Reaktivierung der Bliestalbahn
(Homburg – Blieskastel – Saargemünd)
Die stillgelegte Bliestalbahn Homburg – Blieskastel – Saargemünd verläuft bis Schwarzenacker zusammen mit der zu reaktivierenden Strecke Homburg – Einöd – Zweibrücken. Südlich von Schwarzenacker zweigt die Trasse der ehemaligen Verbindungskurve in Richtung Bierbach ab. Östlich des Bahnhofs Blieskastel-Lautzkirchen zweigt die Trasse der Bliestalbahn in Richtung Saargemünd ab. Die Strecke wird heute als Radweg genutzt. Abb. 104 zeigt den Streckenverlauf der ehemaligen Bahntrasse.
Erschließungswirkung
Ein Haltepunkt in der Innenstadt von Blieskastel würde rund 4.500 Einwohner in Blieskastel, Webenheim und Mimbach erschließen. Im weiteren Verlauf der ehemaligen Bliestalbahn Richtung Gersheim und Saargemünd wären rund 7.000 Einwohner auf der deutschen Seite und 5.000 Einwohner auf der französischen Seite fußläufig erschlossen. Für eine 23 km lange Strecke ist dies eine niedrige Erschließungswirkung.
Betriebskonzepte
Mit dem Wiederaufbau der Verbindungskurven Schwarzenacker – Bierbach ließe sich in einem ersten Schritt bereits eine Verbindung Homburg – Blieskastel-Lautzkirchen realisieren. Mit der ca. 800 m langen Strecke bis zu einem neuen Haltepunkt Blieskastel-Mitte könnte sogar eine Direktverbindung zwischen den beiden Mittelzentren Blieskastel und Homburg geschaffen werden. Aufgrund der relativ geringen Investitionskosten wäre ein Nutzen-Kosten-Verhältnis über 1,0 möglich. Allerdings ist die Streckenkapazität mit dem geplanten eingleisigen Ausbaustand weitgehend ausgeschöpft. Daher ist bei der weiteren Konkretisierung der Planungen im Rahmen einer Machbarkeitsuntersuchung durch eine Betriebssimulation zu überprüfen, inwieweit eine hinreichende Betriebsstabilität gewährleistet werden kann.
Der Betriebsaufwand würde ein zusätzliches Fahrzeug erfordern. Zudem wäre eine komplette Neustrukturierung des gut organisierten Busverkehrs im Dreieck Homburg – Blieskastel – Zweibrücken erforderlich, um auch die Anbindung der nicht an der Schiene liegenden Ortsteile sicherzustellen.
Eine Bahnverbindung Homburg – Blieskastel im 60-Minuten-Takt könnte die Mittelzentren in weniger als 15 Minuten verbinden und wäre damit etwa doppelt so schnell wie die heutige Buslinie R 14. Zwischen Schwarzenacker und Homburg würde dadurch das Angebot auf der Strecke Homburg –Zweibrücken auf einen 30-Minuten-Takt verdichtet.
Infrastrukturaufwand
Wenn die Bahnstrecke Homburg – Zweibrücken reaktiviert ist, ist für den Betrieb Homburg – Blieskastel-Mitte folgender zusätzlicher Investitionsaufwand erforderlich:
- Wiederaufbau von rund 2,5 km Gleis (Verbindungskurve, teilweise zweites Gleis im Bereich Bierbach, Wiederaufbau bis Blieskastel-Mitte)
- Weichenverbindungen, Signaltechnik
- Ein Haltepunkt (Seitenbahnsteig) in Blieskastel-Mitte
Inkl. Planungskosten werden diese Kosten auf rund 10,5 Mio. EUR geschätzt.
Für einen Wiederaufbau der Strecke Blieskastel-Mitte – Gersheim – Saargemünd wären rund 80 bis 100 Mio. EUR erforderlich.
Grobabschätzung des Nutzen-Kosten-Verhältnisses
Die Investitionskosten in die Strecke (rund 10,5 Mio. EUR) und damit auch die Kapitalkosten für die ortsfeste Infrastruktur mit 0,5 Mio. EUR sind für den Abschnitt bis Blieskastel relativ gering, da ein Großteil der Investitionskosten für die Reaktivierung der Strecke Homburg – Zweibrücken sowieso anfällt. Der volkswirtschaftliche Nutzen ergibt sich aus den erzielbaren Reisezeitgewinnen und den verlagerbaren MIV-km abzüglich der Betriebskosten mit insg. rund 0,7 Mio. EUR. Das Nachfragepotenzial für die Strecke Blieskastel – Gersheim – Saargemünd ist relativ gering (Tab. 47). Der Wiederaufbau wird angesichts der hohen Investitionskosten nicht weiterverfolgt.
