Thema: Industriekultur und Denkmalpflege
Ministerium für Bildung und Kultur | Industriekultur

Biermuseum, Stenay

Musée de la Bière, Stenay

Bis etwa 1830 wird Bier in Lothringen zumeist in kleinen Betrieben mit handwerklichem Charakter gebraut und an Schankwirtschaften in der näheren Umgebung geliefert. Gebraut wird obergäriges Bier. Im Jahr 1852 tritt in Lothringen ein neues Produkt, ein untergäriges Bier, auf den Markt. Dieses ist lange haltbar und eignet sich für den Transport über längere Strecken. Dies markiert den Eintritt des Brauwesens in das Industriezeitalter, den neben dem neuen Produkt die Steigerung der Produktion und die Mechanisierung der Arbeitsschritte kennzeichnen. Die Jahre zwischen 1870 und 1914 gelten als goldenes Zeitalter des lothringischen Brauwesens. Gibt es im Jahr 1890 bereits 93 Brauereien in Lothringen, so existiert im Jahr 1993 nur noch eine einzige.

Der imposante Bau, der heute das Biermuseum beherbergt, zählt zu den ältesten Gebäuden der Stadt Stenay. Es handelt sich um das in den Jahren 1609 bis 1615 erbaute „Getreidemagazin“ der Militärzitadelle. Nach einem Leerstand während der Französischen Revolution erwirbt ein Mälzer das Gebäude Ende des 19. Jahrhunderts und baut es für die neuen Nutzungsanforderungen um: Es wird von 1879 bis 1914 als Mälzerei genutzt. Nach deren Schließung dient das Gebäude schließlich als Kaserne, Lagerhaus und Kohlenlager. 1984 erwirbt die Stadt Stenay das Bauwerk. 1986 wird das Biermuseum eröffnet, das seit dem Jahr 2002 „Musée de France“ ist. Dessen Sammlung umfasst heute ca. 50.000 Objekte.

Das Biermuseum bietet einen in sechs Abschnitte unterteilten Rundgang zu den einzelnen Bereichen des Brauwesens. Er informiert über die Geschichte des Gebäudes und die Einrichtung des Museums, die zur Bierherstellung benötigten Grundstoffe, die Entwicklung der Brautechnik, die Bierwerbung u.a. mit originellen Werbeplakaten, den Absatz und Ausschank sowie den Transport und die Auslieferung des Bieres. Ein dem Museum angegliederter Garten zeigt die zur Bierherstellung benötigten Pflanzen. Ergänzt wird das Angebot um eine Taverne, in der die Besucherinnen und Besucher regionale Produkte und eine breit gefächerte Auswahl von 70 handwerklich oder industriell gebrauten Bieren verkosten und erwerben können.