Reaktivierung der Strecke Merzig – Losheim – Wadern
(ehem. Merzig-Büschfelder-Eisenbahn)
Die ehemalige Merzig-Büschfelder-Eisenbahn (MBE) Merzig – Losheim – Wadern wird auf einem Abschnitt von rund 6,4 km für einen Museumsbahnbetrieb genutzt. Der Abschnitt zum Industriepark Holz ist aufgrund von Mängeln gesperrt. Die Trasse ist zwischen Industriepark Holz und Büschfeld abgebaut.
Für eine Reaktivierung der 12,5 km langen Strecke Merzig – Losheim wurden folgende Haltepunkte untersucht:
- Merzig Bahnhofsvorplatz
- Merzig Amtsgericht
- Merzig Ost
- Brotdorf
- Bachem
- Losheim
Für die Strecke wurde eine Elektrifizierung vorgesehen, um sie mit den heute in Merzig endenden Regionalbahnzügen (künftig S-Bahn-Zügen) aus Kaiserslautern befahren zu können. Der Zug aus Kaiserslautern würde südlich des Bahnhofs Merzig auf das Gleis nach Losheim wechseln und an einem neuen Bahnsteig zwischen dem Gleis und der Bahnhofstraße gegenüber dem Busbahnhof halten. Weitere Haltepunkte wären am Amtsgericht, in Merzig Ost sowie in Brotdorf und Bachem (mit Seitenbahnsteigen) vorgesehen.
In Losheim könnte die S-Bahn vor dem Bahnübergang der Bahnhofstraße an einem neuen Seitenbahnsteig halten und von dort nach einer kurzen Wendezeit zurück nach Kaiserslautern fahren. Dadurch könnte die Oberleitung vor dem Museumsbahnhof enden und eine gegenseitige Störung von S-Bahn- und Museumsbahnbetrieb würde vermieden. Museumszüge könnten dann nach der Abfahrt der S-Bahn nach Kaiserslautern die Strecke in Richtung Merzig nutzen.
Als Investitionskosten wurden rund 28 Mio. EUR ermittelt für Errichtung und Ausbau von
- 6 Außenbahnsteigen
- 10 Bahnübergängen
- 13 km Oberleitung
- 13 km Instandsetzung/Ertüchtigung der Strecke für 80 km/h
Ab Nunkirchen ist die Trasse bis Büschfeld abgebaut und teilweise überbaut. Hier wäre eine Neutrassierung parallel zum Losheimer Bach erforderlich mit einem neuen Haltepunkt im Bereich des Nahversorgungszentrums an der Saarbrücker Straße. Aufgrund der Neutrassierung wären zwei kreuzungsfreie Querungen der Bundesstraße B 268 erforderlich (Brücke oder Troglage im Bereich der Tankstelle). Die Trasse würde weiter parallel zum Losheimer Bach an Überlosheim vorbeigeführt (Ersatz der Straßenbrücke nach Überlosheim durch eine Brücke über Bach und Bahnstrecke) und würde nach einer Brücke über die Prims auf die alte Trasse der Primstalbahn in Büschfeld einmünden. Für die rund 3 km lange Neubaustrecke mit 3 Brücken und einer Haltestelle in Troglage ist mit rund 30–40 Mio. EUR zu rechnen. Der Wiederaufbau des 5,5 km langen Abschnitts der Primstalbahn zwischen Büschfeld und Dagstuhl inklusive dem Neubau von zwei Haltepunkten und der Sicherung von 3 Bahnübergängen ist mit rund 15 Mio. EUR zu beziffern.
Für die 28 km lange Gesamtstrecke von Merzig nach Wadern ist demnach mit Investitionskosten von rund 85 Mio. EUR zu rechnen.
Erschließungswirkung
Im Abschnitt von Merzig nach Losheim würden rund 11.000 Einwohner im fußläufigen Einzugsbereich der Bahnstrecke erschlossen. Im weiteren Verlauf bis Wadern würden weitere 7.500 Einwohner erschlossen. Im Bike-and-Ride-Einzugsbereich wären es bis Losheim rund 19.500 Einwohner und bis Wadern 20.000 Einwohner. Hinzu kommen rund 13.000 Arbeitsplätze im Abschnitt bis Losheim und 6.000 Arbeitsplätze im weiteren Verlauf bis Wadern.
Nachfragepotenzial
Das Nachfragepotenzial ist zwischen Merzig und Losheim relativ hoch und nimmt im weiteren Verlauf zwischen Losheim und Wadern ab – insbesondere, wenn eine Reaktivierung der Bahnstrecke Saarlouis – Schmelz – Wadern realisiert wird, da über Schmelz kürzere Reisezeiten auf der Relation Wadern – Saarlouis – Saarbrücken erzielt werden können. Da die Bahn aufgrund der geringeren Erschließungswirkung nur einen Teil des Nachfragepotenzials bedienen kann, hängt die tatsächlich realisierbare Nachfrage in hohem Maße vom Betriebskonzept von Bahn und Bus, den Reisezeiten und Anschlüssen ab.
