Fachkraft für Wasserversorgungstechnik
Umwelttechnik
Berufsbeschreibung
Fachkräfte für Wasserversorgungstechnik bedienen und überwachen Maschinen und Anlagen, die Wasser fördern, aufbereiten oder weiterleiten, und verlegen Rohrleitungen.
Täglich sauberes Wasser
Leitungswasser ist heutzutage von so hoher Qualität und Sauberkeit, dass es sogar zum Zubereiten von Säuglingsnahrung geeignet ist und bedenkenlos getrunken werden kann. Fachkräfte für Wasserversorgungstechnik sind daran beteiligt, dass Trinkwasser stets in ausreichender Menge und der erforderlichen Qualität zur Verfügung steht. Sie bedienen und überwachen die technischen Anlagen in Wasserwerken und Unternehmen zur Wasseraufbereitung, -speicherung und -verteilung.
Vom Rohwasser zum hygienischen Trinkwasser
Pro Tag werden in Deutschland Milliarden von Litern an Trinkwasser verbraucht. Es bedarf vieler Stationen und Arbeitsschritte, bis das einwandfreie Wasser den Verbrauchern zur Verfügung steht. Fachkräfte für Wasserversorgungstechnik betreiben Brunnen oder Anlagen, die Uferfiltrat gewinnen - das ist in die Erde gesickertes Wasser aus Flüssen oder Seen. Dieses muss sorgfältig aufbereitet werden. Vom Brunnen pumpen Fachkräfte für Wasserversorgungstechnik das Wasser in Vorlagebehälter, wo sich der Sand absetzt. Durch ultraviolette Strahlung werden Keime abgetötet. In Filteranlagen oder Reaktionsbecken entziehen die Fachkräfte für Wasserversorgungstechnik dem Wasser unerwünschte Begleitstoffe: Sie setzen bestimmte Chemikalien zu, die zum Beispiel Schmutz- und Schwebstoffe zu Flocken verdichten. So können diese leichter abgefiltert oder abgepumpt werden. Beim Umgang mit Chemikalien arbeiten die Fachkräfte besonders sorgfältig und tragen Schutzkleidung. Sie filtern das Wasser und geben zur Entkeimung Chlor oder Ozon zu. Das aufbereitete Wasser wird schließlich in riesigen Hochdruckbehältern gespeichert, aus denen es ins Leitungsnetz abgegeben wird.
Um sicherzustellen, dass die Wasserqualität den gesetzlichen Vorschriften entspricht, entnehmen die Fachkräfte regelmäßig Proben, testen sie im Labor mit Thermometer, Mikroskop oder durch chemische Analyseverfahren. Gelegentlich beraten sie Kunden und geben zum Beispiel Auskünfte über die Wasserqualität, -härte oder -aufbereitungsmethoden. Täglich überprüfen sie alle Anlagen, um sicherzustellen, dass sie stets in einwandfreiem Zustand sind. Hierbei steigen sie zum Beispiel auch in Brunnenschächte ein und überprüfen Pumpen. Da es im Pumpensaal oft laut ist, tragen die Fachkräfte hier Gehörschutz.
Rohre und Leitungen
Durch riesige Rohrnetze gelangt das Trinkwasser zu den Verbrauchern. Auch dafür sind Fachkräfte für Wasserversorgungstechnik mitverantwortlich. Wenn beispielsweise ein neues Haus gebaut wird, verlegen sie die nötigen Leitungen: lange Kunststoffrohre, die mit Dichtungen verbunden werden. Mit Muffen und Biegestücken bauen sie Rohrleitungen zu ganzen Systemen zusammen. Um den Wasserfluss stoppen zu können, installieren sie so genannte Schieberkreuze und setzen Hydranten hinein. Als so genannte "elektrotechnisch befähigte Personen" installieren sie auch elektrische Einrichtungen wie Pumpen oder Filteranlagen und halten sie instand. Haben Fachkräfte für Wasserversorgungstechnik Bereitschaftsdienst, müssen sie immer einsatzbereit sein - auch abends und am Wochenende. Im Falle eines Rohrbruchs oder wenn zum Beispiel ein Bagger eine Leitung beschädigt hat, fahren Fachkräfte für Wasserversorgungstechnik sofort an Ort und Stelle. Um zu verhindern, dass an der Bruchstelle weiterhin Wasser austritt, schließen sie den nächstgelegenen Schieber. Anschließend sägen sie das beschädigte Rohrstück aus und ersetzen es durch ein neues. So genannte Überschiebmuffen verbinden die beiden Stücke, damit die Leitung wirklich dicht ist.
