Thema: Weiterbildung
| Ministerium für Bildung und Kultur | Allgemeine und politische Weiterbildung, Bildung

Digitalisierung in der Weiterbildung

Digitalisierung bedeutet ständige Veränderung und lebenslanges Lernen - für alle.

Bildung in der digitalen Welt

Die Digitalisierung verändert den Alltag und das Arbeitsleben unserer Gesellschaft. Erwachsene stehen vor der Aufgabe, bereits vorhandene Kompetenzen in der digitalen Welt auch nach der schulischen, beruflichen oder hochschulischen Ausbildung kontinuierlich zu vertiefen, auszubauen und zu aktualisieren, um erfolgreich persön-lich, beruflich und gesellschaftlich teilhaben zu können. Lebenslanges Lernen gewinnt in der Bildungsbiographie Erwachsener als längster Baustein in der Bildungskette weiter an Bedeutung und der Weiterbildungsbedarf wird zunehmen. Durch digitale Lernformate entsteht die Chance, unterschiedliche und heterogene Gruppen der Gesellschaft erfolgreich anzusprechen und deren soziale, berufliche und politische Teilhabe zu gewährleisten. Digital gestützte Weiterbildungsmaßnahmen erfolgen zeit- und ortsunabhängig und Erwachsene lernen darüber hinaus unabhängig von Lebensalter oder Bildungsvoraussetzungen individuell und selbstgesteuert le-bensbegleitend weiter. Bildungsinteressierte und Bildungsungewohnte erhalten durch digital gestützte Angebote einen neuen Zugang sich weiterzubilden. Ein für alle offener Zugang zu diesen Bildungsformaten leistet einen wichtigen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit in unserer Gesellschaft. Die durch den digitalen Wandel neu entstehenden Zugangsmöglichkeiten fungieren in diesem Zusammenhang als wichtige Brücke zu den Lernenden und erfordern eine stärkere Zusammenarbeit aller Weiterbildungsbeteiligten.

Im Unterschied zur schulischen und beruflichen Bildung sowie zum Studium weist die Weiterbildung, insbesondere die allgemeine Weiterbildung, einige besondere Merkmale auf:

  • Diversität der Lernenden

Der Kreis der Teilnehmenden an einer Weiterbildung ist typischerweise äußerst heterogen in Bezug auf das Alter, den biografischen und beruflichen Hintergrund oder die Vorqualifikation. Die Lernenden verfolgen unterschiedliche Interessen und Ziele, die es bei der Konzeption und der Durchführung des Weiterbildungsangebots zu berücksichtigen gilt.

  • Lehrplanfreiheit und niedriger Formalisierungsgrad

Neben den durch Berufsbilder, Fortbildungsabschlüsse und Bezugsrahmen (z. B. Qualifikationen, Sprachen) formalisierten Bereichen unterliegt die öffentlich verant-wortete Weiterbildung nur geringen rechtlichen Vorgaben in Bezug auf Curricula, Qualifikationsvoraussetzungen der Dozentinnen und Dozenten, Prüfungsanforde-rungen und Abschlüssen.

  • Geringe staatliche Regulierung

Im Vergleich zu Schule und Hochschule erfährt der öffentliche Weiterbildungssektor eine geringe staatliche Regulierung. Diese richtet sich hauptsächlich auf die Verbesserung von Rahmenbedingungen der Weiterbildung und setzt Impulse, um Teilhabe und Bildungsgerechtigkeit zu ermöglichen.

  • Pluralität der Weiterbildung

Die Weiterbildung ist gekennzeichnet durch ein gewachsenes Nebeneinander von staatlichen und privaten, gemeinnützigen und gewinnorientierten, betrieblichen und öffentlichen Bildungseinrichtungen sowie von Bildungseinrichtungen der Kirchen, der Wirtschafts- und Sozialpartner und anderer gesellschaftlichen Gruppen. Für diese sind unterschiedliche Angebotsprofile und Kooperationspartner typisch. Die Do-zentinnen und Dozenten sind größtenteils nebenberuflich tätig.

Einfluss der Digitalisierung der Weiterbildung auf das Lernen und Lehren

Die Digitalisierung ist sowohl Inhalt als auch Rahmen von Weiterbildung. Digitale Lehr- und Lernwelten ergänzen analoge Lernwelten sinnvoll. Dabei gilt für die Er-wachsenenbildung das Primat der Pädagogik genau wie für alle anderen Bereiche der Bildungskette. Im Hinblick auf digitale Lernsettings ist die Kooperation von Akteuren und Institutionen der Weiterbildung anzustreben.

  • Digital gestütztes Lernen

Weiterbildungsangebote werden oft eher in Anspruch genommen, wenn persönliche oder berufliche Veränderungen anstehen. Digitales gestütztes Lernen fördert die Autonomie und die Motivation der Lernenden, die vor der Herausforderung und der Chance stehen, ihre Weiterbildung selbst auszuwählen, zu organisieren und zu steuern. Lernformate mit unterschiedlichen virtuellen und physischen Präsenzen unterstützen ein individuelles, auf die persönlichen Wissensbedarfe, Voraussetzungen und Zielsetzungen zugeschnittenes Lernen. Durch die Ortsunabhängigkeit des Lernens können sich die Kursteilnehmenden mit Lernenden und Lehrenden überregional und in anderen Ländern global austauschen.

