Französisch für den Beruf
Das Saarland liegt im Herzen der Großregion in direkter Nachbarschaft zu Frankreich und Luxemburg – dem größten grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt innerhalb der EU. Eine gelungene Verständigung und der Umgang mit interkulturellen Unterschieden spielen dabei für das Leben und Arbeiten in diesem einzigartigen mehrsprachigen Raum eine besondere Rolle. Auch im Saarland sind Französisch- und weitere Sprachenkenntnisse auf dem Arbeitsmarkt hilfreich.
Schon gewusst?
- Wussten Sie zum Beispiel, dass es ein grenzüberschreitendes Abkommen – das sogenannte MOSAR-Abkommen – zwischen dem Saarland und Lothringen gibt, welches es Personen ermöglicht, sich auf beiden Seiten der Grenze ärztlich behandeln zu lassen? Das ist v.a. in Notfallsituationen wichtig, in denen beispielsweise das Klinikum Saarbrücken näher ist als das in Metz. Eine problemlose Verständigung kann dabei lebensrettend sein.
- Um die innere Sicherheit im gemeinsamen Grenzraum zu gewährleisten, ist ein grenzüberschreitendes Ausbildungs- und Kompetenzzentrum der Sicherheitsbehörden aus Deutschland, Frankreich und Luxemburg mit Sitz in Saarbrücken geplant. Die effektive Gestaltung der Arbeit im Polizei- und Sicherheitswesen erfordert neben fachlichen Fähigkeiten auch sprachliche und interkulturelle Kompetenzen. So ist es zum Beispiel einfacher eine Situation mit einer französischsprachigen Person zu deeskalieren, wenn auf Französisch kommuniziert werden kann.
- Besonders am Wochenende kommen unsere französischen Nachbar*innen gerne in die Saarbrücker Innenstadt zum Einkaufen. Wenn Verkäufer*innen dann auf Französisch beraten können, kann dies die Kaufentscheidung positiv beeinflussen. Daher sind in einigen Unternehmen Französischkenntnisse erwünscht oder werden konkret gefordert.
Die drei Kontexte beleuchten beispielhaft die wichtige Rolle des Französischen und weiterer Sprachenkenntnisse für den Arbeitsmarkt und Berufsalltag im Saarland. Sicher fallen Ihnen noch weitere Beispiele ein.
Wenn Sie Ihre Französischkenntnisse auffrischen möchten: Die Volkshochschulen des Saarlandes bieten ein breites Sprachkursangebot, darunter auch Französischkurse für den Beruf. Das aktuelle Kursangebot haben wir hier für Sie zusammengestellt.
Wir möchten Ihnen im Folgenden unser Pilotprojekt im Gesundheitswesen vorstellen und dazu motivieren uns zu kontaktieren, wenn Sie für Ihren Arbeitsbereich einen ähnlichen Bedarf sehen.
Sie erreichen uns per Mail: projekt-franzoesischundmehr@uni-saarland.de
Pilotprojekt – Mehrsprachigkeit im Gesundheitswesen in der deutsch-französischen Grenzregion
Einblick in eine Umfrage zur mehrsprachigen Kommunikation und dem Sprachenbedarf im Gesundheitswesen im Saarland und in Lothringen
Im Frühjahr 2024 führte das Projekt Französisch und mehr eine Online-Umfrage mit einem Fokus auf der mehrsprachigen Kommunikation und dem Sprachenbedarf im Gesundheitswesen mit Schwerpunkt auf der jeweiligen Nachbarsprache zunächst im Saarland, im Herbst dann auch in Lothringen, durch. Auf saarländischer Seite nahmen 199, auf lothringischer Seite 80 Personen teil. Die Zielgruppe waren dabei Personen aus dem Gesundheitswesen in der deutsch-französischen Grenzregion aus Krankenhäusern, Hausarztpraxen und Rettungsdiensten. Auf deutscher Seite kam die Mehrheit der Teilnehmenden aus den Räumen Saarbrücken und Völklingen und auf französischer Seite aus den Arrondissements Sarreguemines und Forbach-Boulay-Moselle – beides Standorte in unmittelbarer Grenznähe.
