Landesregierung treibt die Reaktivierung von Bahnstrecken voran und stärkt den Öffentlichen Personennahverkehr
Das Saarland leitet die Planungen zur Reaktivierung der „Primstalbahn“ sowie der „Rosseltal- und Bisttalbahn“ ein. Dies hat die Landesregierung am Dienstag (1. Juli) im Ministerrat beschlossen. Bei der heutigen Pressekonferenz hat Mobilitätsministerin Petra Berg die Pläne vorgestellt.
„Die Landesregierung möchte die Menschen leichter, bequemer, schneller und klimafreundlicher von A nach B bringen. Darum setzen wir auf mehr Mobilität bei weniger Verkehr. Damit uns das gelingen kann, müssen wir den Bürgerinnen und Bürgern ein flächendeckendes, gut ausgebautes und verlässliches ÖPNV-Netz anbieten“, sagt Berg. „Mit der Reaktivierung der beiden stillgelegten Strecken ergreifen wir die Chance, unser Land weiter in seiner Infrastruktur zukunftsfest zu entwickeln."
Für die Reaktivierung möglicher Bahnstrecken hatte das Mobilitätsministerium eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die Kosten-Nutzen-Verhältnisse für die Reaktivierung der untersuchten Strecken ermittelt hat. Notwendig war dies, da nur im Falle eines positiven Nutzen-Kosten-Verhältnisses, also wenn das Projekt volkswirtschaftlich sinnvoll ist, Mittel für eine Bundesförderung über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) beantragt werden können.
Insgesamt hatte die Machbarkeitsstudie für vier Strecken ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis nachgewiesen.
Den höchsten Wert erreichte mit 3,8 die Primstalbahn. Hierbei geht es um die Reaktivierung der derzeit lediglich für den Güterverkehr genutzten Strecke zwischen Dillingen/Saarlouis und Schmelz-Limbach für den Personennahverkehr in Verbindung mit einem Lückenschluss zwischen der Primstalbahn und der aktiven Bestandsstrecke in Lebach-Jabach sowie der Elektrifizierung der Niedtalbahn von Dillingen nach Niedaltdorf und der Elektrifizierung und dem Ausbau der Illtalbahn von Lebach nach Illingen.
Zusätzliche Bahnhaltepunkte sind in Saarwellingen/Nalbach, Bilsdorf, Körprich, Primsweiler, Schmelz, Limbach und optional Michelbach vorgesehen, die damit neue Räume an das Schienennetz anschließen werden, welche aktuell nur per Bus erreichbar sind. Ein zusätzlich geforderter Haltepunkt in Knorscheid soll in den weiteren Planungsphasen auf Umsetzbarkeit hin geprüft werden.
Die Rosseltal- und Bistalbahn sind zwei zusammenhängende Stecken, für deren Reaktivierung ein Kosten-Nutzen-Verhältnis von 1,12 ermittelt wurde: Die Rosseltalbahn führt von Saarbrücken über Völklingen-Fürstenhausen nach Großrosseln und die Bisttalbahn von Fürstenhausen abzweigend sowie vom Bahnhof Völklingen nach Überherrn. Der geplante Infrastrukturausbau ist umfangreich, denn es sind unter anderem 40 Brückenbauwerke zu sanieren oder neu zu errichten. Zusätzlich muss bis auf wenige Ausnahmen die gesamte Strecke von Saarbrücken bis Überherrn zweigleisig wiederaufgebaut und in den Abschnitten, in denen noch keine Oberleitung besteht, elektrifiziert werden.
Neben der Primstalbahn sowie der Rosstel- und Bisttalbahn hatte die Strecke Merzig-Losheim am See mit guten Werten bei der Studie abgeschnitten. Allerdings hatten sich sowohl der Stadtrat in Merzig als auch der Gemeinderat in Losheim und der Kreistag des Landkreises Merzig-Wadern gegen eine Reaktivierung ausgesprochen. Das Projekt wird deshalb nicht weiterverfolgt.
„Die Reaktivierungen gehen mit sehr umfangreichen, langwierigen und sicher auch sehr ambitionierten Planungs- und Baumaßnahmen einher“, betont Berg. „Das alles wird nicht von heute auf morgen möglich sein, zumal es dafür genügend personelle und finanzielle Ressourcen braucht. Wir wollen die Reaktivierungen in Etappen angehen. Damit wird es uns möglich sein, bereits in den kommenden Jahren erste Teilerfolge zu erzielen.“ Im ersten Schritt muss das zuständige Mobilitätsministerium einen Vorhabenträger für die Reaktivierungen verpflichten. Hierzu finden zunächst Gespräche mit der Deutschen Bahn statt.
Für die Kommunen entlang der Strecken hat die Anbindung an Verkehrsachsen entscheidende Standortvorteile. Zudem werden die Saarländerinnen und Saarländer davon profitieren, wie Ministerin Berg erläutert: „Wir können das geplante S-Bahn-Netz Saarland auf der Schiene ausbauen und Wege mit dem ÖPNV deutlich verkürzen. Außerdem können wir neue Siedlungsgebiete im ländlichen Raum an die Schiene anschließen, die heute nur mit dem Bus erreichbar sind. So gelingt es uns, eine umweltverträgliche Siedlungs- und Raumentwicklung zu schaffen, für gleichwertige Lebensverhältnisse zwischen den städtischen und ländlichen Räumen zu sorgen und durch die Verbindung wichtiger Verkehrsachsen die wirtschaftliche Dynamik der Regionen voranzubringen.“
Die geplanten Kosten zur Reaktivierung von Primstalbahn und Rossel-/Bisttalbahn belaufen sich auf dreistellige Millionenbeträge. Ministerin Petra Berg: „Das ist ein großer finanzieller Kraftakt für das Saarland. Ohne die Förderung durch den Bund wird das nicht gelingen.“ Ein entsprechender Förderantrag kann erst nach einem erfolgreichen Planfeststellungsverfahren gestellt werden. Der Bund fördert die Reaktivierung und Elektrifizierung von Bahnstrecken mit 90 Prozent. „Wir sind zuversichtlich, weil das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz des Bundes seit 2025 mit deutlich mehr Mitteln ausgestattet ist und laut Koalitionsvertrag der Bundesregierung weiter aufgestockt werden soll. Und wir sind zuversichtlich, weil die betroffenen Kommunen die Reaktivierungen unterstützen. Mit der vom Ministerrat beschlossenen Fortsetzung der Planungen gehen wir den nächsten Schritt“, ergänzt Berg.
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