Vertiefte Bewertung Homburg – Blieskastel-Mitte
Ergänzend zur Reaktivierung der Strecke Homburg – Zweibrücken wurde ein Betrieb der Relation Homburg – Blieskastel-Mitte untersucht.
Für eine Reaktivierung der Bliestalbahn im Abschnitt Schwarzenacker – Blieskastel-Mitte ist der Wiederaufbau von ca. 2,5 km Streckengleis erforderlich. Davon entfallen 0,5 km auf die Verbindungskurve Schwarzenacker – Bierbach, 800 m auf die Strecke bis Blieskastel-Mitte und ca. 1,5 km Wiederaufbau der Zweigleisigkeit im Bereich des Bahnhofs Bierbach.
Betriebskonzepte
Für einen Bahnbetrieb von Homburg nach Blieskastel-Mitte wurde folgendes Betriebskonzept unterstellt:
- Die S-Bahn Illingen – Homburg wird stündlich bis nach Blieskastel-Mitte verlängert. Dadurch entstehen Direktverbindungen von Blieskastel nach Homburg und Neunkirchen. Zwischen Homburg und Schwarzenacker verkehrt diese Linie zeitversetzt zur S 1 nach Zweibrücken, sodass sich auf diesem Abschnitt ein 30-Minuten-Takt ergibt.
- In Bierbach verkehrt die S-Bahn nach Blieskastel-Mitte direkt hinter der S-Bahn aus Zweibrücken, so dass sich ein optimaler Umstieg aus Zweibrücken nach Blieskastel- Mitte ergibt.
Folgendes Betriebskonzept wurde für den Busverkehr untersucht:
- Busse in südlicher Richtung starten vom Bahnhof Lautzkirchen nach Ankunft der Züge aus Saarbrücken und Zweibrücken zur Minute :49, nehmen am Bahnhof Blieskastel- Mitte Fahrgäste auf, die aus Richtung Homburg zur Minute :51 ankommen. Dann fahren die Buslinien weiter in Richtung Gersheim, Mandelbachtal und Saargemünd. Umgekehrt halten Busse aus südlicher Richtung zur Minute :06 am Bahnhof Blieskastel-Mitte, wo die Fahrgäste zur Minute :09 Anschluss zur S-Bahn Richtung Homburg – Neunkirchen – Illingen haben. Die Busse fahren weiter zum Bahnhof Lautzkirchen und gewähren Anschluss zu den S-Bahn-Zügen Richtung Saarbrücken und Zweibrücken.
- Das Busangebot zwischen Blieskastel und Homburg (heute im 30-Min-Takt durch die R 14 und die 501 bedient) könnte halbiert werden und gemeinsam mit der Neustrukturierung des Busverkehrs von Zweibrücken nach Homburg auf die bessere Feinerschließung ausgerichtet werden.
Für den Betrieb sind 115.000 Zug-km pro Jahr erforderlich. Ein zusätzlicher Zug mit Fahrzeugvorhaltekosten von rund 150.000 EUR/Jahr wird benötigt. Dafür lassen sich einige Busse, besonders in der Hauptverkehrszeit, einsparen. Insgesamt fallen zusätzliche Betriebskosten von rund 0,4 Mio. EUR/Jahr an, die durch eine Optimierung des Busnetzes etwas reduziert werden können.
Nachfragepotenziale
Durch die Bahnverbindung Homburg – Blieskastel-Mitte können rund 450 Neufahrgäste gewonnen werden. Insgesamt würde der Abschnitt von 500 bis 1.000 Fahrgästen im Querschnitt genutzt – ergänzend zur S 1 zwischen Schwarzenacker und Homburg.
Bei einer mittleren Reiseweite von 22 km werden rund 1,8 Mio. Pkw-km pro Jahr vermieden.
Nutzen-Kosten-Abschätzung
Für die Strecke Homburg – Blieskastel-Mitte stellt sich die Nutzen-Kosten-Abschätzung wie folgt dar:
Durch die vermiedenen Pkw-km und deren Folgewirkungen (CO2, Unfallkosten, MIV-Betriebskosten) sowie die Reisezeitersparnisse entsteht ein volkswirtschaftlicher Nutzen von rund 1,2 Mio. EUR. Hiervon sind die Unterhaltskosten der Infrastruktur in Höhe von rund 0,3 Mio. EUR und die zusätzlichen Betriebskosten für den SPNV-Betrieb in Höhe von rund 0,4 Mio. EUR abzuziehen. Einsparpotenziale im Busverkehr (voraussichtlich rund 0,3 Mio. EUR) sind hier noch nicht berücksichtigt.
