Landesbetrieb für Straßenbau | Natur und Landschaft, Naturschutz

Wiederansiedlung des Steinkauzes

Wiederansiedlung Steinkauz Wiederansiedlung Steinkauz
Foto: Landesbetrieb für Straßenbau (LfS)

Der Steinkauz (Athene noctua) gehört wohl zu den bekanntesten Eulenarten Europas. Aus der Familie der Eigentlichen Eulen (Strigidae) kommend jagt er bevorzugt am Boden und besetzt sein einmal ausgewähltes Revier oft jahrelang, manchmal sogar lebenslang. Als Ansitzjäger kommt ihm ein offenes Gelände mit reichhaltigem Angebot an Bruthöhlen und Verstecken entgegen.

Häufig sieht man ihn geduldig auf einem seiner Ansitze wartend, um im rechten Moment zum Ergreifen seiner Beute zu Boden zu fliegen und sie zu schlagen. Als dämmerungs- und nachtaktiver Vogel jagt er für gewöhnlich 2 Stunden vor Sonnenaufgang und 1 bis 2 Stunden nach Sonnenuntergang. Während der Nestlingszeit hingegen ist er auch gut tagsüber zu beobachten. 

Zu seinen natürlichen Feinden gehören in erster Linie größere Eulen wie der Waldkauz, Rabenkrähen und Marder. Sonstige Mortalitätsursachen sind neben Krankheiten im Besonderen langanhaltende verregnete Schlechtwetterphasen und hohe Schneelagen, sowie der Straßenverkehr.

Steckbrief

  • Familie: Eigentliche Eulen (Strigidae)
  • Verbreitung: in unterschiedlichen Unterarten in Süd- und Mitteleuropa, Teilen von Afrika und im zentralen Asien bis zur koreanischen Halbinsel
  • Lebensraum: Offene Landschaften mit Einzelbäumen oder zerfallenem Gemäuer, Streuobstwiesen, extensiv genutzte Viehweiden und Parkanlagen. Von besonderer Bedeutung ist eine niedrige Bodenvegetation.
  • Größe: Zwischen 21 cm und 23 cm
  • Gewicht: Männchen 160 – 240g; Weibchen 170 - 250g
  • Flügelspannweite: 53 – 58 cm
  • Brutplatz: Höhlenbrüter (Baumhöhlen, Löcher in altem Mauerwerk, Nisthilfen)
  • Bruthäufigkeit: 1 x im Jahr
  • Brutzeit: April - Juni
  • Anzahl der Eier: 2 - 6
  • Brutdauer: 22 - 30 Tage
  • Nestlingszeit: 30 - 32 Tage
  • Nahrung: hauptsächlich Mäuse, daneben Insekten (insbesondere größere Käfer und Heuschrecken), Regenwürmer, Amphibien, kleine Reptilien, Kleinvögel
  • Alter: Lebenserwartung 15 Jahre, wobei ca. 70% der Steinkäuze im ersten Lebensjahr sterben

  • Gefährdung: in den letzten Jahrzehnten starker Bestandsrückgang. Hauptursache ist die Zerstörung der Lebensräume (Intensivierung der Landwirtschaft, Sukzession der Landschaft, etc.)
  • Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands (BfN 2009): Kategorie 2 (stark gefährdet)

Der Steinkauz im Portait

Wiederansiedlung Steinkauz

Bild / Video 1von7

Das Projekt

Der Steinkauz (Athene noctua) ist in seinem Bestand bedroht und vielerorts sogar verschwunden. Ziel des Projektes sind Schutz und Erhalt des Steinkauzes durch den Aufbau vitaler Populationen. Besonderen Wert wird dabei auf die Wiederherstellung des ursprünglichen und landschaftstypischen Arteninventars gelegt. Da die noch erhalten gebliebenen Vorkommen der Art meist rückläufig und natürliche Ausbreitungstendenzen kaum zu verzeichnen sind, sind reine Biotopschutz-Maßnahmen leider nicht ausreichend, um die Art dauerhaft zu erhalten.

