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Wie läuft so eine Betrugsmasche ab?

Im Folgenden stellen wir Ihnen beispielhaft einige Betrugsmaschen, sogenannte Legenden, vor:

Legende I: Schockanruf

Eine der schlimmsten Varianten des Enkeltricks nutzt die fortwährenden Ängste und Sorgen von Eltern um ihre Kinder aus.

Bei einem Schockanruf geben sich die Betrüger Ihnen gegenüber am Telefon als vermeintlich

  • enge Verwandte (z. B. Kinder oder Enkelkinder)
  • Polizeibeamte
  • Rechtsanwälte, Staatsanwälte oder Richter

aus und täuschen eine Notsituation vor. Sie berichten etwa von einem schlimmen Verkehrsunfall, bei dem eine oder mehrere Personen schwer verletzt oder gar getötet worden seien. Unfallverursacher ist angeblich ein enger Verwandter von Ihnen. Das vermeintliche Familienmitglied meldet sich meist auch selbst am Telefon und gibt sich dabei völlig aufgelöst, weinend und kreischend. Damit Ihr Angehöriger nicht sofort verhaftet werde, müssten Sie dringend eine Kaution (Bargeld oder auch Wertsachen) an Polizei oder Justiz übergeben.

Um die Glaubwürdigkeit dieser Legende zu untermauern, rufen zusätzlich oft angebliche Polizisten, Staatsanwälte oder Richter bei Ihnen an.

Bei einer abweichenden Legende meldet sich ein vermeintlicher Arzt bei Ihnen und berichtet, dass ein Angehöriger von Ihnen mit schweren Verletzungen im Krankenhaus liege. Zur sofortigen Beschaffung eines überlebenswichtigen Medikaments müssten Sie dringend einen hohen Geldbetrag bezahlen.

Sollten bei Ihnen im Verlauf solcher Telefonate Zweifel an der jeweiligen Geschichte aufkommen, verstehen es die Täter immer wieder, Sie unter Druck zu setzen. Dabei kommen sowohl vermeintliches Mitgefühl als auch handfeste Drohungen zum Einsatz. Oft ist diese Art von Betrugsdelikten mit mehrstündigem, manchmal mehrtägigem Telefonterror verbunden.

Ziel der Masche ist es immer, so viel Geld und Wertgegenstände als irgend möglich zu erbeuten. Die Beute wird schließlich von Mittelsmännern, etwa falschen Polizisten, abgeholt. Die Geldübergabe soll unmittelbar an Ihrer Haustür, oft jedoch an einem neutralen Ort erfolgen (z. B. in der Nähe eines Gerichtsgebäudes).

In Deutschland verlangen Polizei oder Staatsanwaltschaft niemals eine Kaution!

Die Behandlung von Unfallopfern und Patienten erfolgt immer auch ohne Vorauszahlung. 

Legende II: Einbrecherbande

Auf diesem Bild ist die Legende "Einbrecherbande" zu sehen. Legende II: Einbrecherbande
Bei dieser Legende wird das Vertrauen gerade älterer Menschen in die Polizei ausgenutzt. Foto: Jürgen Schanz

Bei dieser Betrugsmasche wird auf das Vertrauen vor allem älterer Menschen in die Polizei gesetzt:

In der Hauptrolle ein angeblicher Polizist oder Zivilfahnder. Dieser meldet sich entweder per Telefon bei Ihnen, oder er steht direkt vor Ihrer Haustür. Spätestens zur Übergabe der Beute tritt er auf jeden Fall persönlich in Erscheinung.

Die Legende bei dieser Variante handelt von einer angeblichen Einbrecherbande, die in Ihrer Nachbarschaft auf Beutezug unterwegs sei. Die Einbrecher hätten demnach in den zurückliegenden Stunden oder Tagen schon einiges an Bargeld, Schmuck und anderen Wertsachen in der Umgebung gestohlen. Einen der Täter habe die Polizei allerdings mittlerweile auf frischer Tat ertappt und festgenommen.

Dieser habe im Verhör wichtige Informationen zu seinen Komplizen preisgegeben und auch von den weiteren Planungen der Bande berichtet. Auf einem Zettel, der bei ihm sichergestellt worden sei, wären auch die Adressen weiterer Einbruchsziele aufgelistet. Darunter auch Ihr Haus.

Die angeblichen Gesetzeshüter bieten sich bei dieser Betrugsmasche im weiteren Verlauf der Legende an, Ihr Geld und Ihre Wertgegenstände in Gewahrsam zu nehmen. Wenn die angeblichen Einbrecher dingfest gemacht worden seien, werde natürlich alles wieder an Sie zurückgeben. Bis dahin wird Ihnen empfohlen, niemandem die Tür zu öffnen und Sicherheitsvorkehrungen zu treffen.