Anforderungen
Grundsätzlich wird - wie bei allen anerkannten, nach dem Berufsbildungsgesetz oder der Handwerksordnung geregelten Ausbildungsberufen - keine bestimmte schulische oder berufliche Vorbildung rechtlich vorgeschrieben. Die Betriebe stellen überwiegend angehende Fachkräfte für Wasserversorgungstechnik mit einem mittleren Bildungsabschluss ein.
Dauer und Form der Ausbildung
Die Ausbildung dauert 3 Jahre.
Verkürzung der Ausbildungszeit
Die zuständige Stelle hat auf gemeinsamen Antrag von Auszubildenden und Ausbildenden die Ausbildungszeit zu kürzen, wenn zu erwarten ist, dass das Ausbildungsziel in der gekürzten Zeit erreicht wird. Die Verkürzungsdauer ist unterschiedlich und hängt von der Vorbildung ab. Bei berechtigtem Interesse kann sich der Antrag auch auf die Verkürzung der täglichen oder wöchentlichen Ausbildungszeit beziehen (Teilzeitberufsausbildung).
Die Landesregierungen können über die Anrechnung von Bildungsgängen berufsbildender Schulen oder einer Berufsausbildung in sonstigen Einrichtungen bestimmen. Voraussetzung ist ein gemeinsamer Antrag der Auszubildenden und Ausbildenden an die zuständige Stelle.
Auszubildende können nach Anhörung der Ausbildenden und der Berufsschule vor Ablauf ihrer Ausbildungszeit zur Abschlussprüfung zugelassen werden, wenn ihre Leistungen dies rechtfertigen. Die Verkürzungsdauer beträgt meist 6 Monate.
Gegebenenfalls ist eine Verkürzung der Ausbildungsdauer für Auszubildende möglich, die eine betriebliche Einstiegsqualifizierung (EQ) erfolgreich abgeschlossen haben.
Verlängerung der Ausbildungszeit
In Ausnahmefällen kann die zuständige Stelle die Ausbildungszeit verlängern, wenn dies erforderlich ist.
Beim Ausbildungsberuf Fachkraft für Wasserversorgungstechnik handelt es sich um eine duale Ausbildung, die im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule stattfindet. Der Monoberuf wird ohne Spezialisierung nach Fachrichtungen oder Schwerpunkten im öffentlichen Dienst sowie in der Industrie ausgebildet.
Hinweis: Teilnehmer/-innen einer betrieblichen Einstiegsqualifizierung (EQ) absolvieren ein Betriebspraktikum mit einer Dauer von 6 bis 12 Monaten. Unter bestimmten Bedingungen (zum Beispiel Berufsschulpflicht) und je nach Bundesland wird das Praktikum durch Unterricht in der Berufsschule ergänzt.
Die zuständige Berufsschule für die Fachkraft für Wasserversorgungstechnik ist die David-Roentgen-Schule Neuwied (BBS-GT), Langendorfer Straße 65, 56564 Neuwied, Telefon 02631/989-0.
