Thema: Nachhaltigkeit
| Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz | Nachhaltigkeit

Kreislaufwirtschaft beim Werkstoff Stahl

Eingereichtes Projekt im Rahmen der Fortschreibung der saarländischen Nachhaltigkeitsstrategie

Kurzbeschreibung:

Als langlebiger und grundsätzlich unbegrenzt recycelbarer Werkstoff ist Stahl prädestiniert für die Kreislaufwirtschaft. Dabei erfüllt Stahl auf mehrfache Weise die Ansprüche an einen nachhaltigen Werkstoff. So sind  Produkte aus Stahl beispielsweise ideal für eine Wiederverwendung oder Refabrikation geeignet. Dies trägt nicht nur zur Ressourcenschonung, sondern auch zur Minderung der CO2-Emissionen bei. Beispiele für eine Wiederverwendung von Stahlbauteilen in relevantem Umfang gibt es aus dem Bauwesen (z.B. Wiederverwendung demontierbarer Parkhäuser an anderer Stelle; Wiederverwendung von Turmbauteilen von Windkraftanlagen im Zuge des Repowering), aber auch aus anderen Branchen (z.B. Markt für gebrauchte stahlintensive Maschinen, Geräte oder Anlagenbauteile). Schließlich ist Stahl an sich ein nachhaltiger Werkstoff, weil er nahezu ohne Qualitätsverlust zu 100 % und beliebig oft recycelbar ist.

Kreislaufwirtschaft bedeutet, dass aus nicht mehr benötigten Produkten Sekundärmaterialien gewonnen werden, die wieder der Produktion und einer neuen Nutzung zugeführt werden können. Eine Kreislaufwirtschaft ist nachhaltig, wenn gegenüber einer Neuproduktion durch das Recycling Rohstoffe und damit Ressourcen eingespart werden.

In Deutschland ist eine hocheffiziente Kreislaufführung für Stahlschrott flächendeckend ausgebaut. Nicht mehr benötigte Produkte aus Stahl („Stahlschrott“) werden zu einem hohen Anteil wieder eingesammelt und zu neuem Stahl verarbeitet. Für Alteisen und Stahl liegt die Recyclingrate bei rd. 90 %, d.h. selbst aus gemischten Siedlungsabfällen werden durch Magnetabscheider und ggf. weitere Sortierung der größte Teil des Eisen- und Stahlanteils wiedergewonnen. Auch die Metalle aus Altfahrzeugen werden zu einem hohen Grad recycelt.

Die stoffliche Verwertung, wie sie bei Stahl im hohen Maße durchgeführt wird, ist die sinnvollste Form des Recyclings, da auf diese Weise Ressourcen eingespart werden. Bei vielen anderen Werkstoffen ist dies nicht möglich, sodass die aus ihnen hergestellten Produkte thermisch verwertet werden müssen (Verbrennung), oder sie werden in Bereiche geringerer Qualität als die Erstnutzung zurückgeführt, was ein erneutes Recycling erschwert.

Rund 600 Millionen Tonnen Stahlschrott wurden weltweit bei der Rohstahlerzeugung im Jahr 2017 eingesetzt. Kein anderer Sekundärrohstoff wird weltweit in vergleichbaren Mengen genutzt.

Für das Recycling von Stahlschrott ist wesentlich weniger Energie nötig als für die Herstellung neuen Stahls aus Erz. Damit sinkt mit jedem Recycling-Zyklus insgesamt der CO2-Fußabdruck pro Tonne Stahl. Derzeit werden in Deutschland bereits rund 30 % des Rohstahls durch Recycling aus Stahlschrott erzeugt. Eine komplette Marktversorgung mit recyceltem Stahl (Elektrostahl) ist gegenwärtig und auf absehbare Zeit nicht möglich, da weltweit nicht genügend Schrott anfällt, um die globale Nachfrage zu decken.

Die meisten Stahlgüter können aus recyceltem Stahlschrott hergestellt werden. Für einige spezielle Stahlerzeugnisse mit besonderen Anforderungen an die Zusammensetzung und die Reinheit des Stahls braucht man den auf der Hochofenroute erzeugten Stahl aus Erz. Weil Stahl zu einem hohen Prozentsatz recycelt wird, ist sowohl der einmal produzierte Stahl als auch der hohe Energieeinsatz bei der primären Herstellung von Stahl aus Eisenerz nicht verloren. Aus diesem Grund spricht man richtigerweise nicht von Stahlverbrauch, sondern von Stahlverwendung.

Der weltweite Bestand an Stahl steigt durch die Produktion von Stahl aus Primärrohstoffen an. Zunächst ist dieser „Primärstahl“ in den Endprodukten gebunden. Am Ende der Produktlebensdauer kann der Stahl dem Recyclingkreislauf zugeführt werden. Je nach Lebensdauer der Produkte sind dabei die Kreisläufe unterschiedlich lang. Während Konsumgüter eine vergleichsweise kurze Lebensdauer haben und nach der Entsorgung über Wertstoffhöfe oder Stahlabscheidung aus dem Haushaltsmüll rasch wieder in den Stoffkreislauf gelangen, dauert dieser Zyklus bei Konsumgütern wie Kraftfahrzeugen oder Haushaltsgeräten viele Jahre und bei Investitionsgütern (z.B. Baustahl, Schiffe, Eisenbahnen etc.) unter Umständen mehrere Jahrzehnte (siehe Abbildung). 

Stahl ist für den Umbau zu einer CO2-freien und nachhaltigen Wirtschaft elementar. Er wird in den Wertschöpfungsketten nahezu aller Güter des Alltags benötigt. Selbst wenn er im Endprodukt nicht enthalten ist, wird er für dessen Herstellung, Lagerung und Transport benötigt. Auch Dienstleistungen und Produkte, die keinen Stahl enthalten, sind somit „stahlintensiv“.

Darüber hinaus ist Stahl eine notwendige Voraussetzung für den Recyclingprozess und damit die Kreislaufführung vieler anderer Produkte. So wird z. B. von der Sammlung bis zur Zerkleinerung von Papier oder Kunststoffen Stahl eingesetzt. Somit ist er für Nachhaltigkeitsprozesse in vielen anderen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft unerlässlich. Nur durch Stahl wird für viele andere Produkte eine Kreislaufwirtschaft überhaupt erst möglich.

Quelle: Studie von Isoplan „Die Zukunft der saarländischen Stahlindustrie – Chancen und Risiken unter kritischen Rahmenbedingungen“, April 2020

Einreichende Person/Institution:

Verband der Saarhütten

Ansprechpartnerin, Ansprechpartner und Kontakt:

Simone Lony
Referentin Wirtschafts- und Sozialpolitik bei Verband der Saarhütten - VDS und Vereinigung der Saarländischen Unternehmensverbände e.V. - VSU

Harthweg 15
66119 Saarbrücken