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Lebendige Vermittlung der jüdischen Kultur: Ministerium für Bildung und Kultur fördert das Projekt „Jüdische Friedhöfe als Lernorte“

Das Ministerium für Bildung und Kultur (MBK) unterstützt die Synagogengemeinde Saar bei einem wichtigen Projekt zur Erinnerungsarbeit und kulturellen Bildung. Die Förderung von 3.600 Euro ermöglicht es der Synagogengemeinde, ab September 2025 insgesamt 24 kostenfreie Führungen über die jüdischen Friedhöfe in Blieskastel und Saarbrücken für interessierte Schulklassen anzubieten.

Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot: „In Zeiten des wachsenden Antisemitismus ist die lebendige Vermittlung der jüdischen Kultur ein wichtiger Auftrag der kulturellen Bildung. Wir müssen Jugendlichen Räume geben, Geschichte zu verstehen, Empathie zu entwickeln und Antisemitismus aktiv entgegenzutreten. Die Friedhöfe sind Orte der Stille – und zugleich kraftvolle, laute Lernorte gegen das Vergessen. Erinnerungsarbeit bedeutet dabei nicht nur Gedenken, sondern auch Verantwortung für die Zukunft. Im Saarland setzen wir uns dafür ein, dass junge Menschen jede Art von Diskriminierung erkennen, ihr entgegentreten und sich aktiv für ein demokratisches Miteinander einsetzen. Denn es ist unsere gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Erinnerung an die Verbrechen der Vergangenheit wachzuhalten und gleichzeitig eine Gemeinschaft zu fördern, die auf Respekt, Toleranz und Verständnis baut.“

Das Pilotprojekt „Jüdische Friedhöfe als Lernorte“ startet im September 2025 und richtet sich an Schülerinnen und Schüler ab der siebten Klasse. Über den Zeitraum eines Jahres sind unter der Leitung von Jörg Künzer zwei Friedhofsbesuche pro Monat auf den jüdischen Friedhöfen in Blieskastel und an der Goldenen Bremm geplant. Die Führungen vermitteln Einblicke in die jüdische Bestattungskultur sowie in die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft vor, während und nach der NS-Zeit im Saarland, insbesondere in Saarbrücken.

Evgenij Mrinski, Geschäftsführer der Synagogengemeinde Saar: „Jüdische Friedhöfe sind einzigartige Orte der Andacht und des Gedenkens. Sie sind sprechende Orte. Sie erzählen uns von den Verstorbenen, von ihrem Leben und oft auch von einer Zeit, in der Rassenwahn und Hass großes Leid über Juden und die Menschheit gebracht haben. Heute gibt es etwa 2.000 jüdische Friedhöfe in Deutschland, 16 im Saarland. Vielerorts sind es die letzten Zeugnisse eines einst blühenden jüdischen Lebens.“

Ein zentraler Bestandteil des Projekts ist die Auseinandersetzung mit Trauer, Sterben und Tod im Judentum. Die Schülerinnen und Schüler lernen dabei Unterschiede und Gemeinsamkeiten zum Christentum kennen. Hebräische Inschriften und religiöse Symbole auf Grabsteinen werden kunsthistorisch betrachtet und deren Bedeutung im jüdischen wie auch christlichen Kontext beleuchtet. Zudem lernen die Teilnehmenden bewegende Einzelschicksale bedeutender jüdischer Persönlichkeiten aus dem Saarland kennen.

Interreligiöses Verständnis soll nicht nur die Erinnerungskultur stärken, sondern auch antisemitischen Tendenzen vorbeugen. Darüber hinaus dient das Projekt der Fortbildung von Lehrkräften, die nach Projektende jüdische Friedhöfe als außerschulische Lernorte eigenständig in den Unterricht integrieren können.

Medienansprechpartner

Jannica Hümbert, Stellvertrende Pressesprecherin des Ministerium für Bildung und Kultur

Jannica Hümbert
Pressesprecherin

Trierer Straße 33
66111 Saarbrücken