Stellt man den saldierten Nutzen von 0,57 Mio. EUR den Kapitalkosten der Infrastruktur in Höhe von 0,45 Mio. EUR gegenüber, zeigt sich, dass sich voraussichtlich ein positives Nutzen-Kosten-Verhältnis von rund 1,3 erreicht werden kann.
Dies hängt aber letztlich von den genauen Einsparpotenzialen im Busverkehr ab sowie von den Investitionskosten, die der Ausbau der Strecke im Bereich Bierbach für die Abwicklung der Zugkreuzungen verursacht.
Da der Landesbetrieb für Straßenbau zusammen mit der Stadt Blieskastel die Straßenbaumaßnahme „Umgehung Altstadt-Ost Blieskastel“ im Bereich der L 113 unmittelbar parallel zur ehemaligen Bahntrasse bzw. zum derzeitigen Radweg umsetzt, ist eine Errichtung eines Endhaltepunkts der Strecke in Lage des einstigen Bahnhofs Blieskastel nicht möglich. Daher wäre ein Standort weiter nördlich zu prüfen, der allerdings nicht mehr den Vorteil einer direkten Erschließung der Innestadt Blieskastels bieten kann.
Vertiefte Bewertung Homburg – Blieskastel-Lautzkirchen
Alternativ zu der untersuchten Strecke Homburg – Blieskastel-Mitte wurde auch die Relation Homburg – Blieskastel-Lautzkirchen untersucht. Für diese Verbindung ist nur der Wiederaufbau der rd. 0,5 km langen Verbindungskurve Schwarzenacker – Bierbach sowie der Wiederaufbau der Zweigleisigkeit zwischen den Bahnhöfen Bierbach und Lautzkirchen auf 2,5 km erforderlich. Der ca. 1 km lange Wiederaufbau der Strecke bis Blieskastel-Mitte kann entfallen.
Für den 30-Minuten-Takt der S-Bahn Saarland zwischen Saarbrücken und Zweibrücken ist eine Zugkreuzung der Linien S 12/S 17 zwischen Lautzkirchen und Bierbach erforderlich. Grundsätzlich könnte diese Zugkreuzung auch im Bahnhof Lautzkirchen erfolgen. Allerdings führt dies zu einem Fahrzeitverlust von 2 bis 3 Minuten aufgrund der Wartezeit auf den entgegenkommenden Zug und verringert die Betriebsstabilität des S-Bahn-Netzes. Mit einem zweigleisigen Ausbau der Strecke zwischen Bierbach und Lautzkirchen können diese Wartezeiten vermieden werden und die Betriebsstabilität verringert werden. Wenn zusätzlich zu den Linien S 12/S 17 auch noch die S 14 von Homburg nach Lautzkirchen diesen Abschnitt befahren soll, ist der Doppelspurabschnitt zwischen Bierbach und Lautzkirchen zwingend erforderlich.
Für die folgende Nutzen-Kosten-Bewertung wurden die Kosten für den zweigleisigen Ausbau zwischen Bierbach und Lautzkirchen der S 14 zugerechnet, auch wenn dieser Ausbau auch ohne S 14 für die S-Bahn Saarland aus Gründen der Betriebsstabilität und Fahrzeitverkürzung zwischen Saarbrücken und Zweibrücken sinnvoll ist. Es wurde mit zusätzlichen Kosten von 10,5 Mio € kalkuliert (0,5 km Wiederaufbau Schwarzenacker – Bierbach, 2,5 km zweigleisiger Ausbau Bierbach – Lautzkirchen, zusätzlicher Außenbahnsteig in Lautzkirchen).
Betriebskonzepte
Für einen Bahnbetrieb von Homburg nach Blieskastel-Lautzkirchen wurde folgendes Betriebskonzept geprüft:
- Die S-Bahn Illingen – Homburg wird stündlich bis nach Blieskastel-Lautzkirchen verlängert. Dadurch entstehen Direktverbindungen von Blieskastel nach Homburg und Neunkirchen. Zwischen Homburg und Schwarzenacker verkehrt diese Linie zeitversetzt zur S 1 nach Zweibrücken, so dass sich auf diesem Abschnitt ein 30-Minuten- Takt ergibt.
