Deutsch-Französischer Krieg - Briefbeschwerer 1870
Neues Exponat in unserer Ausstellung.
Die Ausstellung „Von der Depesche zum Denkmal“ ist um ein ganz besonderes Exponat angewachsen. Im September stiftete ein Ehepaar aus St. Ingbert dem Landesarchiv einen aus Familienbesitz stammenden Briefbeschwerer aus der Zeit des Deutsch-Französischen Krieges.
Der gusseiserne Sockel des Briefbeschwerers wurde vermutlich in der Halberger Hütte gefertigt. Seinen Rand ziert eine Bordüre mit Eichenlaub und Eicheln, ein zeittypisches Schmuckornament, das symbolisch auf die Reichseinigung verweist. Die Eiche, der Attribute wie Stärke, Treue und Standfestigkeit zugewiesen werden, galt seit dem 19. Jahrhundert als der deutsche Baum schlechthin. Oben auf der Platte sind mehrere Munitionsteile aus der Schlacht von Spichern befestigt. Bei den Fragmenten handelt es sich um den Kopfzünder einer französischen Granate System La Hitte (links, m.), eine Kartätschenkugel (re.) und ein Geschoss eines preußischen Dreyse-Gewehrs (re. unten).
In Saarbrücken entwickelte sich mit dem Ende des Krieges von 1870/71 ein regelrechter Schlachtfeldtourismus. Zahlreiche Reisende kamen in die Stadt, um den Kriegsereignissen an den Originalschauplätzen nachzuspüren. Zeitungsberichten ist zu entnehmen, dass Kinder und Jugendliche an den Kriegsstätten allerlei Munitionsteile wie Granatsplitter, Chassepot-Kugeln oder Uniformstücke feilboten und sich mit dem Verkauf solcher Andenken ein Zubrot verdienten. Das Aufspüren solchen Sammelgutes war jedoch nicht ohne Risiko, und insbesondere das Manipulieren von Blindgängern verursachte schwere Verletzungen.