Die Ziele der Umfrage bestanden in der Erhebung der Kommunikationsbedarfe des Personals im Gesundheitsbereich, um einen exemplarischen Einblick in den Arbeitsalltag dieser Berufsgruppe zu erhalten und darauf basierend passende berufsgruppenspezifische Sprachlernangebote zu entwickeln.
Was die Sprachkompetenz in der jeweiligen Nachbarsprache betrifft – also Französisch oder Deutsch – zeigt sich, dass auf französischer Seite mehr Kenntnisse des Deutschen vorhanden sind, als Französischkenntnisse auf deutscher Seite. Dennoch geht aus den Rückmeldungen für beide Seiten ein Bedarf an Sprachförderung in der Nachbarsprache und weiteren Sprachen hervor. Dies bestätigt sich auch in der Sprachkompetenzeinschätzung, in der sich die Teilnehmenden insgesamt im Anfänger- bis grundlegenden Bereich einordnen und das trotz z.T. hoher Lernjahranzahl. Dabei ist allerdings zu beachten, dass es sich um Selbsteinschätzungen handelt. Weitere als nützlich genannte Sprachen waren Englisch und Arabisch, daneben auch Türkisch, Russisch und Ukrainisch. Um Kommunikationsprobleme zu lösen, nutzen derzeit 71 % der Befragten auf saarländischer Seite Übersetzungs-Apps; oftmals werden zudem Mitarbeitende oder Angehörige zu Rate gezogen.
In der Umfrage wurden auch mögliche Kursinhalte erfragt: Den Fokus legten die Teilnehmenden dabei auf die Patient*inneninteraktion und die Behandlung sowie die Bewältigung von Notfallsituationen. Weitere Kommunikationsanlässe, in denen die Befragten sich sprachliche Unterstützung wünschten, sind z.B. Gespräche unter Kolleg*innen, am Telefon oder der Austausch mit medizinischem Personal. Alles Inhalte, die im Anschluss an die Umfrage in den Sprachkurs integriert wurden. Für die Motivation zur Kursteilnahme erweisen sich das Angebot eines kostenfreien Kurses, die Anerkennung als Arbeitszeit und die Verbesserung der Kommunikation im Berufsalltag als wichtig.
Zusammenfassend konnte in der Umfrage ein Bedarf an Französischkenntnissen bei der Mehrheit der Befragten wissenschaftlich bestätigt werden. Als wichtig sind v.a. die Hör- und Sprechkompetenzen zu nennen, Fähigkeiten die v.a. im Austausch mit Patient*innen von Vorteil sind.
Weitere Informationen zur Umfrage finden Sie z.B. hier:
Sprachkurs „Französisch für den Beruf – Gesundheitswesen“
Ausgehend von den Erkenntnissen der Umfrage entwickelte das Projekt Französisch und mehr in Kooperation mit dem Volkshochschul-Landesverband Saarland das berufsspezifische Französischkursangebot. Aufgrund der hohen Nachfrage zum Kursangebot wurden direkt zwei Kurse angeboten. Die Kurse starteten im November 2024 mit 31 Teilnehmer*innen und fanden nach Rücksprache mit den Kursteilnehmer*innen im Online-Format statt. Der Fokus des Sprachkurses lag auf den Kompetenzen Sprechen und Hören und er war im Anfängerniveau A2/B1 verortet. Der Kurs bestand aus 10 in sich abgeschlossenen Modulen, wodurch kein Nachteil entstand, wenn eine Sitzung z.B. aufgrund des Schichtdienstes nicht besucht werden konnte.
Die Module behandelten z.B.
- Prendre rendez-vous au téléphone (Telefonisch Termine vereinbaren, absagen, verschieben)
- La salle d’attente – De quoi souffre la personne (Im Wartezimmer – An was leidet die Person)
- Chez le médecin – la consultation (Beim Arzt – Die Untersuchung)
- Chez le médecin – les parties du corps (Beim Arzt – Die Körperteile)
- Les symptômes – les maladies – les remèdes (Symptome – Krankheiten – Therapien)
- Le médicament – le traitement (Medikamente – Therapie)
Als Pilotprojekt konnten die Sprachkurse durch die Förderung der Staatskanzlei des Saarlandes kostenfrei angeboten werden. Eine dauerhafte Finanzierung ist angestrebt.
