Fachkraft für Abwassertechnik
Umwelttechnik
Berufsbeschreibung
Fachkräfte für Abwassertechnik bereiten Abwässer auf und warten Abwasserrohrsysteme. Dazu überwachen und steuern sie die Betriebsabläufe in Kläranlagen und Kanalbetrieben.
Täglich sauberes Wasser
In privaten Haushalten und in der Industrie: Jeden Tag verbrauchen die Menschen unzählige Liter an Wasser. Bevor das schmutzige und oft schadstoffbelastete Abwasser wieder in die Umwelt entlassen werden kann, muss es sorgfältig gereinigt und aufbereitet werden. In Klärwerken steuern und überwachen Fachkräfte für Abwassertechnik Anlagen der Abwasseraufbereitung. Sie sitzen meist in Leit- und Steuerständen, wo sie eine Vielzahl an Messdaten ablesen können. Wenn eine Anzeige von der Norm oder von den gesetzlichen Vorschriften abweicht, greifen sie sofort ein. Rund um die Uhr müssen Abwässer aufbereitet und die Anlagen überwacht werden - Fachkräfte für Abwassertechnik arbeiten deshalb im Schichtdienst. Als sogenannte "elektrotechnisch befähigte Personen" können sie außerdem Reparatur- oder Installationsarbeiten an den elektrotechnischen Anlagen und Geräten in ihrem Zuständigkeitsbereich durchführen.
Sie verfolgen den Durchlauf des Abwassers durch die verschiedenen Stufen der Anlage: In der mechanischen ersten Stufe einer Kläranlage trennen Feststoffrechen, Sandfang, Absetz- oder Vorklärbecken grobe Bestandteile, Sand und absetzbare Stoffe. In der biologischen zweiten Stufe bauen Bakterien organische Stoffe ab. In der chemischen dritten Stufe werden durch Nitrifikation bzw. Fällung die restlichen organischen Verunreinigungen sowie Stickstoff- und Phosphorverbindungen entfernt. Schließlich beurteilen die Fachkräfte den Reinigungsgrad des Wassers. Damit sie wirklich nur sauberes Wasser in die Umwelt entlassen, nehmen sie regelmäßig Wasser- und Klärschlammproben und analysieren sie im Betriebslabor, u.a. unter dem Mikroskop oder chemisch.
Sie reinigen auch die Anlagen des Klärwerks, kontrollieren die Becken und reparieren sie. Dabei kommen sie mit Abwässern und Schmutz in Kontakt, und es herrschen teils intensive Gerüche. Bei Arbeiten mit Chemikalien oder beim direkten Kontakt mit Wasser oder Schlamm tragen die Fachkräfte besondere Schutzkleidung.
Wenn aus den Gasen des Faulschlammes Energie gewonnen wird, arbeiten Fachkräfte für Abwassertechnik mit und überwachen die entsprechenden Motoren und Generatoren. Den ausgefaulten Klärschlamm trocknen und pressen sie. Ist er durch Giftstoffe belastet, sorgen sie für die fachgerechte Entsorgung. Ansonsten eignet er sich als Dünger für landwirtschaftliche Flächen.
Rohre, Kanäle, Einleiter
Fachkräfte für Abwassertechnik sind nicht nur in Kläranlagen, sondern im Bereich der gesamten Abwasserentsorgung tätig. Beim Betrieb von Entwässerungssystemen reinigen und inspizieren die Fachkräfte Rohre, Kanäle und Einleiter und prüfen deren Dichtheit. Sie arbeiten z.B. an Einleitungsstellen im Straßenbereich oder steigen in tiefe und teilweise enge Kanalschächte ein. Wenn ein Kanal undicht ist, wird das Grundwasser mit Schadstoffen und Keimen belastet. Je nach Größe des Lecks können Kanäle auch unterspült werden und brechen oder abrutschen. Damit es nicht soweit kommt, planen Fachkräfte für Abwassertechnik notwendige Sanierungsmaßnahmen und führen sie durch.
