Forschungs- und Anwendungszentrum Blieskastel
Das Hager Group Forschungs- und Anwendungszentrum ist als wegweisendes Modellprojekt für klima- und ressourcenschonendes Bauen konzipiert, das mindestens 70 Prozent seines Energiebedarfs selbst erzeugt. Neben der Eigenenergieerzeugung spielt intelligente Steuerungs- und Speichertechnik eine zentrale Rolle.
Das Forschungs- und Anwendungszentrum ist ein neues Gebäude auf dem Firmengelände der Hager Group in Blieskastel, das im Sommer 2013 bezogen wurde. Das Gebäude mit einer Nutzfläche von 3000 Quadratmetern ist gleichzeitig ein intelligentes Kraftwerk: Auf dem Dach wandeln 470 Solarpanels mit 85 kW Leistung Sonnenenergie in Elektrizität um. Weitere Energie liefern eine 30-kW-Windkraftanlage sowie ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk, das in Kombination mit einer Absorptionskältemaschine Kälte und Wärme erzeugen kann. Diese werden über reaktionsschnelle Kühl-/Heizsegel ins Gebäude eingespeist.
Das innovative Gebäudekonzept zeigt sich unter anderem in vier Elektrofahrzeugen, die vor der Tür parken und direkt mit eigenproduzierter Energie betankt werden können. Der nicht unmittelbar verbrauchte Teil des regenerativ erzeugten Stroms wird in Batterien gespeichert. Dadurch wird ein Autarkiegrad von 70 Prozent erreicht. Damit ist das Gebäude im Hinblick auf Größe, Energiekonzept und Grad der Selbstversorgung wohl einmalig in Deutschland.
Ein wichtiger Teil der Energie-Intelligenz wird von der Saarbrücker Firma IS Predict entwickelt, die auch an weiteren LIESA-Projekten beteiligt ist. Ihre Software integriert eine Vielzahl externer Daten wie Fahrtdauer der E-Mobile, die aktuellen Stromtarife sowie Wetterprognosen (und damit die zu erwartende Wind- bzw. Solarstromernte) in seine Modelle. Diese Daten werden dann mit dem aktuellen sowie dem zu erwartenden Energieverbrauch des Gebäudes abgeglichen. Rund 5.000 im gesamten Haus verteilte Datenpunkte liefern Verbrauchsdaten in Echtzeit. Auf diese Weise lernt das Gebäude sich, seine Nutzer und deren Verbrauchsverhalten Tag für Tag besser kennen. Energieerzeugung und Speicherung lassen sich so optimal steuern. Das Gebäude weiß beispielsweise, um wie viel Prozent der Strombedarf mit beginnender Urlaubszeit typischerweise sinkt, wie viel Strom an einem Sommertag von den Solarmodulen zu erwarten ist und welche Kühlleistung erforderlich sein wird.
Als energetisch autarke, grüne Insel im Saarland ist das Forschungs- und Anwendungszentrum zwar weiterhin auf Gas als Energieträger neben Sonne und Wind angewiesen. Doch wenn Biogas im Blockheizkraftwerk eingesetzt wird, wäre die Gewerbeimmobilie nicht nur zu 100 Prozent autark, sondern auch noch vollständig mit erneuerbaren Energien versorgt.
Technische Eckdaten
Energieträger:
Photovoltaik (ca. 85 kWp)
Wind (ca. 30 kW)
Blockheizkraftwerk (ca. 50 kW elektrische- und ca. 81 kW thermische Leistung)
CO2-Emissionen:
52 kg/m2/a
Primärenergiebedarf:
218 kWh/m2/a (Anforderung gemäß EnEV um ca. 8,5 Prozent unterschritten)
Energieverteilung, Leitungsführung und Gebäudeautomatisierung:
Hager
Gebäudekommunikation:
Elcom