- In Bierbach verkehrt zunächst zur Minute :43 die S 17 aus Zweibrücken Richtung Saarbrücken. Die S-Bahn 14 nach Blieskastel-Lautzkirchen folgt direkt dahinter im Blockabstand zur Minute :45 und wechselt im Bahnhof Lautzkirchen dann auf das südliche Gleis, wo sie zur Minute :48 ankommt. Dort wendet die S 14 und fährt zur Minute :13 zurück Richtung Homburg – Illingen. Nachdem die S 14 ausgefahren ist, folgt im Blockabstand zur Minute :15 die S 17 nach Zweibrücken. Die S 12 aus Richtung Saarbrücken nach Pirmasens fährt ab Lautzkirchen zur Minute :45 und erreicht Bierbach zur Minute :48. In Gegenrichtung verkehrt die S 12 von Pirmasens Richtung Saarbrücken zur Minute :13 ab Bierbach und erreicht Lautzkirchen zur Minute :16.
Folgendes Betriebskonzept wurde für den Busverkehr untersucht:
Am Bahnhof Lautzkirchen kann eine räumlich verbesserte Umsteigesituation durch die Führung des Busverkehrs über die Florianstraße realisiert werden, so dass die Busse direkt am S-Bahnsteig halten.
- Busse in Richtung Blieskastel-Mitte und weiter ins Bliestal, Mandelbachtal bzw. Saargemünd starten vom Bf. Lautzkirchen nach Ankunft der Züge zur Minute :19/:49. So können sie Fahrtäste aus Saarbrücken, Zweibrücken und Homburg aufnehmen. Die Ankunft der Busse aus Blieskastel-Mitte erfolgt in Lautzkirchen zur Minute :11/:41. So kann der bahnsteiggleiche Anschluss in Richtung Homburg und Zweibrücken erreicht werden und für den Umstieg zu den Zügen Richtung Saarbrücken sind 5 Minuten Umsteigezeit ausreichend. Da der BÜ erst schließen muss, wenn die S 14 Richtung Homburg ausgefahren ist und die Einfahrt der S 17 nach Zweibrücken bevorsteht, können die Umsteiger vom Bus vorher bequem den Bahnübergang überqueren, um zum nördlichen Bahnsteig Richtung Saarbrücken zu gelangen.
- Das Busangebot zwischen Blieskastel und Homburg (heute im 30-Min-Takt durch die R 14 und die 501 bedient) könnte reduziert werden und gemeinsam mit der Neustrukturierung des Busverkehrs von Zweibrücken nach Homburg auf die bessere Feinerschließung ausgerichtet werden.
Für den Betrieb sind 105.000 Zug-km pro Jahr erforderlich. Ein zusätzlicher Zug mit Fahrzeugvorhaltekosten von rd. 150.000 €/Jahr wird benötigt.
Nachfragepotenziale
Durch die Bahnverbindung Homburg – Blieskastel-Lautzkirchen können rund 350 Neufahrgäste gewonnen werden. Insgesamt würde der Abschnitt Blieskastel-Lautzkirchen – Homburg von 500 bis 1.000 Fahrgästen im Querschnitt genutzt, so dass sich die Nachfrage im Querschnitt zusammen mit der S 1 zwischen Schwarzenacker und Homburg auf 1.400 bis 2.000 Fahrgäste erhöht.
Bei einer mittleren Reiseweite von 26 km werden rd. 1,4 Mio. Pkw-km pro Jahr vermieden.
Nutzen-Kosten-Abschätzung
Für die Strecke Homburg – Blieskastel-Lautzkirchen stellt sich die Nutzen-Kosten-Abschätzung wie folgt dar:
Durch die vermiedenen Pkw-km und deren Folgewirkungen (CO2, Unfallkosten, MIVBetriebskosten) sowie die Reisezeitersparnisse entsteht ein volkswirtschaftlicher Nutzen von rd. 1,0 Mio. €. Hiervon sind die Unterhaltskosten der Infrastruktur in Höhe von rd. 0,3 Mio. € und die zusätzlichen Betriebskosten für den SPNV-Betrieb abzüglich der Einsparpotenziale im Busverkehr (rd. 0,1 Mio. €) abzuziehen.
Stellt man den saldierten Nutzen von 0,6 Mio. € den Kapitalkosten der Infrastruktur in Höhe von 0,4 Mio. € gegenüber, zeigt sich, dass sich voraussichtlich ein positives Nutzen-Kosten-Verhältnis von rd. 1,5 erreicht werden kann.