Ersteinschätzung des Nutzen-Kosten-Verhältnisses
Durch die Reaktivierung der Strecke Merzig – Losheim lassen sich gegenüber der Busverbindung hohe Reisezeitersparnisse durch die umsteigefreien Verbindungen aus Losheim in Richtung Merzig, Saarlouis und Saarbrücken erzielen. Daher ist mit einem hohen volkswirtschaftlichen Nutzen zu rechnen. Dem stehen aufgrund der günstigen Betriebskonzepte nur relativ geringe zusätzliche Betriebskosten gegenüber. Daher ist ein Nutzen-Kosten-Verhältnis über 1,0 zu erwarten. Für den Wiederaufbau bzw. den Neubauabschnitt zwischen Losheim und Wadern führen die höheren Betriebskosten und die hohen Investitionskosten dazu, dass hier kein ausreichendes Nutzen-Kosten-Verhältnis zu erwarten ist.
Daher wurden die Reaktivierung der Bahnstrecke Merzig – Losheim weiter untersucht und ein Wiederaufbau/eine Neutrassierung Losheim – Wadern nicht weiterverfolgt. Die Anbindung Waderns wird stattdessen über Schmelz weiter untersucht (siehe Ausführungen weiter unten in Abschnitt 7.4.3).
Betriebskonzept
Für den Betrieb ist kein zusätzliches Fahrzeug erforderlich. Mit dem ansonsten in Merzig endenden Fahrzeug würden rund 120.000 zusätzliche Zug-km pro Jahr zurückgelegt und rund 50.000 zusätzliche Zughalte pro Jahr bedient. Für die Wirtschaftlichkeit der Strecke ist es entscheidend, dass das Busnetz angepasst wird, sodass die Buslinien keinen Parallelverkehr zur S-Bahn fahren, sondern entweder als Zubringer dienen oder als zeitliche Ergänzung fungieren.
Hierzu wurden folgende Annahmen getroffen:
- Buslinie Losheim – Weiskirchen – Wadern – St. Wendel (stündlich) mit Anschluss in Losheim von und zur S-Bahn Kaiserslautern – Merzig – Losheim zur Minute :00
- Buslinie Losheim – Nunkirchen – Tholey – St. Wendel (stündlich) mit Anschluss in Losheim von und zur S-Bahn Kaiserslautern – Merzig – Losheim zur Minute :00
- Stündliche Buslinie Merzig – Rimlingen – Losheim zeitlich versetzt zur S-Bahn Kaiserslautern – Merzig – Losheim mit Anschluss von und zum RE 1 Richtung Saarbrücken
- Umstrukturierung der Linien 204 und 224 zu einem stündlichen Angebot Merzig – Brotdorf – Hausbach – Britten – Bergen – Losheim mit Anschluss in Merzig an die SBahn Homburg – Trier
Damit werden gegenüber dem Bezugsfall rund 125.000 Bus-km pro Jahr eingespart. Dies entspricht in etwa den zusätzlichen Betriebs-km, die die S-Bahn bis Losheim zurücklegt. Aufgrund der kurzen Reisezeiten werden mehr Personalkosten eingespart, als für die SBahn-Verlängerung erforderlich sind. Zwar ist der Betrieb der S-Bahn-Fahrzeuge je km teurer als der Busbetrieb; es wird aber kein zusätzliches Fahrzeug benötigt, während Busse insbesondere in der Hauptverkehrszeit eingespart werden können. Insgesamt gleichen sich die Effekte aus, sodass sich die ÖPNV-Betriebskosten gegenüber dem Bezugsfall praktisch nicht verändern.
Nachfragepotenzial
Die S-Bahn würde zwischen Merzig und Losheim zwischen 1.300 und 2.000 Fahrgäste im Querschnitt befördern, davon rund 1.000 Neufahrgäste. Bei einer mittleren Fahrtweite von 18 km werden jährlich rund 3,3 Mio. Pkw-km eingespart.
Nutzen-Kosten-Abschätzung
Durch die Verkehrsverlagerung vom MIV zum ÖPNV werden rund 420 Tonnen CO2 pro Jahr vermieden. Durch die Verkehrsverlagerung und die Reisezeiteinsparungen kann ein volkswirtschaftlicher Nutzen von rund 2,0 Mio. EUR generiert werden. Hiervon sind die Unterhaltskosten der ortsfesten Infrastruktur in Höhe von 0,5 Mio. EUR abzuziehen. Der saldierte Nutzen beträgt rund 1,56 Mio. EUR. Dem stehen Kapitalkosten der Infrastruktur von rund 1,15 Mio. EUR gegenüber, sodass sich ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,4 ergibt.