Pilotprojekt des Saarländischen Landesarchivs zum Einsatz KI-gestützter Handschriftenerkennung
Künstliche Intelligenz erleichtert wissenschaftliche Forschung. Das Saarländische Landesarchiv ermöglicht Open Access zu Quellen einer historischen Schlüsselphase.
Das Landesarchiv geht im Rahmen seiner Digitalisierungsstrategie innovative Wege: In einem Pilotprojekt zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in Archiven wurde nunmehr mit den Sitzungsniederschriften der Verwaltungskommission eine zentrale handschriftliche Quelle zu den Anfangsjahren des Saarstaates in einen maschinenlesbaren Text übertragen.
Die KI-gestützte Handschriftenerkennung erfolgte mit der Spezialanwendung Transkribus und wurde von der Archivreferendarin Susanne Schmolze erarbeitet. Die Software ermöglicht das Training individueller, an die jeweilige Vorlage angepasste Modelle, die präzise Resultate liefern. Durch manuelle Korrekturen wurde die Genauigkeit weiter verbessert.
Die von der französischen Militärverwaltung eingesetzte Verwaltungskommission fungierte von Oktober 1946 bis zum Amtsantritt der ersten saarländischen Regierung unter Ministerpräsident Johannes Hoffmann im Dezember 1947 als eine Art provisorisches Kabinett. Nach den Landtagswahlen und dem Inkrafttreten der Verfassung fand am 17. Dezember 1947 die 142. und letzte Sitzung der Verwaltungskommission statt.
Mit der Transkription aller 142 Sitzungsprotokolle ist ein erster Meilenstein des Projekts abgeschlossen. Die Digitalisate und eine korrigierte Arbeitsfassung der Texte stehen ab sofort auf der Webseite des Landesarchivs zum Download zur Verfügung. Die Transkriptionen sind im Volltext durchsuchbar und bilden schon jetzt eine wertvolle Grundlage für neue Forschungen zu einer Schlüsselphase der saarländischen Geschichte. Angesichts der in den Jahren 2025–2029 anstehenden 70. Jubiläen der Zweiten Saarabstimmung sowie des politischen und wirtschaftlichen Beitritts des Saarlandes zur Bundesrepublik ist hieran ein besonderes Interesse zu erwarten.
Auf die Veröffentlichung der erstkorrigierten Texte soll zeitnah eine final korrigierte und um einen wissenschaftlichen Apparat ergänzte kritische Edition folgen. Das Landesarchiv ist bestrebt, zukünftig weitere KI-Anwendungen in seine Arbeitsprozesse einzubetten. Hierzu zählt beispielsweise die automatisierte Übersetzung zentraler Quellenüberlieferungen, um derart Sprachbarrieren bei der Nutzung von Archivgut zu minimieren.