Haben Sie Wertgegenstände und/ oder höhere Geldbeträge bei Ihrem Geldinstitut deponiert, werden die Legenden dahingehend ergänzt bzw. abgeändert, dass ein Bankmitarbeiter mit den Tätern zusammenarbeiten würde. Daher seien Geld und Wertsachen auf der Bank oder Sparkasse nicht mehr sicher. Um den betreffenden Bankmitarbeiter zu überführen, werde aber dringend Ihre Hilfe benötigt. Bei dieser Variante sollen Sie dann Geld und Wertsachen bei Ihrem Geldinstitut abholen und dem oder den angeblichen Polizisten in vorübergehendes Gewahrsam übergeben.

Polizei und Justiz nehmen niemals Geld oder Wertgegenstände entgegen! 

Legende III: Unsicheres Geldinstitut

Die Legende bei dieser Variante vermittelt den Eindruck, dass Ihr Geld oder Ihre Wertgegenstände bei Ihrer Bank oder Sparkasse nicht mehr sicher sind.

Auch hier tritt entweder ein falscher Polizist oder ein angeblicher Bankmitarbeiter in Erscheinung. Er berichtet von verdächtigen Kontobewegungen bei anderen Kunden. Dabei seien durch unbekannte Täter schon größere Summen erbeutet worden. Wahlweise heißt es, Wertgegenstände seien aktuell bei der Bank nicht sicher.

Am Ende dieser Erzählung werden Sie dann aufgefordert, Ihre Kontodaten und dazugehörige PIN- und TAN-Nummern anzugeben. Mit diesen Informationen wird in der Folge Ihr Konto leergeräumt. Wahlweise sollen Sie den Inhalt Ihres Schließfachs ähnlich wie bei der „Einbrecher“-Legende vorübergehend in Polizeigewahrsam übergeben.

Polizeibeamte oder Bankmitarbeiter fragen niemals nach Ihrem Besitz oder nach Kontodaten! 

Legende IV: Neue Handy-Nummer

Auf diesem Bild ist die Legende "Neue Handy-Nummer" zu sehen. Legende IV: Neue Handy-Nummer
Bei der angeblich neuen Handy-Nummer geht es den Kriminellen in der Regel um kleinere Beträge, als bei den anderen Maschen. Dafür ist jedoch auch der Aufwand für die Täter deutlich geringer: Die Masse macht’s. Foto: Jürgen Schanz

Für die Täter hinter dieser Betrugsmethode geht es in der Regel darum, mit geringem Aufwand bei möglichst vielen Menschen vergleichsweise kleine Beträge abzugreifen.

Sie erhalten dazu auf Ihr Smartphone mittels Messenger Dienst (z. B. SMS, WhatsApp, Signal) eine elektronische Nachricht von einem vermeintlichen Familienmitglied. Darin wird behauptet, dass Ihr Angehöriger eine neue Telefonnummer habe. In der Folge werden Sie bei dieser Masche von Ihrem angeblichen Verwandten dazu aufgefordert, ganz kurzfristig Geld etwa für eine wichtige Anschaffung zu überweisen oder die Anzahlung für die neue Wohnung einem Notar oder dessen Gehilfen zu übergeben. Bei nächster Gelegenheit werde Ihnen der Betrag natürlich sofort zurückgezahlt.

Speichern Sie die angeblich neue Nummer nicht ab! Rufen Sie Ihre Angehörigen immer zuerst unter der Ihnen bekannten Nummer an. 

Legende V: Falsches Gewinnversprechen

Beim falschen Gewinnversprechen wird Ihnen vermittelt, dass Sie einen hohen Geldbetrag gewonnen hätten.

Der Gewinn werde Ihnen von einem Mitarbeiter des Gewinnspielunternehmens, wahlweise von einem Notar, persönlich übergeben. Dabei würden jedoch Gebühren anfallen. Diese sollen Sie im Zuge der Geldübergabe entrichten.

Um die Gewinnübergabe vermeintlich so einfach wie möglich zu gestalten, sollen Sie die anfallenden Kosten mit Gutscheinkarten (z. B. Google Play-Karten) begleichen. Solche Gutscheinkarten können z. B. an Tankstellen erworben werden.

Am Tag der Gewinnauszahlung melden sich die Betrüger wieder bei Ihnen und informieren Sie darüber, dass die Übergabe verschoben werden müsse. Die Gutschein-Codes sollen Sie jedoch sofort am Telefon übermitteln. Damit könne überprüft werden, dass Sie sich auch wirklich um die Gebühr gekümmert haben.

Mit diesen Codes können die Kriminellen aber sofort online die Gutscheinkarten einlösen. Zu einer Gewinnübergabe an Sie kommt es natürlich nicht mehr.

Bitte überlegen Sie zuerst, ob Sie überhaupt bei einem Gewinnspiel oder Preisausschreiben mitgemacht haben. 

