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Reaktivierung der Niedtalbahn nach Bouzonville

(Dillingen – Niedaltdorf – Bouzonville)

Die Niedtalbahn verläuft von Dillingen nach Niedaltdorf und wird in der Weiterführung nach Bouzonville in Frankreich derzeit nicht befahren. Heute wird der deutsche Abschnitt Dillingen – Niedaltdorf im 60-Min-Takt bedient. Bei einer Verlängerung nach Bouzonville würden zusätzliche 4.000 Einwohner im fußläufigen Einzugsbereich des Bahnhofs Bouzonville erschlossen. Dem stehen relativ günstige Betriebskosten entgegen, da ohne Fahrzeugmehraufwand die heute in Niedaltdorf endenden Züge bis Bouzonville verlängert werden könnten.

Daher wurde die Reaktivierung des grenzüberschreitenden Abschnitts Niedaltdorf – Bouzonville näher untersucht. Eine Nutzung der Niedtalbahn für Zugverbindungen vom Saarland über Thionville nach Luxemburg wird im folgenden Abschnitt „Verkehrsverbindungen Saarland – Luxemburg“ betrachtet.

Betriebskonzept

Ohne Fahrzeug-Mehrbedarf könnte ein Umlauf Dillingen – Bouzonville realisiert werden, wenn die Fahrzeit Dillingen – Bouzonville in unter 25 Minuten gefahren wird. Hierfür wäre die Strecke für eine Geschwindigkeit von 80 km/h zu ertüchtigen. Hierbei könnte die Strecke entweder auf eine S-Bahn Dillingen – Lebach – Homburg oder auf die S-Bahn Dillingen – Zweibrücken durchgebunden werden. Beide Linien sollen mit Akkutriebwagen gefahren werden, so dass keine Elektrifizierung der Niedtalbahn erforderlich wäre. Eine Aufladung der
Züge könnte auf den elektrifizierten Streckenabschnitten erfolgen.

Hier wäre mit der französischen Seite zu klären, ob die Strecke bis zum Bahnhof Bouzonville mit deutscher Zugleittechnik betrieben werden kann, so dass ein Zug, der bis Bouzonville führe, keine zusätzliche sicherungstechnische Ausstattung für den französischen Zugleitbetrieb benötigen würde. Dies könnte am einfachsten umgesetzt werden, wenn die Züge in Bouzonville das Gleis 21 nutzen würden, da dann keine Querung des kompletten Gleisfeldes erforderlich wäre.

Dann könnte ggf. auch auf die kostenintensive dauerhafte Besetzung des Stellwerks in Bouzonville verzichtet werden. Dafür wäre ggf. von deutscher Seite aus die technische Sicherung des Bahnübergangs über die Straße D 65 (Rue de la Gare) in Guerstling zu betreiben.

Bei einer Verlängerung der Strecke nach Bouzonville würden rund 110.000 Zug-km pro Jahr anfallen. Ein zusätzliches Fahrzeug wird nicht benötigt.

Investitionskosten

Die Investitionskosten für die Reaktivierung der Strecke Niedaltdorf setzen sich zusammen aus den Kosten für die Ertüchtigung des Oberbaus, dem Bau eines barrierefreien Bahnsteigs in Bouzonville und ggf. in Guerstling, dem Aufwand für die Anpassung der Leit- und Sicherungstechnik sowie der Instandsetzung des Viadukts in Niedaltdorf über die L 171. Hierfür konnten im Rahmen des VEP ÖPNV keine genaueren Kosten ermittelt werden.

Nachfragepotenzial

Eine grobe Nachfrageabschätzung geht von rund 250 Neufahrgästen aus, die durch ein SPNV-Angebot bis Bouzonville gewonnen werden könnten. Damit könnte die Auslastung der Strecke Niedaltdorf – Dillingen gestärkt werden. Bei einer mittleren Fahrtweite von 27 km könnten pro Jahr rund 1,2 Mio. Pkw-km eingespart werden.

Diese Nachfrageabschätzung kann allerdings nur als erste Potenzialabschätzung dienen, da das Verkehrsmodell des VEP ÖPNV die grenzüberschreitenden Verkehrsverflechtungen nur grob abbildet. So ist etwa kein Nachfragepotenzial von Park-and-Ride- und Bike-and-Ride-Nutzerinnen und -Nutzern berücksichtigt.

Falls Frankreich künftig die Strecke (Luxemburg –) Thionville – Bouzonville – Béning wieder im Personenverkehr betreiben sollte, könnte die Niedtalbahn als Zubringer zu Zügen nach Luxemburg dienen. In diesem Falle würde die Nachfrage deutlich höher ausfallen. Insbesondere die eingesparten Pkw-km würden deutlich höher ausfallen, da die mittleren Reiseweiten der Pendlerinnen und Pendler aus dem Niedtal in Richtung Luxemburg sehr hoch sind.

Nutzen-Kosten-Abschätzung

Für die Reaktivierung der Niedtalbahn kann im Rahmen dieser Untersuchung kein Nutzen-Kosten-Verhältnis ermittelt werden, da sowohl bei den Kostenangaben (Leit- und Sicherungstechnik, Instandsetzung Viadukt Niedaltdorf) als auch bei der Nachfrageabschätzung zu ungenaue Zahlen vorliegen sowie Zahlen und Daten aus Frankreich erforderlich sind.

In einer Machbarkeitsstudie gemeinsam mit den französischen Partnern sollten daher Fragen der Instandsetzungskosten, der Sicherungstechnik sowie der Einbindung und des Betriebs am Bahnhof Bouzonville geklärt werden. Auch der Güter- und Personenverkehr Béninig – Bouzonville –Thionville (– Luxemburg) sollte dabei berücksichtigt werden.

Das Konzept des VEP ÖPNV, das eine S-Bahn nach Niedaltdorf vorsieht, ist aufwärtskompatibel mit einer Reaktivierung nach Bouzonville, indem die S-Bahn nach Niedaltdorf fahrzeugneutral bis Bouzonville verlängert wird.

Dabei besteht auch in Zukunft die Flexibilität, den Fahrplan der Niedtalbahn auf Anschlüsse Richtung Thionville (– Luxemburg) auszurichten, falls diese Strecke in Zukunft mit Personenzügen bedient werden sollte. Bei einer Durchbindung der S-Bahn aus Zweibrücken – Saarbrücken –Dillingen auf die Niedtalbahn ließen sich Anschlüsse in Bouzonville zur Minute :15 oder :45 einrichten.

Bei der Durchbindung einer S-Bahn-Linie Homburg – Lebach – Dillingen auf die Niedtalbahn ließen sich Anschlüsse in Bouzonville zu den Minuten :00 oder :30 realisieren.