Fachkräfte für Abwassertechnik haben hauptsächlich folgende Aufgaben:
in Kläranlagen Abwässer aufbereiten
Prozessabläufe planen und dokumentieren in Leit- und Steuerständen technische Anlagen bedienen und überwachen, Messdaten ablesen und analysieren Abwasseraufkommen auf Menge und Zusammensetzung kontrollieren Gefährdungen im Arbeitsablauf erkennen (zum Beispiel zu hohe Schadstoffkonzentrationen), Schutzmaßnahmen durchführen bzw. korrigierend eingreifen
im Betriebslabor zur Prozess- und Qualitätskontrolle Wasser- und Klärschlammproben analysieren (mikroskopisch, chemisch)
Klärschlamm weiterbearbeiten, Schlammabzugsgeräte bedienen und den Schlamm in Behälter ableiten, aus den Gasen des Faulschlammes Energie gewinnen, dabei Motoren und Generatoren überwachen, ausgefaulten Klärschlamm trocknen und pressen und unbedenklichen Klärschlamm zur Verwertung als Dünger für landwirtschaftliche Flächen weiterleiten bzw. belasteten Klärschlamm fachgerecht entsorgen, Entwässerungssysteme überwachen, warten und steuern
Rohre, Kanäle und Einleiter reinigen, inspizieren und auf Dichtigkeit überprüfen; undichte Kanalisationen sanieren, Rohre und Einleiter reparieren Pumpwerke bedienen und warten
Darüber hinaus führen sie auch folgende Tätigkeiten aus:
unter Berücksichtigung der Gefahren im Umgang mit elektrischem Strom Störungen beurteilen; elektrotechnische Reparatur- und Installationsarbeiten an den Anlagen und Geräten in ihrem Zuständigkeitsbereich durchführen ("elektrotechnische Befähigung")
die Einhaltung rechtlicher Anforderungen, Normen und Auflagen überwachen und dokumentieren
Betriebsabläufe mithilfe technischer Einrichtungen überwachen und steuern
Anforderungen
Grundsätzlich wird - wie bei allen anerkannten, nach dem Berufsbildungsgesetz oder der Handwerksordnung geregelten Ausbildungsberufen - keine bestimmte schulische oder berufliche Vorbildung rechtlich vorgeschrieben. Die Betriebe stellen überwiegend angehende Fachkräfte für Abwassertechnik mit einem mittleren Bildungsabschluss ein.
Dauer und Form der Ausbildung
Die Ausbildung dauert 3 Jahre.
Verkürzung der Ausbildungszeit
Die zuständige Stelle hat auf gemeinsamen Antrag von Auszubildenden und Ausbildenden die Ausbildungszeit zu kürzen, wenn zu erwarten ist, dass das Ausbildungsziel in der gekürzten Zeit erreicht wird. Die Verkürzungsdauer ist unterschiedlich und hängt von der Vorbildung ab. Bei berechtigtem Interesse kann sich der Antrag auch auf die Verkürzung der täglichen oder wöchentlichen Ausbildungszeit beziehen (Teilzeitberufsausbildung).
Die Landesregierungen können über die Anrechnung von Bildungsgängen berufsbildender Schulen oder einer Berufsausbildung in sonstigen Einrichtungen bestimmen. Voraussetzung ist ein gemeinsamer Antrag der Auszubildenden und Ausbildenden an die zuständige Stelle.Auszubildende können nach Anhörung der Ausbildenden und der Berufsschule vor Ablauf ihrer Ausbildungszeit zur Abschlussprüfung zugelassen werden, wenn ihre Leistungen dies rechtfertigen. Die Verkürzungsdauer beträgt meist 6 Monate. Gegebenenfalls ist eine Verkürzung der Ausbildungsdauer für Auszubildende möglich, die eine betriebliche Einstiegsqualifizierung (EQ) erfolgreich abgeschlossen haben.
Verlängerung der Ausbildungszeit
In Ausnahmefällen kann die zuständige Stelle die Ausbildungszeit verlängern, wenn dies erforderlich ist.
