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Ministerin Streichert-Clivot zum deutsch-französischen Tag: „Förderung der Mehrsprachigkeit in KiTas und Schulen ist der Schlüssel für ein grenzenloses Miteinander“

Christine Streichert-Clivot, Ministerin für Bildung und Kultur, erklärt anlässlich des deutsch-französischen Tages am 22. Januar 2020:

„Das Saarland ist nicht nur politisch und wirtschaftlich, sondern gerade auch kulturell das Scharnier zwischen Deutschland und Frankreich. Wir denken und handeln in unserer Region grenzenlos. Ein wichtiger Baustein dafür ist die Mehrsprachigkeit. Hier haben wir schon einiges erreicht: Das Saarland ist bei der Mehrsprachigkeit inzwischen bundesweit Vorreiter und in diesem Sinne das französischste aller Bundesländer.

Unser Ehrgeiz ist, hier noch besser zu werden. Mein Ziel bleibt es, die Mehrsprachigkeit zu stärken und weiter auszubauen. Denn sich gegenseitig zu verstehen, ist der Schlüssel für grenzenloses Miteinander mit unseren Nachbarinnen und Nachbarn. Dafür brauchen wir gute Rahmenbedingungen an KiTas und Schulen – personell und inhaltlich.

Einen Schwerpunkt legen wir deshalb künftig darauf, den Übergang beim Französischlernen von der KiTa zur Grundschule zu verbessern. Wir wollen bestehende Lücken entlang individueller Bildungsbiographien schließen und die Unterrichtsqualität verbessern. Außerdem werden wir die grenzüberschreitende Ausbildung von Grundschullehrkräften im Projekt ‚biprimar‘ voranbringen.

Auf der inhaltlichen Seite haben wir mit der französischen Botschafterin Anne-Marie Descôtes erst kürzlich eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet. In Zukunft wird es etwa möglich sein, das französische Sprachendiplom DELF scolaire auch im Regelunterricht an weiterführenden Schulen im Saarland zu erwerben.

Auch bei der kulturellen Bildung bauen wir die grenzübergreifende Zusammenarbeit aus. Dazu haben wir bereits im November2019 mit Christelle Creff-Walravens, Directrice régionale des affaires culturelles du Grand Est und Olivier Cottet, Directeur académique (IA-DASEN) de la Moselle, eine neue Zielvereinbarung für die Kooperation der Région Grand Est und dem Saarland abgeschlossen. Es geht darum, vermehrt Projekte mit Künstlerinnen und Künstlern in Schulen und KiTas dies und jenseits der Grenze zu bringen.

Es ist selbstverständlich, dass der Ausbau der Mehrsprachigkeit gerade in den Schulen und Kitas nur nachhaltig gelingen kann, wenn die finanziellen Rahmenbedingungen passen. Ich werbe daher intensiv dafür, dass wir uns beim Personal und der Ausstattung an unseren ehrgeizigen gemeinsamen Zielen orientieren. Das wird auch weiter ein zentrales Thema bei den Haushaltsberatungen bleiben und ich setze darauf, dass wir hier gemeinsam weiter vorankommen.“

Am 22. Januar 1963 unterzeichneten der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Staatspräsident Charles de Gaulle den Elysée-Vertrag als Grundlage der deutsch-französischen Freundschaft. Nur 18 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Zusammenarbeit in wichtigen Politikfeldern vereinbart. Eine starke Säule der deutsch-französischen Beziehungen ist seitdem die Bildungs- und Kulturpolitik. Dazu gehört der Austausch zwischen den Menschen in Deutschland und Frankreich und das Erlernen der Sprache des jeweiligen Nachbarn. Seit 2004 wird der 22. Januar als deutsch-französischer Tag gefeiert.

Deutsch-französische Bildung im frühkindlichen Bereich und Grundschulen in Zahlen

KiTas

Im Rahmen der 2013 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Frankreich vereinbarten Qualitätscharta für zweisprachige Kindertagesstätten wurde vereinbart, bis zum Jahr 2020 bundesweit mindestens 200 zweisprachige deutsch-französische KiTas einzurichten bzw. als zertifiziert in das Netzwerk aufzunehmen. 68 saarländische Kitas wurden allein im Saarland bereits in das Netzwerk der deutsch-französischen „Elysée-KiTas 2020“ aufgenommen. Bundesweit sind 162 KiTas mit dem Qualitätslabel zertifiziert, das heißt, das Saarland hat einen Anteil von über 43 Prozent aller Elysée-Kitas.