Der Kurs wurde von den Teilnehmenden in der abschließenden Evaluation sehr positiv bewertet. 94 % gaben an, dass Ihnen der Kurs gefallen hat und 93 % sind mit dem Kurs zufrieden. 88 % bewerten die Kursinhalte als nützlich für ihren Beruf. Anregungen für ein Folgevertiefungsangebot betreffen z.B. die ambulante Pflege, die Vermittlung von Empathie bzw. den Umgang mit Emotionen, oder auch das wichtige Thema Patient*innenverfügung. Außerdem wird sich gewünscht das freie Sprechen mehr zu üben, z.B. mit Rollenspielen. 100 % der Befragten würden den Kurs weiterempfehlen und 93 % sind an einem Folgeangebot interessiert.
Die Teilnehmenden des Kurses erhielten am 04.02.2025 im Rahmen einer feierlichen Abschlussveranstaltung ihre Teilnahmezertifikate und sind motiviert auch am Folgekurs teilzunehmen. Einen Einblick in die Rückmeldungen und Eindrücke der Teilnehmenden erhalten Sie hier im Kurzbericht der Journalistin Lisa Huth (Saarländischer Rundfunk): SR-Mediathek
Und im Beitrag in der Saarbrücker Zeitung von Hélène Maillasson: Saarbrücker Zeitung vom 20.12.2024
Weitere Informationen finden Sie auch hier: Intranet der Universität des Saarlandes
Sie arbeiten im Gesundheitswesen und möchten an einem Französischkursangebot speziell für Ihren Arbeitskontext teilnehmen? Dann schreiben Sie uns. Wir melden uns gerne mit Informationen zu den aktuellen Kursangeboten bei Ihnen: projekt-franzoesischundmehr@uni-saarland.de
Weitere geplante Aktivitäten
Die Arbeit des Projekts Französisch und mehr in Kooperation mit dem VHS-Landesverband Saarland zeigt, dass spezifische Kurse eine Schlüsselfunktion für die Förderung des Französischen im Berufsleben haben. Weiter integrieren sich die Angebote sehr gut in die Frankreichstrategie + und das Europa-Leitbild des Saarlandes und tragen somit einen Teil zur Umsetzung der in den sprachenpolitischen Papieren formulierten Ziele bei.
Das Projekt Französisch und mehr plant an diese positiven und erfreulichen Entwicklungen des Pilotprojekts direkt anzuknüpfen und die Aktivitäten fortzuführen sowie weiterzuentwickeln.
- Für Frühling/Sommer 2025 ist die erneute Durchführung des Einstiegskurs „Französisch für den Beruf – Gesundheitswesen“ geplant.
- Außerdem wird es einen Aufbaukurs „Französisch für den Beruf – Gesundheitswesen“ geben, einerseits für die Teilnehmenden des jetzigen Einstiegskurs als Folgeangebot und andererseits für Personen mit fortgeschrittenen Französischkenntnissen.
- Zusätzlich ist für Herbst 2025 ein Tandemangebot geplant, in dessen Rahmen deutsche und französische Personen aus dem Gesundheitswesen konkret vernetzt werden sollen und gemeinsam ihre Sprachenkenntnisse weiterentwickeln können.
- Für das Frühjahr 2025 ist zudem geplant, die Aktivitäten über den Gesundheitssektor hinaus in die Bereiche grenzüberschreitende Sicherheit, Polizeiarbeit und/oder Einzelhandel auszuweiten, um auch hier Anstöße zu geben für die Einbeziehung und Förderung der Nachbarsprache und Mehrsprachigkeit in Beruf und Alltag.
Sie arbeiten im Sicherheits- oder Polizeiwesen, im Einzelhandel oder in einem anderen Berufszweig und sind an unseren weiteren Projektaktivitäten und berufsspezifischen Französischkursangeboten interessiert?
Dann schreiben Sie uns, wir freuen uns auf den Austausch: