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Schmetterlinge fühlen sich im Saarland wohl

Erster Atlas über die Welt der Falter in Deutschland zeigt: Saarland ist gut untersucht

Die Beobachtungsdichte an Tagfaltern und einer weiteren Schmetterlingsgruppe, den Widderchen, ist in keiner Region Deutschlands höher als im Saarland. Auch die bei den Kartierungen erfassten Artenzahlen pro Rasterfeld sind meist deutlich höher als anderswo.

Man sieht Reinhold Jost, der den neuen Tagfalteratlas festhält und mit dem Cover präsentiert Umweltminister Reinhold Jost mit dem Tagfalteratlas
Foto: Sebastian Bauer, MUKMAV

Für die herausragende Datengrundlage haben die Experten der Naturforschenden Gesellschaft des Saarlandes Delattinia gesorgt, in enger Zusammenarbeit mit dem saarländischen Umweltministerium und hier dem Zentrum für Biodokumentation (ZfB). Die Forscher aus dem Saarland haben maßgeblich mitgearbeitet an einem Atlas über Deutschlands Schmetterlingswelt, der jetzt vorliegt. Der „Verbreitungsatlas der Tagfalter und Widderchen Deutschlands“ gibt erstmals einen detaillierten Überblick, welche der über 180 Schmetterlingsarten wo heimisch sind, macht auch Aussagen zu Rückgang oder Gefährdung bestimmter Arten. Die Federführung des Projekts lag beim Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Halle. Rund 10 Jahre hat es gedauert, bis die Daten aus allen Regionen Deutschlands gesammelt und aufbereitet waren.  

„Wir haben hier ein Werk mit einem einmaligen Datenschatz vorliegen, das uns wichtige Erkenntnisse über unsere Artenvielfalt liefert. Es macht mich stolz, dass die Arbeit unserer Fachleute bundesweit geschätzt und unverzichtbar ist. Mich freut es natürlich auch, dass wir im Saarland im Vergleich zu anderen Regionen und Bundesländern gut abschneiden. Unser wichtigstes naturschutzpolitisches Ziel muss jetzt sein, diesen Stand nicht nur zu halten, sondern kontinuierlich zu verbessern“, so Umweltminister Reinhold Jost.

„Viele Tagfalter-Arten kommen im Saarland in größeren und weniger gefährdeten Beständen vor als im übrigen Deutschland. Die wichtigste Art ist zweifelsfrei der Goldene Scheckenfalter (Euphydryas aurinia), von dem es noch etwa 70 Einzelvorkommen gibt. Sie liegen alle im Bliesgau und Westrich. Aber auch der Brombeer-Perlmuttfalter (Brenthis daphne), der Alexis-Bläuling (Glaucopsyche alexis), der Thymian-Ameisenbläuling (Phengaris arion), der Große Feuerfalter (Lycaena dispar), der Wegerich-Scheckenfalter (Melitaea cinxia) oder das Rotbraune Ochsenauge (Pyronia tithonus) sind deutlich häufiger als im Rest der Republik“, sagt Dr. Steffen Caspari, einer der Herausgeber des Verbreitungsatlas. Caspari koordinierte bis vor kurzem beim Zentrum für Biodokumentation die Erfassung der Tagfalter und Widderchen im Saarland.

Er arbeitet inzwischen für das Rote-Liste-Zentrum des Bundes in Bonn. „Nach dem Perspektivwechsel auf die Bundesebene weiß ich umso mehr zu schätzen, welchen Beitrag das Saarland für den Erhalt zahlreicher Tagfalter-Arten leistet“, so der Experte. 

Ein Grund für die Schmetterlingsvielfalt ist die Klimagunst des Saarlandes – im warmen Südwesten fühlen sich einfach mehr Schmetterlingsarten wohl als im kalten Norden. Ganz wesentlich ist jedoch die herausragende Landschaftsstruktur des Saarlandes: die aus naturschutzfachlicher Sicht vielfach hervorragenden Wiesen und die in großen Teilen des Landes noch sehr gute Vernetzung.

Prof. Dr. Josef Settele, renommierter Insektenforscher am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und einer der Initiatoren des Atlas-Projektes, lobt die Arbeit der saarländischen Experten: „In ganz Deutschland gibt es keine dem ZfB vergleichbare Einrichtung – den dafür Verantwortlichen gebührt das uneingeschränkte Lob, auf das richtige Pferd zu setzen und eine Landeszentrale für naturschutzfachliches Expertenwissen geschaffen zu haben. Diese Kombination aus staatlicher Stelle für Arten- und Biotopschutz mit Funktionen eines Naturkundemuseums und optimaler Einbindung des Ehrenamtes verdient Nachahmer."  

Bei aller Freude über die Ergebnisse der Datenauswertung, es ist auch im Saarland nicht alles prima bei den Tagfaltern. Minister Jost: „Die Folgen des Klimawandels bekommen wir natürlich auch zu spüren. Leider gehen die Arten, die verlässlich kalte Winter benötigen, deutlich zurück.“ So sind etwa der Dukaten-Feuerfalter (Lycaena virgaureae) oder der prächtige Große Eisvogel (Limenitis populi) als Klimawandel-Verlierer vom Aussterben bedroht.

Das saarländische Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz hat 2017 die „Saarländische Biodiversitätsstrategie“ als Handlungsprogramm für den Erhalt der biologischen Vielfalt veröffentlicht. Sie setzt einen Rahmen, um in unterschiedlichen Bereichen konkrete Umsetzungskonzepte zu erarbeiten. 2019 resultierte daraus in Abstimmung zwischen Naturschutzverbänden und Waldnutzern der Leitfaden „Biodiversität im Wirtschaftswald“. Darüber hinaus wurde im vergangenen Jahr eine Hilfestellung für mehr Artenvielfalt im Siedlungsraum herausgegeben. Ein ähnliches Konzept ist zur Erhaltung der Lebensräume und Arten in der offenen Kulturlandschaft in Arbeit. Seit Anfang 2020 beraten sich dazu die Landwirtschaftliche Berufsvertretung und die Naturschutzverbände. Ebenfalls in Vorbereitung ist ein querschnittsorientiertes Aktionsprogramm Insektenschutz im Saarland (APIS).

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