| Statistisches Amt | Statistik Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen (VGR)

Bruttoinlandsprodukt des Saarlandes im 1. Halbjahr 2020 real um 9,5 Prozent gesunken

Die saarländische Wirtschaft ist in diesem Jahr deutlich eingebrochen. Wie das Statistische Amt des Saarlandes mitteilt, ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als Maßstab der gesamtwirtschaftlichen Leistung im ersten Halbjahr 2020 nominal um 7,0 Prozent zurück. Preisbereinigt bedeutet dies einen realen Rückgang von 9,5 Prozent.

 

Damit verlief die Konjunktur im Saarland ungünstiger als in allen anderen Bundesländern. Für Deutschland insgesamt wurde die Wirtschaftsentwicklung des ersten Halbjahres nominal auf minus 4,2 Prozent beziffert, real auf minus 6,6 Prozent.

Dies sind erste vorläufige Ergebnisse nach Auswertung der aktuellen Wirtschaftsstatistiken durch den Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“, dem alle Statistischen Landesämter angehören. Für solche kurzfristigen Berechnungen ist die Datenbasis jedoch sehr begrenzt, weshalb die Aussagekraft der Zahlen noch stark eingeschränkt ist.

Die wirtschaftliche Entwicklung des Saarlandes stand bereits zu Jahresbeginn durch die im vergangenen Jahr aufkommende Konjunkturschwäche unter Druck. Im zweiten Quartal kamen die negativen Auswirkungen der Corona-Krise hinzu.

Die Auftragseingänge für das Verarbeitende Gewerbe verfehlten im ersten Halbjahr die Vorjahreswerte um 25,9 Prozent: Während die Auslandsbestellungen um 23,5 Prozent zurückgingen, fiel die Inlandsnachfrage um 28,3 Prozent niedriger aus. Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe sank infolge unterbrochener Lieferketten und Nachfrageausfälle um 24,1 Prozent. Im Produzierenden Gewerbe insgesamt kam es zu Produktionseinschränkungen von 18,9 Prozent. Die Umsätze des Verarbeitenden Gewerbes gingen im ersten Halbjahr um 24,6 Prozent auf 10,4 Mrd. Euro zurück. Dabei brachen bei einer Exportquote von 50,0 Prozent das Auslandsgeschäft um 26,0 Prozent und der Inlandsabsatz um 23,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein.

Zu dramatischen Einbußen von teilweise über 30 Prozent kam es bei den Schlüsselbranchen der Saarindustrie: Die Betriebe der Metallerzeugung und Metallbearbeitung meldeten Umsatzverluste von 31,3 Prozent auf 1,6 Mrd. Euro. Der Maschinenbau wies mit 1,8 Mrd. Euro ein Minus von 34,6 Prozent aus. Bei den Herstellern von Kraftwagen und Kraftwagenteilen führten der Transformationsprozess der Automobilindustrie insgesamt und die Nachfrageschwäche zu einem Rückgang um 30,3 Prozent auf 3,3 Mrd. Euro. Die Hersteller von Metallerzeugnissen verbuchten 757 Mio. Euro, was einem Minus von 14,3 Prozent entspricht. Diese vier großen Branchen erwirtschafteten im ersten Halbjahr mit knapp 69 Prozent der Beschäftigten 72 Prozent des Umsatzes im Verarbeitenden Gewerbe. Das Verarbeitende Gewerbe seinerseits hat im Saarland, gemessen an der Bruttowertschöpfung, wegen seiner traditionell hohen Industriedichte einen größeren Anteil an der Gesamtwirtschaft, als dies in den meisten anderen Bundesländern der Fall ist. Gepaart mit der hohen Exportabhängigkeit des Saarlandes fielen die Rückschläge hierzulande demnach deutlich stärker aus als im Bundesdurchschnitt.

Das Baugewerbe war von Corona-bedingten Einschränkungen weniger betroffen. Das Arbeitsvolumen blieb auf Vorjahresniveau. Der baugewerbliche Umsatz ging um 4,7 Prozent zurück. Dennoch stimmen die deutlich gestiegenen Auftragseingänge sehr optimistisch. Die Energiewirtschaft ist infolge der stark zurückgefahrenen Produktionstätigkeit der Industrie ebenfalls erheblich eingebrochen. Während sich die Stromerzeugung der Kraftwerke für die allgemeine Versorgung um weitere 17,7 Prozent auf 800 Mio. MWh verringerte, erhöhten sich die Einspeisungen aus erneuerbarer Energie um 15,5 Prozent auf 921 Mio. MWh, davon 65 Prozent aus Windkraft.

Auch außerhalb des Produzierenden Gewerbes hinterließ die Corona-Krise - insbesondere ab dem zweiten Quartal - tiefe wirtschaftliche Spuren. In den vielfältigen Bereichen des Dienstleistungssektors wirkten sich die Einschränkungen für das öffentliche Leben durch den Lockdown negativ aus. Der Einzelhandel hielt sich noch auf Vorjahresniveau, jedoch dem Kfz-Handel setzte auch die Unsicherheit über die favorisierte Antriebstechnologie im Individualverkehr deutlich zu. Im Gastgewerbe brachen die Umsätze zu über einem Drittel weg, wobei insbesondere die Beherbergungsbetriebe fast die Hälfte ihrer Einnahmen einbüßten.

Der Außenhandel der Saarwirtschaft ist im ersten Halbjahr sowohl auf der Einfuhr- als auch auf der Ausfuhrseite drastisch geschrumpft. Die Importe gingen um 19,1 Prozent auf 6,5 Mrd. Euro zurück. Die Exporte verringerten sich um 23,1 Prozent auf 6,1 Mrd. Euro. Für das erste Halbjahr errechnet sich somit ein Außenhandelsdefizit.

Weitere Daten zur konjunkturellen Entwicklung im Saarland finden sich im Internetangebot des Statistischen Amtes unter bzw. im Statistischen Bericht Z1.

Darüber hinaus stehen die aktuellen Ergebnisse zur Wirtschaftsleistung in den Bundesländern im Internetangebot des Arbeitskreises „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“ unter zur Verfügung.

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Lisa Kerber
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