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Uni und htw saar forschen zu nachhaltigen Produkt- und Kreislaufsystemen

Die Universität des Saarlandes (UdS) und die Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar) erhalten für Forschung zum Thema Kreislaufwirtschaft über 1,4 Mio. Euro.

Die Universität des Saarlandes (UdS) und die Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar) erhalten für Forschung zum Thema Kreislaufwirtschaft über 1,4 Mio. Euro vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie (MWIDE) – Minister Jürgen Barke will der wachsenden Energieverknappung mit nachhaltiger ressourcenschonender Produktion begegnen.

„ Vor der sich derzeit abzeichnenden weltweiten Verknappung und Verteuerung von Energie gilt es auch unser Verhältnis zum Abfall neu zu überdenken“, so Wirtschaftsminister Barke. „Deshalb müssen unsere Produkte und Produktionen künftig wesentlich nachhaltiger gestaltet werden. Mit nur punktuellen Effizienzsteigerungen in den bestehenden Produktionsketten können die anspruchsvollen Ziele nicht erreicht werden, die notwendig sind, um künftig den gewaltigen Herausforderungen zur Energieeinsparung gerecht zu werden.“

Deshalb setzt Minister Barke auf die Entwicklung von neuen, wesentlich effektivitätsorientierten Kreislaufwirtschaften, auch als Circular-Economy-Konzepte bezeichnet, die eine Abkehr von den bisherigen linearen Produktions- und Konsumparadigmen, hin zu geschlossenen Ressourcen- und Produktkreislaufen möglich machen. „Durch die Weiter- oder Wiederverwendung von Produkten und Rohstoffen können vorhandene Ressourcen bestmöglich im Sinne der Nachhaltigkeit genutzt werden. Zentrale Punkte zur Umsetzung von Kreislaufwirtschaftsmodellen sind beispielsweise recyclingoptimiertes Produktdesign und langlebige, reparierbare Produkte“, ergänzt Prof. Dr.-Ing. Michael Vielhaber.

Einen vielversprechenden Ansatz, um das derzeit noch vorherrschende lineare „Produzieren-Nutzen-Entsorgen“-Verständnis zu überwinden sieht der Minister darin, Produkte hin zu Produkt-Service-Systemen (PSS) zu entwickeln. Deren ökologisches Potential wurde zwar in der Vergangenheit längst von der Wirtschaft erkannt, wird aber nach Ansicht von Barke in Deutschland noch nicht ausreichend genutzt. In der derzeitigen Krise führe aber kein Weg mehr daran vorbei, so Barke.

Hinter PSS verbirgt sich eine Ausprägung der zunehmend dienstleistungsorientierten Ausrichtung von Unternehmen. Nicht erst seit dem Auftauchen von mietbaren E-Scootern in der Landeshauptstadt gelten solche Geschäftsmodelle als vielversprechende Alternative zum klassischen selbst genutzten Eigentum. Statt ein Produkt zu kaufen, wird es gemietet, geleast oder unter mehreren Nutzern geteilt. Der Kunde kauft nicht mehr ein Produkt, das er bis zum Ende der Nutzungsdauer besitzt und sich neben der Wartung auch um dessen Entsorgung kümmern muss. In Zukunft bieten Unternehmen ihren Kunden zunehmend Dienstleistungen als Komplettpaket an. Die Produkte sind dabei nur das Mittel zum Zweck. So kauft sich der Kunde nicht mehr einen eigenen E-Scooter, sondern leiht sich diesen für die Dauer der Nutzung aus. Es wird am Ende kein Produkt mehr erworben, sondern Mobilität als Dienstleistung – der Preis ergibt sich aus der Fahrzeit. „Als eine Kombination aus Sachgut und Dienstleistung können diese zu einem höheren Kundennutzen sowie einer gesteigerten Wettbewerbsfähigkeit führen. Vorstellbar ist der Einsatz des vielversprechenden Konzeptes in vielen Branchen – von Automobil bis Zerspanungsmaschine“, so Prof. Dr. Christian Köhler.