Inhalte der Ausbildung
In den ersten 15 Monaten lernen die Auszubildenden im Ausbildungsbetrieb zum Beispiel:
welche Bedeutung Umweltschutztechnik, ökologische Kreisläufe und Hygiene haben
welche betriebsspezifischen Maschinen und Verfahrenstechniken bzw. Mess-, Steuerungs- und Regelungsmethoden es gibt und wie man sie anwendet
welche Arbeitsstoffe einzusetzen und welche Sicherheitsvorschriften bei der Handhabung zu beachten sind
wie Stoffe und Güter gelagert und befördert werden müssen
welche Bedeutung Wasserwirtschaft, -gewinnung, -beschaffenheit, -aufbereitung haben, wie Wasser gefördert, gespeichert und verteilt werden kann und wie man Wasser untersucht
wie mit elektrischen Gefahren umzugehen ist und welche Schutzmaßnahmen zur Gefahrenvermeidung zu ergreifen sind
wie man für die Erfüllung einer Aufgabe Arbeitsschritte festlegt und vorbereitet
nach welchen Gesichtspunkten Arbeitsgeräte und Einrichtungen eingesetzt, inspiziert, gewartet und gereinigt werden
wie mit Informations- und Kommunikationssystemen umzugehen ist
In den folgenden 21 Monaten wird den Auszubildenden beispielsweise vermittelt:
welche Maßnahmen zum Schutz von Personen und Anlagen ergriffen werden müssen
wie man physikalisch-chemische Analysen durchführt, bewertet und dokumentiert
wie man Netzinformationssysteme nutzt
wie man Einrichtungen zur Schlammbehandlung sowie zur Gasaufbereitung und -verwertung bedient und unterhält
wie man mikrobiologische Untersuchungen durchführt
wie man Betriebsbegehungen durchführt
wie man betriebsspezifische Schaltpläne liest
Während der gesamten Ausbildung wird den Auszubildenden vermittelt:
welche gegenseitigen Rechte und Pflichten aus dem Ausbildungsvertrag entstehen
wie der Ausbildungsbetrieb organisiert ist
wie die Arbeitsschutz- und Unfallverhütungsvorschriften angewendet werden
wie Umweltschutzmaßnahmen beachtet und angewendet werden
wie man Möglichkeiten der wirtschaftlichen und umweltschonenden Energie- und Materialverwendung nutzt
In der Berufsschule sind folgende Lernfelder Gegenstand des theoretischen Unterrichts:
Planen eines Umweltkonzeptes
Umgehen mit Mikroorganismen
Umweltchemikalien einsetzen
Rohrleitungssysteme betreiben
Untersuchen von Wasser- und Abfallinhaltsstoffen
Maschinen und Einrichtungen bedienen und instand halten
elektrische Anlagen betreiben und instand halten
Wasser gewinnen
Hausanschluss erstellen
Wasserbeschaffenheit prüfen
Wasser aufbereiten
elektrische Geräte anschließen
Wasser fördern, speichern und verteilen
Wasserversorgungsanlagen steuern und regeln
Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten
Der erfolgreiche Einstieg in den Beruf ist erst der Anfang: Eine Voraussetzung für den beruflichen Erfolg ist es, fachlich auf dem Laufenden zu bleiben und das eigene Fachwissen laufend zu ergänzen, zu vertiefen und an neue Entwicklungen anzupassen. Andere Perspektiven im Berufsleben können sein, sich zu spezialisieren, beruflich voranzukommen oder sich selbstständig zu machen.
Wer internationale Erfahrungen sammeln und im Ausland arbeiten möchte, kann seine Fremdsprachenkenntnisse ausbauen und internationale Qualifikationen erwerben.
Qualifizierung und Spezialisierung
Weiterentwicklungen in der Umwelttechnik, Veränderungen in der Wasseraufbereitung und Versorgung sind Herausforderungen, denen sich Fachkräfte für Wasserversorgungstechnik immer wieder neu stellen müssen.
Das Themenspektrum für eine fachliche Anpassungsweiterbildung ist breit und reicht von Wasser- und Energieversorgung bis zu Umweltschutz und Ökologie. Auch wenn sich Fachkräfte für Wasserversorgungstechnik auf Einsatzgebiete spezialisieren möchten, finden sie in Bereichen wie Wasseranalyse oder Instandhaltung der Leitungssysteme entsprechende Angebote.
Aufstieg und Studium
Wer sich das Ziel gesetzt hat, beruflich voranzukommen, kann ebenso aus einer Palette an Angeboten zur Aufstiegsweiterbildung auswählen. Naheliegend ist es, die Prüfung als Techniker/-in der Fachrichtung Umweltschutztechnik mit dem Schwerpunkt Wasserver- und -entsorgung abzulegen.
Teilweise werden Vorbereitungslehrgänge auf Weiterbildungsprüfungen auch in Form von E-Learning/Blended Learning angeboten. Hier lernen die Teilnehmer/innen jedoch nicht ausschließlich alleine am Computer. Während des Lehrgangs stehen sie in der Regel in Kontakt mit einem Dozenten, der für inhaltliche und technische Fragen zur Verfügung steht.
Fachkräfte für Wasserversorgungstechnik, die eine schulische Hochschulzugangsberechtigung besitzen, können studieren und beispielsweise einen Bachelorabschluss im Bereich Versorgungstechnik erwerben. Unter bestimmten Voraussetzungen ist übrigens auch ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung ein Studium möglich. Vorausgesetzt werden je nach Bundesland verschiedene berufliche Qualifikationen. In vielen Bundesländern ermöglicht auch eine abgeschlossene Berufsausbildung in Verbindung mit mehrjähriger Berufserfahrung den Zugang zum Studium.