Darüber hinaus weist das Saarland mit 240 bilingualen KiTas bundesweit die höchste Dichte an zweisprachigen Einrichtungen auf. Etwa 50 Prozent aller saarländischen KiTas arbeiten zweisprachig. Damit befinden sich rund über 20 Prozent aller zweisprachigen Einrichtungen in Deutschland im Saarland.

Seit September 2018 bietet das Saarland interessierten KiTas die Möglichkeit einer neuen Anschubfinanzierung zur Implementierung eines zweisprachigen Angebotes: dreijährige intensive finanziellen Förderung (20 zusätzliche Personalstunden pro Gruppe pro Woche) und Teamfortbildungen. 

Grundschulen

Im Saarland gibt es insgesamt 161 Grundschulen. An allen wird Französisch spätestens ab Klasse 3 unterrichtet. Darüber hinaus lernen an 45 Grundschulen die Schüler*innen Französisch bereits ab der ersten Klassenstufe, hiervon sind vier Schulen bilingual, und eine verfügt über einen bilingualen Zweig.

Im Schuljahr 2018/2019 haben über 1700 saarländische Grundschüler*innen mit Französisch ab Klassenstufe 1 an der DELF Prim A1.1-Zertifizierung (Sprachenzertifizierung des französischen Staates) teilgenommen.

Gemeinschaftsschulen

An der Gemeinschaftsschule lernen alle Schüler*innen in den Eingangsklassen 5 und 6 Englisch und Französisch, entweder im Umfang von vier Wochenstunden in der ersten Fremdsprache oder im Umfang von zwei Wochen-stunden im kommunikationsorientierten Sprachkurs.

Gymnasien

Am Gymnasium lernen die Schüler*innen Französisch als erste oder zweite, in einigen Fällen auch als dritte Fremdsprache. Der Stundenansatz in der Klassenstufe 5 liegt für Französisch bei 5, danach bei 4 Wochenstunden.

An vier Schulen sind bilingualer deutsch-französische Züge eingerichtet, zuletzt am Warndt-Gymnasium Völklingen. Alle vier Schulen bieten in der gymnasialen Oberstufe den Schulversuch das „Abibac“ an.

Ab 2021 erhalten alle Schüler*innen, die im Grundkurs oder Leistungskurs Französisch in den letzten beiden Halbjahren der Hauptphase mindestens ausreichende Leistungen (mindestens 05 Punkte) erzielt haben, einen Vermerk auf das Abiturzeugnis über das erreichte Sprachniveau B2 gemäß GER. Durch die vollständige Implementierung der Bildungsstandards für die fortgeführte Fremdsprache Französisch in Lehrplänen und Abiturprüfungen ist ein solcher Vermerk möglich geworden. An zahlreichen Schulen werden DELF-Arbeitsgemeinschaften und DELF-Zertifikate auf unterschiedlichen Niveaustufen auf freiwilliger Basis angeboten.

Berufliche Schulen

Das Modell „Deutsch-Französischer Berufsschulzweig“ im Saarland wird zur-zeit in sechs Bereichen umgesetzt: Automobil am BBZ St. Ingbert, Tourismus am KBBZ Halberg, Hotellerie/Gastronomie am TGBBZ II Saarbrücken und „Bauwesen“, „Energie“ und „Informationssysteme“ am TGBBZ I Saarbrücken. Das Modell zielt auf die Förderung der internationalen Mobilität und des beruflichen Austausches zwischen Frankreich und Deutschland bereits während der dualen Ausbildung.

Zentrale Methoden der Umsetzung in der Berufsschule sind zum Beispiel der verstärkte Unterricht in der Arbeitskultur und der Fachsprache des Partner-landes und das Absolvieren von Praktikumsphasen im jeweiligen Partnerland. Darüber hinaus sollen zukünftig auch Lehrkräfte und Experten der beruflichen Bildung eine Zeit lang im jeweiligen Nachbarland arbeiten.

Medienansprechpartner

Fabian Bosse
Referatsleiter M1 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Trierer Straße 33
66111 Saarbrücken

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