„Stark durch Prävention – sicher durch Intervention“ – Maßnahmenpaket bündelt bewährte und neue Maßnahmen gegen Gewalt an Schulen
Das Saarland verfügt über ein umfassendes Konzept zur Gewaltprävention und -intervention im Kontext Schule, das bewährte und neu entstehende Maßnahmen vereint, zum Schutz schulischer Gemeinschaften und um Lehrkräften klare Strukturen und Hilfestellungen an die Hand zu geben.
Bildungs- und Kulturministerin Christine Streichert-Clivot: „Gewalt hat viele Gesichter, ob körperlich, psychisch oder digital. Es gibt nicht die eine Ursache, nicht den einen Auslöser. Diese Realität verlangt von uns Differenzierung statt Pauschalisierung. Ein Blick allein auf Fallzahlen greift zu kurz. Was wir brauchen, ist eine kluge Strategie, die hinschaut, Ursachen und Kontexte ernst nimmt und auf die individuellen Bedürfnisse eingeht. Eine Strategie, die Klarheit und entschlossenes Handeln bietet, wenn Reden nicht mehr reicht. Eine Strategie, die Schutz gibt und Haltung zeigt – für alle, die in unseren Schulen lernen und leben. Unsere Schulen müssen Orte der Sicherheit und des Respekts sein. Deswegen geben wir ihnen die Mittel an die Hand, die sie brauchen, um Kinder zu schützen, Lehrkräfte und multiprofessionelle Teams zu stärken und Vertrauen zurückzugewinnen.“
Das zusammengestellte Maßnahmenpaket kombiniert gezielt bereits etablierte und gut funktionierende Angebote mit neuen Impulsen und Strukturen. Systematisch aufgebaut orientieren sich alle Maßnahmen an aktuellen Herausforderungen wie psychischen Belastungen, digitaler Gewalt und einem gestiegenen Bedarf nach Handlungssicherheit im Schulalltag.
Das Maßnahmenpaket steht auf drei zentralen Säulen:
- Kompetenzen stärken: Wir stärken Schulen systematisch durch professionelle Qualifizierung, multiprofessionelle Zusammenarbeit und bedarfsgerechte Angebote. Denn gute Schule braucht gut qualifizierte Teams. Wir investieren gezielt in die Handlungssicherheit unserer Pädagoginnen und Pädagogen und stellen ihnen eine erfahrene Polizistin an die Seite, die, im Ministerium angesiedelt, bei akuten Vorfällen beratend unterstützt, Lehrkräfte im Rahmen pädagogischer Tage schult und als Schnittstelle zur Landespolizeidirektion fungiert.
Der Bildungscampus Saarland baut darüber hinaus zum kommenden Schuljahr sein breites Angebot für Lehrkräfte noch weiter aus. Denn er ist nicht nur ein Ort für Fortbildung, sondern eine tragende Säule der schulischen Prävention.
- Orientierung und Handlungssicherheit: Wer Verantwortung trägt, braucht Klarheit. Lehrkräfte und Schulen brauchen keine zusätzlichen Vorschriften, sondern praxisnahe Werkzeuge, um sicher handeln zu können, im Alltag wie im Ernstfall. Deshalb stellen wir vielfältige, verlässliche und digital verfügbare Materialien bereit – zur Prävention, Intervention und Aufarbeitung von Gewalt, insbesondere auch im digitalen Raum. Jede Schule verankert in ihren verpflichtenden Schutzkonzepten Gewaltprävention systematisch in ihrer Risikoanalyse und Maßnahmenplanung. Bei der Entwicklung der Schutzkonzepte werden Schülerinnen und Schüler, Erziehungsberechtigte, die gesamte Schulgemeinschaft und außerschulische Bildungs- und Betreuungsangebote unter schulischer Aufsicht mit einbezogen.
Ein Leitfaden mit rechtlichen Grundlagen, Handlungsempfehlungen und Unterstützungsangeboten zu Gewalt, digitaler Gewalt, Extremismus, Mobbing und sexualisierter Gewalt, inklusive jährlicher Risiko- und Potenzialanalyse, befindet sich im Entstehungsprozess und wird als digital abrufbar auf dem Bildungsserver unter dem Thema „Gewaltprävention“ zur Verfügung gestellt. Der Bildungsserver wird sukzessive in diesem Bereich aufgebaut. Dort werden unter anderen Fact Sheets „Schutz vor Gewalt“ bereitgestellt.
- Zuhören, ernst nehmen, handeln: Wir werden eine zentrale unabhängigen Ansprech- und Beschwerdestelle „Kinder- und Jugendschutz in Schulen“ beim Ministerium für Bildung und Kultur für alle Mitglieder der Schulgemeinschaft aufbauen, die im kommenden Schuljahr an den Start geht – für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, Verwaltungskräfte, Hausmeisterinnen und Hausmeister, Eltern und alle am Schulleben beteiligten. Hier erhalten Anruferinnen und Anrufer professionelle Beratung, Bewertung und können durch Anbindung an Fachstellen wie die Schulaufsicht, Jugendhilfe oder der Polizei direkte Hilfsangebote anbieten. Diese Stelle gibt Betroffenen eine Stimme – und uns als Gesellschaft die Chance, frühzeitig zu handeln.
Ergänzt wird das Paket durch zahlreiche bereits sehr erfolgreiche Programme wie „MindMatters“, „Lions Quest“, „Gemeinsam Klasse sein“ oder medienpädagogische Angebote zur digitalen Sicherheit, sowie Kooperationen mit dem Landesjugendring, der Landesmedienanstalt, dem Unabhängigen Datenschutzzentrum sowie Polizei und Bundespolizei.
Prävention endet nicht an der Schultür. Außerschulische Lernräume wie Jugendverbänden, Sportvereinen, Kultureinrichtungen geben Kindern, was sie brauchen: Anerkennung, Zugehörigkeit, ein sicheres soziales Umfeld.
Kinder und Jugendminister Magnus Jung ergänzt: „Gewaltprävention beginnt lange, bevor Konflikte eskalieren – und genau dort setzen wir im Saarland an. Der erste unabhängige Kinderschutzbeauftragte, der gezielte Ausbau der Frühen Hilfen, eine eigenständige Ombudsstelle und der neu geschaffene Landespräventionsrat sind zentrale Bausteine unserer Gesamtstrategie für Kinderschutz und Prävention. Mit dem Junge Menschen-Beteiligungsgesetz stärken wir die Mitbestimmung junger Menschen verbindlich. Gemeinsam mit dem Bildungsministerium schaffen wir verlässliche Strukturen, die Schulen, Kinder und Familien nachhaltig stärken. Unser Ziel ist klar: Kein Kind darf durch das Raster fallen – weder im Klassenzimmer noch im Alltag.“
Medienansprechpartner
Jannica Hümbert
Stellvertretende Pressesprecherin
Trierer Straße 33
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