Ausbildungsform: Beim Ausbildungsberuf Fachkraft für Abwassertechnik handelt es sich in der Regel um eine duale Ausbildung, die im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule stattfindet. Der Monoberuf wird ohne Spezialisierung nach Fachrichtungen oder Schwerpunkten im öffentlichen Dienst und in der Industrie ausgebildet.
Der Beruf ist eng verwandt mit den anderen umwelttechnischen Ausbildungsberufen Fachkraft für Wasserversorgungstechnik, Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft und Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice. Während der Ausbildung werden den Auszubildenden in allen vier Berufen über einen Zeitraum von 15 Monaten gemeinsame Kernqualifikationen vermittelt.
Hinweis: Teilnehmer/innen einer betrieblichen Einstiegsqualifizierung (EQ) absolvieren ein Betriebspraktikum mit einer Dauer von 6 bis 12 Monaten. Unter bestimmten Bedingungen (zum Beispiel Berufsschulpflicht) und je nach Bundesland wird das Praktikum durch Unterricht in der Berufsschule ergänzt.
Die zuständige Berufsschule für die Fachkräfte für Abwassertechnik ist die David-Roentgen-Schule Neuwied (BBS GT), Langendorfer Straße 65, 56564 Neuwied, Telefon 02631/989-0.
Inhalte der Ausbildung
Während der ersten 15 Monate im Ausbildungsbetrieb lernen angehende Fachkräfte für Abwassertechnik zum Beispiel:
wie man Aggregate, insbesondere Pumpen, Gebläse, Verdichter und Elektro- und Verbrennungsmotoren sowie Geräte zum Heizen, Kühlen und Temperieren einsetzt und bedient
was die Ursachen und Wechselwirkungen von Umweltbelastungen der Luft, des Wassers, des Bodens und der Umgebung sind
wie man Gefahrstoffe und gefährliche Arbeitsstoffe erkennt und unter Beachtung der Sicherheitsvorschriften und Schutzmaßnahmen einsetzt
wie man Proben nach unterschiedlichen Verfahren nimmt, wie man sie vorbereitet, konserviert und aufbewahrt
wie man Aufgaben im Team plant, bearbeitet und abstimmt und wie man Ergebnisse auswertet, kontrolliert und darstellt
wie man sich bei Unfällen durch elektrischen Strom verhält und erste Maßnahmen einleitet
wie man technische Unterlagen und Pläne liest und Skizzen anfertigt
Im zweiten Teil ihrer betrieblichen Ausbildung wird den Auszubildenden u.a. vermittelt:
welche Verfahren der mechanischen Abwasserreinigung es gibt, wie man diese Einrichtungen bedient und am Laufen hält
wie man Einrichtungen, insbesondere Sonderbauwerke und Pumpwerke, bedient und unterhält
wie man Abwasser- und Schlammuntersuchungen zur Betriebs- und Qualitätskontrolle durchführt und wie man Einzel- und Summenparameter und Säurekapazität bestimmt
wie man Sicherungen, Sensoren, Messeinrichtungen, Beleuchtungsmittel und Signallampen prüft und austauscht
wie man im Kanalbetrieb Störungen feststellt und Maßnahmen zur Behebung ergreift und Indirekteinleiter-Kataster anwendet
welche Verfahren der chemisch-biologischen Abwasserreinigung man in Kläranlagen einsetzt und wie man Einrichtungen zur Schlammbehandlung bedient
wie man Ergebnisse in Betriebstagebüchern und Datenbanken dokumentiert und sichert
wie man fachbezogene Rechtsvorschriften und technische Regelwerke anwendet
Während der gesamten Ausbildung wird den Auszubildenden vermittelt
welche gegenseitigen Rechte und Pflichten aus dem Ausbildungsvertrag entstehen
wie der Ausbildungsbetrieb organisiert ist
wie die Arbeitsschutz- und Unfallverhütungsvorschriften angewendet werden