Im Zuge dieses Projektes werden in Zusammenarbeit mit der Falknerei des Neunkircher Zoos Nachzuchten der Tiere unter kontrollierten Bedingungen in verwaisten Gebieten wieder angesiedelt. Dies kann helfen entstandene Verbreitungslücken schneller zu schließen und die Population aufzubauen. Im Idealfall entwickelt sich aus den Maßnahmen eine Eigendynamik, die den Erhalt der Art sichert.

Projektvorbereitung

Für das im Sommer 2018 startende Projekt ist eine Gesamtdauer von ca. 5 Jahren mit der Option auf Verlängerung vorgesehen. Da im vorgesehenen Biotop ein Defizit an geeigneten Nisthöhlen besteht, werden in der Projektvorbereitung künstliche Bruthöhlen ausgebracht. Diese dienen nicht nur als Brutplatz, sondern auch als Versteck, Schlaf- und Ruheplatz.

Nachzuchten

Zur Auswilderung werden Nachzuchten aus dem Bestand des Neunkircher Zoos herangezogen, welche allesamt aus Mitteleuropa und unterschiedlichen Blutlinien stammen. Fremde Genetik durch eingekreuzte Unterarten kann ausgeschlossen werden. Die Zuchtpaare werden für das Projekt in speziell dafür vorgesehenen Volieren zusammengestellt. Alle Jungvögel werden von ihren Eltern erbrütet und aufgezogen, um eine Fehlprägung oder die Gewöhnung an den Menschen auszuschließen.

Auswilderung

Um möglichst viele Vögel erfolgreich auszuwildern, wird Wert darauf gelegt, dass die Tiere gut flugfähig und trainiert sind. Die Auswilderung ist wetterabhängig und erfolgt in Zeiten mit gutem natürlichen Nahrungsangebot. Um die Nachzuchten auf die Natur vorzubereiten werden sie schon früh an das Schlagen lebender Beute gewöhnt. Zwar ist der Beutefangtrieb bei Greifvögeln und Eulen genetisch veranlagt, die Fähigkeiten dazu müssen jedoch trainiert werden. Dafür werden sie partiell und in steigender Häufigkeit mit Lebendnahrung versorgt.

Ein weiterer Knackpunkt einer erfolgreichen Auswilderung ist die Prägung auf den neuen Lebensraum. Um das Abwandern frisch ausgewilderter Vögel zu verhindern, wurden Strategien zur sanften Aussetzung entwickelt. Damit sich die Tiere an ihren neuen Lebensraum und die damit verbundenen Geräusche gewöhnen, werden sie zunächst in einer Akklimatisierungsvoliere vor Ort untergebracht. Dort werden sie täglich mit Nahrung und Wasser versorgt.

Nach etwa einer Woche Eingewöhnungszeit erfolgt die Freilassung durch Öffnen der Volierentür. Der Zeitpunkt des Ausfliegens wird hierbei ganz den Jungvögeln überlassen. Da die Voliere erfahrungsgemäß noch einige Zeit aufgesucht wird, bleibt sie noch so lange an Ort und Stelle, bis alle Tiere gänzlich ausgeflogen sind.

Um den Tieren die erste Zeit in Freiheit zu erleichtern, wird nach dem Öffnen der Voliere noch im direkten Umfeld weiter gefüttert. Dies geschieht solange, wie das Futter angenommen wird.

Das Projektteam

Steinkauz - Projektteam Steinkauz - Projektteam
v.l.n.r.: Ludger Wolf, Theo Omlor, Dr. Norbert Fritsch, Dr. Christoph Bernd, Reinhild Rammo und Jochen Hahn Foto: Landesbetrieb für Straßenbau (LfS)

v.l.n.r. Ludger Wolf (Kurator der Naturlandstiftung Saar), Theo Omlor (Leiter der Zoofalknerei, Zoo Neunkirchen), Dr. Norbert Fritsch (Direktor des Zoo Neunkirchen), Dr. Christoph Bernd (Büro für Freilandforschungen; Projektleiter), Reinhild Rammo (Landesbetrieb für Straßenbau), Jochen Hahn (Landesbetrieb für Straßenbau).

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