Senioren
Senioren im Straßenverkehr besonders als Fußgänger bei Dunkelheit stark gefährdet
Polizei gibt Tipps - "Schritt für Schritt in die richtige Richtung"
Die Polizei im Saarland verfolgt das Ziel, durch mehr Prävention die alarmierenden Zahlen zu senken. Es darf dabei nicht unberücksichtigt bleiben, dass die demografische Entwicklung eine künftig höhere Verkehrsbeteiligung von Senioren und einem damit verbundenen höheren Unfallrisiko erwarten lässt.
Senior beim Überqueren einer Straße
"78-Jährige stirbt nach schwerem Verkehrsunfall am Donnerstagabend in Spiesen", lautete die Schlagzeile in den Medien am 27. Januar 2007. Die Polizei nimmt den schwerwiegenden Vorfall zum Anlass, präventiv einige wichtige Tipps für das Verhalten von Fußgängern, aber auch anderen Beteiligten, zu geben.
Statistisches aus dem Bund
Der Bevölkerungsanteil der über 65-Jährigen in Deutschland ist im Jahr 2006 auf 19,25 % gestiegen. Ein Blick in die Unfallzahlen des Jahres 2006 belegen ganz deutlich: Ältere Menschen über 65 Jahre sind weniger oft an Verkehrsunfällen beteiligt, erleiden aber deutlich schlimmere Folgen, insbesondere körperlicher Art. Von 42.882 verunglückten Menschen ab einem Alter von 65 Jahren waren 6.745 Fußgänger. Dabei wurden 360 getötet. Kernzeiten der Verkehrsunfälle sind zwischen 09:00 Uhr und 12:00 Uhr sowie von 14:00 Uhr bis 19:00 Uhr.
Verkehrsunfälle mit Senioren im Saarland
Ähnlich ist der Trend im Saarland. Die Zahl der Verunglückten insgesamt hat sich von 557 auf 525 leicht verringert; es wurden 2 Menschen weniger (10) als 2005 (12) getötet. Dennoch ist fast jeder 5. Verkehrsunfall-Tote ein Senior ab einem Alter von 65 Jahren. 2006 wurden 6 Fußgänger ab 65 Jahre getötet (2005: 4), 34 schwer (2005: 36) und 66 (2005: 66) leicht verletzt.
Unfallursachen im Bereich "Verunglückte Fußgänger"
Sofern ältere Menschen bei einer Unfallbeteiligung ein Fehlverhalten vorgeworfen wurde, so war es in vier von fünf Fällen ein „falsches Verhalten beim Überschreiten der Fahrbahn".
In den Wintermonaten besteht eine Zusatzgefahr durch die früher einsetzende Dunkelheit, Fahrbahnspiegelungen bei Nässe und der damit verbundenen aktiven und passiven Verschlechterung der Sehfähigkeit (Sehen und gesehen werden!).
Erklärungsansätze
Fitness im hohen Alter, mehr Mobilität …das ist heute keine Seltenheit mehr. Mit zunehmendem Alter reduzieren sich aber die körperlich-geistigen Wahrnehmungen. Seh- und Hörkraft lassen nach, ferner die Einschätzbarkeit von Gefahrensituationen (z.B. das Einschätzen von Geschwindigkeiten). So passieren 60 % aller Fußgängerunfälle im Dunkeln, davon 90 % innerhalb geschlossener Ortschaften. Etwa 20 % der getöteten Fußgänger waren alkoholisiert. Die Unfälle außerhalb geschlossener Ortschaften geschehen oft in Kurven, weil der Scheinwerferkegel die unmittelbar davor liegende Fahrbahn nicht erfasst. Ein wesentlicher Indikator bei der Untersuchung der Unfälle ist das Überqueren von Fahrbahnen. Oft werden - auch an geeigneten Stellen - unnötige Erschwernisse wirksam, weil Autofahrer unzulässig an Fußgängerüberwegen, Bushaltestellen, auf dem Bürgersteig oder in Höhe von Lichtzeichenanlagen parken.
Was ist zu tun?
Scheinwerfer in der Dunkelheit
Es gibt keine "Beleuchtungsvorschriften für Fußgänger", was aber vorrangig wichtig wäre. So ist ein dunkel gekleideter Mensch auf etwa 25 Meter, ein hell bekleideter Fußgänger auf etwa 80 Meter und reflektierende Kleidung auf bis zu 150 Meter erkennbar! Der Anhalteweg bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h beträgt circa 25 Meter.
Verkehrssituationen
Die Polizei hält folgende Tipps für sehr wichtig:
Zielgruppe Senioren
- nur an vorgesehenen Stellen die Fahrbahn überqueren (Lichtzeichenanlagen, Fußgängerfurte, Fußgängerüberwege, Mittelinsel und andere Querungshilfen)
- Nicht bei "Rot" gehen; wenn die Ampel unterwegs auf "Rot" schaltet, nicht mehr zurück, sondern zügig weitergehen
- Keine dunkle Kleidung tragen
- Reflektoren in Kleidung integrieren; es gibt auch reflektierende Schirme, Schuhe und Umhänge; "Sehen und gesehen werden!"
- Auf Landstraße nach Möglichkeit "Links" gehen
- Personengruppen müssen hintereinander gehen
- Auf Gehwegen die Straßen abgewandte Seiten benutzen
- Achtung vor Skatern und Rollschuhfahrern
- Ein- und Ausfahrten im Auge behalten
Fahrer von Kraftfahrzeugen
- auch "Sehen und gesehen werden", z.B. gängige Scheinwerfer, saubere Scheiben, Wischerblätter, Eis kratzen
- sofern vorgeschrieben, Sehhilfe tragen
- nicht unzulässig im Bereich von Querungshilfen parken
- unnötige Frontschutzbügel an Geländewagen entfernen
- zulässige Geschwindigkeit einhalten (Anhalteweg)
- "Toter Winkel" beachten
Mitmenschen im Straßenverkehr
- Vorbild sein
- Gegebenenfalls helfen bzw. Hilfe anbieten
Verwandte und Bekannte der Senioren
- Hilfe anbieten; mitgehen
- Planen, z.B. Einkäufe, Arztbesuche
- Auf die Bekleidung achten
- Auf Sinnesorgane (Gehör, Augen…) achten
- Auf Wirkungsweisen von Medikamenten achten (evtl. mit Arzt sprechen; Beipackzettel lesen)
"Früher hatten die Eltern Angst um die Kinder, nun haben die "Kinder" Angst um die Eltern. Helfen Sie alle mit, Schritt für Schritt in die richtige Richtung zu gehen!"