Telefonbetrug kann jeden treffen:

Auf diesem Bild ist die Zeichnung zu "Telefonbetrug kann jeden treffen" zu sehen. Telefonbetrug kann jeden treffen
Die kriminellen Banden sind den Ermittlern immer einen Schritt voraus. Die folgenden Tipps gelten aber auch mit Blick auf neue Betrugsmaschen. Foto: Jürgen Schanz

Die fünf beschriebenen Legenden geben Ihnen eine erste Übersicht über aktuell gängige Betrugsmuster. Im Einzelfall können die Täter die jeweilige Masche blitzschnell an Ihre Reaktionen anpassen. Die Legenden können auch miteinander kombiniert werden, und die skrupellosen Betrüger lassen sich regelmäßig neue Maschen einfallen.

Mit den folgenden Tipps möchten wir Sie bestmöglich auf den Ernstfall vorbereiten. Bleiben Sie wachsam, und informieren Sie bitte auch Angehörige, enge Vertraute und Nachbarn über die Gefahr, die von Enkeltrick & Co ausgeht.  

Seien Sie immer misstrauisch, wenn…

  • … sich Anrufer nicht mit Namen melden, aber als Verwandte ausgeben.
    Bitten Sie Anrufer immer, ihren Namen zu nennen. Lassen Sie sich nicht darauf ein, selbst den Namen erraten zu müssen – damit geben Sie Betrügern bereits wichtige Informationen preis.
  • … ein unbekannter Anrufer Geld und Wertsachen von Ihnen verlangt.
    Legen Sie auf, und wenden Sie sich sofort an die Polizei unter der Notrufnummer 110.
  • … sich Anrufer als Polizisten ausgeben und sich nach Bargeld und Wertsachen im Haus erkundigen.
    Polizisten fragen Sie nicht nach Ihrem Besitz und nehmen niemals Geld oder Wertsachen entgegen.
  • … Anrufer Sie unter Druck setzen wollen.
    Legen Sie sofort auf, und wenden Sie sich unter der Notrufnummer 110 an die Polizei.
  • … ein Anruf über die Nummer 110 bei Ihnen eingeht.
    Die Polizei wird sich niemals unter der Notrufnummer 110 bei Ihnen melden! Legen Sie sofort auf, und betätigen Sie für den Notruf nicht die Wahlwiederholung. Geben Sie die 110 neu ein.

Kommen Sie den kriminellen Betrügern zuvor:

Ihr Telefonbucheintrag kann den Tätern bereits Hinweise auf Ihr Alter und Ihre Lebenssituation geben.

Lassen Sie Ihren Vornamen im Telefonbuch abkürzen oder streichen. Zum Ändern eines Telefonbucheintrags können Sie sich direkt an Ihren Telefonanbieter wenden.

Bewahren Sie höhere Geldbeträge und teuren Schmuck nicht zuhause auf. Das macht es sowohl Betrügern als auch Einbrechern unnötig leicht.

Hinterlegen Sie höhere Geldbeträge immer auf Ihrem Sparkonto. Verwahren Sie wertvollen Schmuck und andere Wertsachen in einem Bankschließfach. 

Denken Sie daran:

Die vorgestellten Legenden werden von den kriminellen Banden immer wieder variiert. Es können andere Akteure in Erscheinung treten und unzählige andere Geschichten erfunden werden. Für Sie gilt jedoch immer:

  • Wenn Ihnen ein Anruf verdächtig vorkommt, ist es nicht unhöflich einfach aufzulegen!
  • In Deutschland verlangen Polizei oder Staatsanwaltschaft niemals Kautionen!
  • Die Polizei wird Sie niemals dazu auffordern, Geld oder Wertsachen auszuhändigen!
  • Die Polizei ruft niemals unter der Nummer 110 an!
  • Ausländische Polizei ruft niemals direkt bei Ihnen an!
  • Notare lassen niemals Geld bei Ihnen abholen!
  • Händigen Sie niemals fremden Menschen Geld oder Wertsachen aus!
  • Bankmitarbeiter fragen Sie niemals nach Ihren Passwörtern oder TAN-Nummern!
  • Geben Sie am Telefon niemals Details zu Ihren familiären und finanziellen Verhältnissen preis!
  • Eine Schadenersatzforderung, eine Krankenhausrechnung oder eine gerichtliche Mitteilung werden immer schriftlich zugestellt!

Hilfreiche Dokumente:

Unter den folgenden beiden Links können Sie sich die wichtigsten Informationen rund um das Thema sowie Handlungsempfehlungen für den Ernstfall herunterladen und auch in gedruckter Form kostenfrei bestellen.
Das Poster eignet sich auch zum praktischen Ausdruck für zu Hause.

Broschüre: Herunterladen / Bestellen

Zeitung: Herunterladen / Bestellen

Poster: Enkeltrick & Co. - nicht mit uns! (PDF, 4MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Wochenspiegel-Beilage: Enkeltrick & Co. - ein Überblick (PDF, 819KB, Datei ist nicht barrierefrei)