bisttalstrecke könnte eine SPNV-Verbindung zwischen dem Saarland und Luxemburg realisiert werden. Bei einem Ausbau der Strecken Völklingen – Falck-Hargarten sowie Falck-Hargarten – Bouzonville – Thionville für Geschwindigkeiten von 80 bis 100 km/h könnte mit durchgehenden oder optimierten Anschlussbeziehungen in Thionville eine Fahrzeit Saarbrücken – Luxemburg von ca. 100 Minuten erreicht werden. Saarbrücken – Thionville
wäre in rund 75 Minuten realisierbar.
Auch für diese denkbare Verbindung gilt der oben erwähnte Kapazitätsengpass auf der Strecke Metz – Thionville – Luxemburg, sodass auch hier ein Umstieg in Thionville unerlässlich wäre.
SPNV-Verbindung über Eisenbahnkreuz Konz nach Luxemburg
Mit Regionalexpress-Zügen, die ab Konz über das Kreuz Konz direkt in Richtung Luxemburg fahren, ließe sich je nach Anzahl der Zwischenhalte eine Fahrzeit von rund 90–100 Minuten zwischen Saarbrücken und Luxemburg realisieren. Dies ist langsamer als der direkte Schnellbus Saarbrücken – Luxemburg, würde aber staufreie und zuverlässige Verbindungen ermöglichen und zudem für die bedienten Orte an Saar und Mosel (Völklingen, Saarlouis, Dillingen, Merzig, Mettlach und Saarburg) komfortable Direktverbindungen nach Luxemburg eröffnen. Für ein solches Angebot ist keine zusätzliche Infrastruktur erforderlich.
Zusammenfassung und Empfehlungen
Tab. 34 fasst die möglichen Reisezeiten zwischen Luxemburg und Saarbrücken, Saarlouis bzw. Merzig mit den verschiedenen Optionen einer Verkehrsverbindung zusammen.
Tab. 34: Mögliche Verkehrsverbindungen zwischen dem Saarland und Luxemburg
Option | Saarbrücken – Luxemburg | Saarlouis – Luxemburg | Merzig – Luxemburg | |||
Fahrzeit (min) | Umstiege | Fahrzeit (min) | Umstiege | Fahrzeit (min) | Umstiege | |
Bahn über Dillingen-Bouzonville – Thionville | 100 | 0–2 | 80 | 0–2 | - | - |
Bahn über Überherrn– Falck- Hargarten – Thionville | 100 | 0–2 | - | - | - | - |
Bahn mit Neubaustrecke Merzig- Contern über Nennig und Remich | RE: 50 ICE: 35 |
- - | 30 | - | 20 | - |
Bahn mit Neubaustrecke Merzig – Bettemburg über Perl | RE: 55 ICE: 40 | - | 35 | - | 25 | - |
RE über Konz – Wasserbillig | 95– 100 | - | 75–80 | - | 65–70 | - |
Zum Vergleich: Schnellbus Saarbrücken – Luxemburg direkt | 75 | - | - | - | - | - |
Schnellbus Merzig-Luxemburg mit Anschluss vom RE 1 | 75 | 1 | 55 | 1 | 40 | 0 |
Die schnellsten Reisezeiten ließen sich mit einer Neubaustrecke Merzig – Contern über Nennig und Remich erreichen. Diese ist aber auf absehbare Zeit nicht realisierbar.
Die Reaktivierung der Bahnstrecke Thionville – Bouzonville für den Personenverkehr und die Einrichtung eines grenzüberschreitenden Personenverkehrs über die Niedtalstrecke oder die Bisttalstrecke würde für die Fahrtrelation Saarbrücken – Luxemburg gegenüber der heutigen Schnellbusverbindung keine konkurrenzfähigen Reisezeiten bieten. Diese Relation bildet aber nur maximal ein Viertel der Gesamtnachfrage zwischen dem Saarland und Luxemburg ab, für Pendlerinnen und Pendler aus den Landkreisen Saarlouis und dem westlichen Regionalverband Saarbrücken könnten die Niedtal- oder Bisttalstecke eine attraktive Alternative darstellen.
Allerdings messen weder die französische Region Grand Est noch das Großherzogtum Luxemburg der Strecke derzeit eine Priorität bei. Falls auf französischer Seite die Strecke Thionville – Bouzonville – Falck-Hargarten – Béning für den Personenverkehr reaktiviert werden sollte, dann könnten von der Bisttal- und Niedtalstrecke Anschlüsse an diese Verbindung geschaffen werden. Zur weiteren Untersuchung der Machbarkeit von grenzüberschreitenden Verbindungen in diesen Korridoren hat das Saarland sowohl gegenüber der Region Grand Est als auch dem Eurodisrict SaarMoselle seine Bereitschaft erklärt, entsprechende Studien zu unterstützen und zu begleiten.
Zudem könnte eine Regionalexpress-Verbindung eingerichtet werden, die über das Eisenbahnkreuz Konz umsteige- und staufreie Verbindungen aus dem Saartal nach Luxemburg sowie eine gegenüber dem Schnellbus Saarbrücken – Luxemburg vom Verkehrsaufkommen auf den Straßen unabhängige Verbindung schafft. Ein solches Angebot, insbesondere für Pendlerinnen und Pendler in der in der Hauptverkehrszeit, sollte daher geprüft werden.