wie Umweltschutzmaßnahmen beachtet und angewendet werden
wie man Möglichkeiten der wirtschaftlichen und umweltschonenden Energie- und Materialverwendung nutzt
In der Berufsschule sind folgende Lernfelder Gegenstand des theoretischen Unterrichts:
Planen eines Umweltkonzeptes
Umgehen mit Mikroorganismen
Umweltchemikalien einsetzen
Rohrleitungssysteme betreiben
Untersuchen von Wasser- und Abfallinhaltsstoffen
Maschinen und Einrichtungen bedienen und instand halten
Elektrische Anlagen betreiben und instand halten
Entwässerungssysteme betreiben
Abwasser mechanisch reinigen
Untersuchen von Abwasser und Schlämmen
Abwasser und Schlämme biologisch und chemisch behandeln
Elektrische Geräte anschließen
Entwässerungssystem instand halten und Indirekteinleiter überwachen
Abwasserbehandlungsanlagen steuern und regeln
Rechtsgrundlagen:
Verordnung über die Berufsausbildung in den umwelttechnischen Berufen
Fundstelle: 2002 (BGBl. I Seite 2335) Internet
Rahmenlehrplan für den Ausbildungsberuf Fachkraft für Abwassertechnik
Fundstelle: KMK-Beschlusssammlung Internet
Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten
Perspektiven
Der erfolgreiche Einstieg in den Beruf ist erst der Anfang: Eine Voraussetzung für den beruflichen Erfolg ist es, fachlich auf dem Laufenden zu bleiben und das eigene Fachwissen laufend zu ergänzen, zu vertiefen und an neue Entwicklungen anzupassen. Andere Perspektiven im Berufsleben können sein, sich zu spezialisieren, beruflich voranzukommen oder sich selbstständig zu machen.
Wer internationale Erfahrungen sammeln und im Ausland arbeiten möchte, kann seine Fremdsprachenkenntnisse ausbauen und internationale Qualifikationen erwerben.
Qualifizierung und Spezialisierung
Weiterentwicklungen im Bereich Umweltschutztechnik sind Herausforderungen, denen sich Fachkräfte für Abwassertechnik immer wieder neu stellen müssen.
Das Themenspektrum für eine fachliche Anpassungsweiterbildung ist breit und reicht vom Gewässerschutz über Wasser- und Energieversorgung bis zur Arbeitssicherheit. Auch wenn sich Fachkräfte für Abwassertechnik auf Einsatzgebiete spezialisieren möchten, finden sie in Bereichen wie Instandhaltung, Entsorgung und Aufbereitung sowie Wasseranalyse entsprechende Angebote.
Aufstieg und Studium
Wer sich das Ziel gesetzt hat, beruflich voranzukommen, kann ebenso aus einer Palette an Angeboten zur Aufstiegsweiterbildung auswählen. Naheliegend ist es, die Prüfung als Abwassermeister/-in oder als Techniker/in der Fachrichtung Umweltschutztechnik mit dem Schwerpunkt Wasserver- und -entsorgung abzulegen. Auf Leitungs- und Spezialfunktionen, zum Beispiel auf der mittleren Führungsebene, bereiten auch andere Weiterbildungen vor, wie beispielsweise Umweltschutzfachwirt/-in.
Teilweise werden Vorbereitungslehrgänge auf Weiterbildungsprüfungen auch in Form von E-Learning/Blended Learning angeboten. Hier lernen die Teilnehmer/innen jedoch nicht ausschließlich alleine am Computer. Während des Lehrgangs stehen sie in der Regel in Kontakt mit einem Dozenten, der für inhaltliche und technische Fragen zur Verfügung steht.
Fachkräfte für Abwassertechnik, die eine schulische Hochschulzugangsberechtigung besitzen, können studieren und beispielsweise einen Bachelorabschluss im Bereich Umwelttechnik oder Verfahrenstechnik erwerben. Unter bestimmten Voraussetzungen ist übrigens auch ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung ein Studium möglich.