| Geschichte

Entspannung und Identität

um 1930

Der von den Außenministern Aristide Briand (Frankreich) und Gustav Stresemann (Deutsches Reich) verfolgte Kurs der deutsch-französischen Versöhnung verbesserte das politische Klima in Europa seit Mitte der 1920er Jahre erheblich.

Der Vertrag von Locarno, der Beitritt Deutschlands zum Völkerbund, die Regelung der Reparationsfrage und nicht zuletzt der Abzug der Besatzungstruppen aus dem gesamten Rheinland versprachen auch für das Saargebiet bessere Zeiten.

Zur Entspannung der Saarbrücker Politik trug die 1926 erfolgte Ablösung des oft als kompromisslos bezeichneten Präsidenten der Regierungskommission, Victor Rault, ebenso bei wie die Bestellung Bartholomäus Koßmanns zum saarländischen Vertreter in dieser Kommission. Seiner klugen und umsichtigen Politik war es oft zu verdanken, dass Kompromisse gefunden werden konnten, die sowohl den Vorgaben des Völkerbunds als auch den konträren deutsch-französischen Interessen gerecht wurden. Und die vor allem eine gewisse Akzeptanz der Saarländer für „ihre“ Regierung zu begründen half.

Ein saarländischer Minister, ein saarländisches Parlament, ein saarländischer Gerichtshof, eine saarländische Kunstschule, ein Saarlandmuseum: Jenseits der emphatischen Bekenntnisse für Deutschland begann in den 1920er Jahren auch eine saarländische Identität Kontur zu gewinnen.