Handlungsfeld Klima und Umwelt
Eine Stärkung des ÖPNV erfolgt auch im Kontext der Förderung einer klima- und umweltfreundlichen Mobilität, die im Zielsystem des VEP ÖPNV verankert ist (s. Kap. 5). Hierzu gehört zum einen die Verlagerung von Fahrten des motorisierten Individualverkehrs auf den ÖPNV. Zum anderen ist es auch Ziel, die im ÖPNV angebotenen Fahrten möglichst klimaund umweltschonend durchzuführen. Dabei gilt es, sowohl geeignete Antriebsformen als auch angemessene Fahrzeuggrößen für die zu bedienenden Verkehre anzubieten. Einen wesentlichen Beitrag zu einem umwelt- und klimafreundlichen ÖPNV leistet die Umstellung von Diesel- auf lokal emissionsfreie Antriebe. Dies betrifft dabei sowohl den Schienen- als auch Busverkehr.
Strategie zur Elektrifizierung des SPNV
Bereits heute sind mit 82 % viele Strecken im Saarland elektrifiziert. Kein anderes Flächenland weist einen derart hohen Anteil elektrifizierter Strecken im SPNV auf. Weiterhin ergeben sich durch neue Antriebstechnologien im Schienenverkehr Potenziale zur Bedienung von SPNV-Linien mit elektrischen Antrieben ohne Ausbau der Oberleitungsstrecken. Bisher werden Dieseltriebfahrzeuge noch auf den Linien RE 3 (Saarbrücken – Mainz – Frankfurt), RB 68 (Saarbrücken – Pirmasens), RB 72 (Saarbrücken – Lebach) und RB 77 (Dillingen – Niedaltdorf) eingesetzt. Unter Berücksichtigung neuer Antriebstechnologien wurde ein Konzept für die weitere Elektrifizierung des SPNV erarbeitet (vgl. Abb. 124). Grundlage ist das Vorrangszenario, in dem sämtliche positiv bewerteten Strecken zur Erweiterung des künftigen SPNV-Netzes berücksichtigt sind.
Durch den Einsatz von Elektrotriebwagen mit Akkumulatoren kann trotz der Zielsetzung, künftig einen vollständig lokal schadstoffemissionsfreien ÖPNV anzubieten, auf einen flächendeckenden Ausbau des Oberleitungsnetzes verzichtet werden. Dennoch sind einige punktuelle Ergänzungen des Oberleitungsnetzes erforderlich, insbesondere im Kontext der Umsetzung des ÖPNV-Vorrangszenarios mit Reaktivierung einiger Bahnstrecken (s. Kap. 7).
Dies betrifft im und rund um das Saarland folgende Streckenabschnitte:
- Homburg – Einöd – Zweibrücken (im Rahmen der Reaktivierungsmaßnahme): 11 km Oberleitung
- Dillingen – Lebach (im Rahmen der Reaktivierungsmaßnahme): 12 km Oberleitung als Fortführung der bestehenden Oberleitung ab Anschluss RWE bis Lebach
- Merzig – Losheim (im Rahmen der Reaktivierungsmaßnahme): 14 km Oberleitung
- Bahnhof Pirmasens Nord und anschließende Streckenabschnitt bis Fehrbacher Tunnel: Einrichtung einer Oberleitungsinsel zur Aufladung im Bereich Pirmasens
- Fürstenhausen – Großrosseln: Elektrifizierung der Strecke für den Saarbahn-Betrieb (je nach technischer Machbarkeit und leichterer Umsetzbarkeit mit 750 V DC oder 15 kV AC)
- Fürstenhausen – Überherrn: Elektrifizierung der Strecke für den Saarbahn-Betrieb (je nach technischer Machbarkeit und leichterer Umsetzbarkeit mit 750 V DC oder 15 kV AC)
Mit diesen Elektrifizierungsmaßnahmen kann mit Ausnahme der Linie RE 3 ein vollständig elektrischer Betrieb im SPNV-Netz des Saarlandes umgesetzt werden. Für die Linie RE 3 sind zwei alternative Antriebskonzepte im Hinblick auf technische Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit weitergehend zu untersuchen: Zum einen ist die Einrichtung von Elektrifizierungsinseln im Bereich des nicht-elektrifizierten Streckenteils in Rheinland-Pfalz denkbar. Zum anderen wäre als Alternative der Einsatz von Elektrotriebwagen mit Brennstoffzelle zu prüfen.
Strategie zur Förderung alternativer Antriebe
Derzeit stehen lokal emissionsfreie Antriebe im Fokus der Öffentlichkeit. Zumeist geht es dabei um Fahrzeuge mit batterieelektrischem Antrieb bzw. Energiespeicherung oder um Fahrzeuge mit Brennstoffzelle, sodass die elektrische Antriebsenergie im Fahrzeug aus Wasserstoff gewonnen wird. Zur Verfügung stehen diese Antriebsformen derzeit in Markterprobungsphasen sowohl im Busverkehr als auch im Schienenverkehr.
Das Saarland strebt derzeit an, Wasserstoff-Modellregion zu werden. Fahrzeuge mit Brennstoffzellen ermöglichen im Vergleich zu Fahrzeugen mit Akkumulatoren als Energiespeicher längere Reichweiten, was insbesondere im regionalen Busverkehr und im Schienenverkehr vorteilhaft ist. Im Schienenverkehr ermöglichen Fahrzeuge mit Brennstoffzelle zudem einen unabhängigen Betrieb von der Oberleitungsinfrastruktur, wodurch perspektivisch auch solche Strecken mit Fahrzeugen ohne lokalen Schadstoffausstoß betrieben werden können. Zudem werden auch die Barrieren für einen flexiblen grenzüberschreitenden Einsatz der Fahrzeuge reduziert.
Während Wasserstoff bislang noch wegen des wesentlich höheren Preises und der noch unzureichenden Verfügbarkeit eher eine untergeordnete Rolle spielte, soll über die neu angelegte Wasserstoff-Strategie des Saarlandes eine höhere Verfügbarkeit erreicht werden.
Mit einer ersten Wasserstoff-Tankstelle im Saarland in Saarbrücken-Gersweiler und einer Wasserstoff-Produktionsanlage (Elektrolyseur) am Kraftwerksstandort Völklingen-Fenne soll Wasserstoff auch für den Verkehrsbereich verfügbar gemacht werden.
Hinsichtlich der Möglichkeit des Einsatzes eines mit Wasserstoff betriebenen Schienenfahrzeugs wären im Rahmen von Machbarkeitsstudien die Kosten für eine Elektrifizierung den Kosten für eine mit Wasserstoff betriebene Bahnstrecke gegenüber zu stellen und auch die betrieblichen Aspekte genauer zu beleuchten.
Maßnahmensteckbriefe
Maßnahmensteckbriefe Handlungsfeld Klima und Umwelt (PDF, 264KB, Datei ist nicht barrierefrei)