Mit Lernen in digitalen Lernumgebungen können verstärkt Zielgruppen angesprochen werden, die sich bisher eher selten oder wenig weiterbilden. Onlinegestützte Tools bieten zudem die Möglichkeit, individuelle Kompetenzen zu erfassen und zu dokumentieren und geben dem Nutzer Auskunft über den aktuellen Lernstand. Sie ermöglichen die weitere Gestaltung des Lernprozesses und Begleitung der Lernenden.

  • Digital gestütztes Lehren

Lehr- und Lernszenarien in digitalen Lernumgebungen verändern Anforderungen an die Kompetenzen von Lehrenden und Entwicklern von Inhalten. Die vorliegende KMK-Strategie enthält zu den Veränderungen für Lehr- und Lernprozesse, Inhalte, Lernformate (virtuelle Räume, E-Moderationen, interaktive Onlinemethoden), die veränderte Rolle (Moderatoren, Lernbegleiter) sowie für die Aus-, Fort- und Weiter-bildung der Lehrenden umfangreiche Beschreibungen, die für das Lehren und Lernen in der Weiterbildung gleichermaßen zutreffen. Gleichwohl stellt die Qualifizierung von Lehrenden vor diesem Hintergrund ein zentrales Handlungsfeld dar. Durch eine Vernetzung der Einrichtungen können vorhandene Kompetenzen und Ressourcen darüber hinaus genutzt und Synergieeffekte erzielt werden.

Die digitale Entwicklung beeinflusst aber nicht nur Didaktik und Methodik, sondern die gesamte konzeptionelle Ausrichtung und Organisation einer Weiterbildungsein-richtung. Eine diesbezügliche Ansprache, Beratung und Qualifizierung der Einrich-tungsleitungen ist, wie auch die Weiterbildung des administrativen Personals, un-umgänglich.

Infrastruktur

Voraussetzung für die Einbindung digitaler Formate in der Weiterbildung ist eine sichere und zuverlässig arbeitende Infrastruktur. In diesem Bereich lassen sich drei Ebenen unterscheiden:

  • Netzwerk und Endgeräte

Es wird eine Infrastruktur benötigt, die den Lernenden einen verzögerungsfreien Zugriff auf Lerninhalte erlaubt. Dies umfasst den Ausbau der Breit-bandversorgung auch in ländlichen Regionen, WLAN-Zugänge an geeigneter Stelle sowie passende Endgeräte.

  • Lernplattformen und Clouds

Für die Bereitstellung der digitalen Lernumgebungen und die Administration der Teilnehmenden werden zentrale Lernplattformen mit technischen Lösungen zur Kooperation und zum Medienaustausch benötigt.

  • Teilen von Inhalten und digitale Marktplätze

Vergleichbar mit einem realen Marktplatz dient ein digitaler Marktplatz als Umschlagsort für Inhalte und Materialien, die durch Lizenzformen eingeschränkt sind oder relativ frei verwendet werden können (z. B. OER). Auf dem Marktplatz können Lehrende oder Weiterbildungseinrichtungen spezielle Leistungsarten anbieten.

Rahmenbedingungen

  • Rechtlicher Rahmen und IT-Sicherheit

Bei der Umsetzung der digitalen Weiterbildung gilt es, verschiedene rechtliche und funktionale Rahmenbedingungen zu schaffen, um ein sicheres und zu-verlässiges digital gestütztes Lernen und Lehren zu gewährleisten. Hier sind in erster Linie Maßnahmen des Datenschutzes, der Datensicherheit und der IT-Sicherheit sowie des Urheber- und Lizenzschutzes und netzpolitische Fragen wie die nach Netzneutralität zu nennen.

Die Nutzung und der Austausch von Daten zwischen den Beteiligten muss rechtlich eindeutig geregelt, der Ablauf genau definiert und vertraglich abgesichert sein.

  • Beratung von Lernenden

Auch eine trägerunabhängige Beratung von Weiterbildungsinteressierten im Hinblick auf digitale oder digital gestützte Weiterbildungsoptionen ist not-wendig. Es ist zu prüfen, in welchem Umfang und in welchen Bereichen Selbsteinschätzungstools eingesetzt werden können, die Nutzern eine Rück-meldung zum Stand des vorhandenen – auch informell erworbenen Wissens – geben und damit einen Hinweis darauf, wie und auf welchem Niveau weiter gelernt werden kann.

  • Beratung von Trägern, Einrichtungen und Lehrenden

Der Beratung der Leitungen von Weiterbildungseinrichtungen in Rechtsfragen, aber auch hinsichtlich der Entwicklung medienpädagogischer Konzepte, der Auswahl und Implementierung von Lernplattformen oder der Kooperation mit Partnern, kommt eine zunehmende Bedeutung zu.

  • Qualitätskriterien

Obwohl sich die Erwachsenbildung in einigen Bereichen von der schulischen und hochschulischen Bildung unterscheidet (z. B. Formalisierungsgrad, staat-liche Intervention), ist die Qualitätssicherung von hoher Bedeutung. Es gilt, Qualitätskriterien für digital gestützte Weiterbildungsangebote zu definieren und diese in bewährte Qualitätssysteme einzubinden.

Um die Erwachsenenbildung auf die Anforderungen der digitalen Welt auszurichten,  bedarf es auch in diesem wichtigen Bereich des lebenslangen Lernens gemeinsamer Anstrengungen von Ländern und Bund. Die Länder werden in dieser Frage auf den  Bund zugehen

 

(aus: Beschlusslage aller Länder in Deutschland zur Strategie "Bildung in der digitalen Welt" / Kultusministerkonferenz vom 1.12.2017.)