Thema: Strahlenschutz
| Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz | Strahlenschutz, Boden, Geologie und Bodenschutz

Umweltminister Jost informiert über Radon-Messkampagne im Saarland

Messergebnisse in Wohnhäusern liegen im Bundesschnitt

Die Ergebnisse der Kurzzeit-Messungen zur Radon-Belastung in Wohnhäusern liegen vor. Von 1330 Teilnehmern haben 1220 die Messdosen an das Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz zurückgeschickt. Das entspricht einer Rücklaufquote von fast 92 Prozent. In 41 der 1220 Häuser wurde der gesetzliche Referenzwert von 300 Bq/m³ erreicht oder auch überschritten. Dies entspricht 3,4% aller  ausgewerteten Privathäuser.

„Damit liegen wir im Bundesdurchschnitt. Frühere deutschlandweite Messungen haben ergeben, dass durchschnittlich 3% aller Häuser Radonaktivitäten oberhalb von 300 Bq/m³ aufweisen“, informiert Umweltminister Reinhold Jost. Der Anteil der Häuser mit Werten über 300 Becquerel ist in Merchweiler, Nohfelden, Saarwellingen und Schiffweiler am größten. In Saarwellingen und Schiffweiler beträgt der prozentuale Anteil der belasteten Gebäude 5,88% (3 von 51 Gebäuden) bzw. 6,57% (5 von 76 Gebäuden). Eine Überschreitung der 10%-Marke wurde in Nohfelden mit 13,79% (4/29 Gebäude) und Merchweiler mit 17,24% (5/29 Gebäude) festgestellt.

Jost: „Für eine Beurteilung der Lage oder gar Festlegung von Radonvorsorgegebieten ist es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh. Erst wenn alle Messergebnisse vorliegen – mit den Resultaten der Messungen in Schulen und Kitas rechnen wir im Oktober – wird eine bessere Einschätzung der Lage in den Gemeinden möglich sein und wir können gegebenenfalls im nächsten Schritt die Datenlage durch weitere Messungen verdichten.“

Nach dem novellierten Strahlenschutzgesetz sind die Bundesländer verpflichtet, bis zum 31. Dezember 2020 so genannte Radonvorsorgegebiete auszuweisen. Das sind Gebiete, in denen ein erhöhtes Vorkommen des in höheren Konzentrationen gesundheitsgefährdenden Edelgases nicht ausgeschlossen werden kann. In diesen gelten dann bestimmte gesetzliche Anforderungen zum Schutz vor Radon. Das saarländische Umweltministerium hat im Februar eine Mess-Kampagne gestartet. Sie soll einen Überblick geben über die Radon-Belastung im Boden und in Gebäuden.

Bei der Raumluft-Messung werden kleine Messgeräte mit einem Durchmesser von 2,4 cm und einer Höhe von ca. 6 cm in Gebäuden im Keller oder Erdgeschoss aufgestellt. Durch die Luftbewegung gelangt das in der Luft befindliche Radon in die Messdosen und wird dort detektiert. Üblicherweise werden die Messgeräte für eine Zeit von einigen Monaten bis zu einem Jahr aufgestellt, so dass im Anschluss in einem Labor die Radonaktivität bestimmt werden kann.

Je nach Höhe der gemessenen Radon-Belastung werden den Hausbesitzern unterschiedliche Schutzmaßnahmen empfohlen.  Die Messergebnisse werden dazu in Absprache mit dem Bundesamt für Strahlenschutz in 4 Kategorien unterteilt:

à bis 100 Bq/m³: Keine Maßnahmen zur Reduzierung der Radon-

                                       aktivität notwendig.

à Über 100 bis 300 Bq/m³: Einfache Schutzmaßnahmen zur

                                       Senkung der Radonaktivität unter 100 Bq/m³

                                       wie z.B. konsequentes Lüften.

à Ab 300 bis 1000 Bq/m³: Neben konsequentem Lüften

                                       werden organisatorische und baulich-

                                       technische Maßnahmen zur Reduzierung der

                                       Radonaktivität wenn möglich unter 100 Bq/m³

                                       ansonsten unter 300 Bq/m³ empfohlen.

  à Über 1000 Bq/m³: Baulich-technische Maßnahmen zur

                                       signifikanten Reduzierung der Radonaktivität

                                       wenn möglich unter 100 Bq/m³, ansonsten

                                       unter 300 Bq/m³ konzipieren lassen und

                                       zeitnah durchführen lassen.

 

Sind im Rahmen der Messungen in einem Haus hohe Radonaktivitäten festgestellt worden, können die Betroffenen Informationen zum weiteren Vorgehen auf der Homepage des Ministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, dem Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) und der Homepage des BfS sowie telefonisch bei der Radonberatungsstelle des LUA, (0681) 8500-1222, erhalten.

Sind baulich-technische Maßnahmen notwendig, werden zusätzlich in Zukunft sog. Radonfachpersonen als Sachverständige (z.B. Bauingenieure mit einer entsprechenden Weiterbildung) bereit stehen, die notwendige Arbeiten professionell begleiten. Dabei können die Maßnahmen von kleineren Lüftungssystemen bis hin zu sog. Radondrainagen und Radonbrunnen reichen.

Für die Bodenluftmessungen wurden saarlandweit 70 Messpunkte bestimmt. Ausgewählt wurden solche Stellen, die nach ihrer geologischen Struktur eine erhöhte Radonkonzentration im Boden erwarten lassen. 53 dieser Messpunkte wurden inzwischen beprobt. Aus älteren Messvorhaben liegen etwa 113 über das Saarland verteilte Messwerte der Radonaktivitätskonzentration im Boden vor. Diese waren allerdings zur Ausweisung von Vorsorgegebieten unzureichend.

„Was wir zum jetzigen Zeitpunkt sagen können: Die Ergebnisse der bislang 53 Bodenmessungen entsprechen bzw. liegen noch zum großen Teil unter den Vorhersagen der aktuellen Radonprognosekarte des Bundesamtes für Strahlenschutz, die auf den früheren Messwerten basieren“, so Jost. Der bisher höchste Wert ist im Umfeld von Marth im Ostertal mit 262,5 kBq/m3 gemessen worden. Weitere Messpunkte in der Nähe zeigen normale Werte (Freisen: 56,24 kBq/m3, Oberkirchen: 45,78 kBq/m3). 1 kBq/m3 entspricht dabei 1000 radioaktiven Zerfällen pro Kubikmeter Luft.

„Generell lassen sich aus Radonbodenluftmessungen keine direkten Rückschlüsse auf eine Radonbelastung in Gebäuden ziehen. Sie dienen vielmehr der Veranschaulichung des lokalen Radonpotentials im Boden“, erklärt Jost.

Geologisch betrachtet liegen demnach die Werte im Saarland generell im bundesdeutschen Durchschnitt. Extrem hohe Messwerte wie sie in Teilen des Schwarzwaldes oder im Erzgebirge (>300.000 Bq/m³) zu finden sind, sind im Saarland  nicht vorhanden. In den allermeisten Fällen liegt der Mittelwert der Messergebnisse in der Bodenluft unter 30.000 Bq/m³. Höhere Aktivitäten wurden im Nohfeldener Becken und in Gegenden mit Muschelkalk (Bliesgau, Perl) mit Medianen von 62.000 Bq/m³ bzw. 68.000 Bq/m³ festgestellt. Vereinzelte Messergebnisse im Bliesgau liegen auch oberhalb von 100.000 Bq/m³. Solche erhöhten Werte sind aber die Ausnahme.

 

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