Um bei diesem Thema im Saarland weiterzukommen, fördert das MWIDE das Projekt „Nachhaltige Produkt-Service-Systeme für eine Circular Economy im Saarland –PSS4CE“ mit über 1,4 Mio. Euro, an dem die UdS und die htw saar gemeinsam forschen. Barke: „Das Projekt bringt sowohl ingenieurwissenschaftliche als auch betriebswirtschaftliche Sichtweisen zur Innovation nachhaltiger Produkt-Service-Systeme zusammen. Mit der Förderung wollen wir erreichen, dass weitere Teile der saarländischen Industrie, insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen, an das Thema Kreislaufwirtschaft sowie serviceorientierte Produkte mit Fokus auf Nachhaltigkeit herangeführt werden. Gerade das Thema Kreislaufwirtschaft bietet Möglichkeiten, um neue Märkte zu erschließen. Es kann Unternehmen dabei unterstützen, Ressourcen zu schonen und Werte zu steigern. Der Aufbau neuer Kompetenzen kommt unserer gesamten saarländischen Wirtschaft zugute.“ Auch vor dem Hintergrund des stetig steigenden Energie- und Materialverbrauchs sowie angesichts hoher Energiekosten und teurer werdender Rohstoffe sei die Forschungsarbeit von immenser Bedeutung, so Barke.

Durch das geförderte Projekt sollen Geschäftsmodelle, Chancen und Innovationpotentiale nachhaltiger PSS für die saarländische Wirtschaft verständlich gemacht und praxisorientierte Leitlinien für die Realisierung einer Circular Economy in den Bereichen Produktplanung, Produktentwicklung, Technologieentwicklung und Prozesskettenentwicklung erarbeitet, geprüft und für die Nutzung in der Praxis aufbereitet werden. „Ein besonderer Aspekt ist dabei die disziplinübergreifende Betrachtung des Lebenszyklus, welche integrierter und interdisziplinärer als bisher erfolgen muss, um öko-effektive Lösungen zur Verfügung zu stellen“, so Vielhaber. „So werden innerhalb des Projektes die relevanten Lebenszyklusfunktionen, beginnend mit der Planung von Produkt-Service-Systemen mitsamt den zugehörigen Geschäftsmodellen über die Entwicklung der Sach- und Dienstleistungsbestandteile bis in Prozess-  und Produktionsbausteine zum Schließen der Produktkreisläufe, eng miteinander verzahnt betrachtet“, ergänzt Köhler. 

Das Projekt basiert auf Kooperationen der Professoren Köhler und Jürgen Griebsch von der htw saar sowie Vielhaber und Dirk Bähre von der UdS. Über diese Kooperationen hinausgehende Kompetenzen der Partner sollen im Rahmen des dreijährigen Projektes so miteinander verknüpft werden, dass ein Kompetenzcluster zur Planung, Entwicklung, Herstellung und Kreislaufführung nachhaltiger Produkt-Service-Systeme entsteht. Für die Projektpartner stellt das Projekt einen wesentlichen Baustein dar, um diese Kooperation weiter zu institutionalisieren. Durch das Projekt sollen sich schnellstmöglich auch Transferimpulse in die regionale Wirtschaft ergeben. Insbesondere der Knowhow-Transfer für das Schließen des Produktkreislaufes und die damit verbundene Nutzbarmachung der drei Strategien Umnutzung, Aufbereitung oder Refabrikation in nachhaltigen Geschäftsmodellen stellen ein beachtliches ökonomisches, ökologisches und soziales Potential für das Saarland und die Region dar, um auch bei Energieknappheit leistungsfähig zu bleiben.

Das Vorhaben wird aus Landesmitteln und aus Mitteln des Programms EFRE Saarland 2021-2027 im Ziel „Investitionen in Beschäftigung und Wachstum“ im Rahmen einer Vollfinanzierung vom 1. Juli 2022 bis zum 31. Dezember 2025 gefördert. Die Förderung dazu kommt zu 60 Prozent aus Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie (850.435,28 Euro) und zu 40 Prozent aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (566.956,85 Euro), zusammen 1.417.392,14 Euro.

Medienansprechpartner

Pressesprecherin im Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie

Kathrin Fries
Pressesprecherin und Leiterin Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Franz-Josef-Röder-Str. 17
66119 Saarbrücken