Immaterielles Kulturerbe: Drei saarländische Kulturformen werden in das Bundesverzeichnis aufgenommen
Die Saarländische Fastnacht, die Gehöferschaft Wadrill und das Nikolauspostamt haben es geschafft: Sie werden ins Bundesverzeichnis Immaterielles Kulturerbe aufgenommen.
Das hat die Kulturministerkonferenz heute auf Vorschlag des ehrenamtlichen Fachkomitees der deutschen UNESCO Kommission bestätigt.
Bildungs- und Kulturministerin Christine Streichert-Clivot: „Das Saarland ist reich an Bräuchen und Traditionen. Diese lebendige Vielfalt kultureller Ausdrucksformen wollen wir bewahren und sichtbar machen. Die Aufnahme von diesen drei besonderen Kulturformen ins Bundesverzeichnis ist ein großartiger Erfolg für unser Saarland, weil sie tief in unserer Region verwurzelt und nur hier bei uns lebendig sind. Die Anerkennung ist nicht nur ein Zeichen für die Bedeutung des kulturellen Erbes im Saarland, sondern würdigt auch die unermüdliche Arbeit und das Engagement der drei Institutionen, ihrer Mitstreiterinnen und Mitstreiter sowie ihrer Mitglieder. Ihre Verdienste werden nun in einem nationalen Kontext gewürdigt und das macht mich sehr stolz.“
Mit dem Immateriellen Kulturerbe unterstützt die UNESCO seit zwanzig Jahren den Erhalt und die Weitergabe lebendiger Traditionen in den Bereichen Tanz, Theater, Musik, Naturwissen, Handwerkstechnik und mündlicher Überlieferung. Inzwischen gibt es internationale, nationale und regionale Verzeichnisse.
Im Frühjahr 2022 wurde das saarländische Landesverzeichnis ins Leben gerufen. Zehn Kulturformen sind dort mittlerweile vertreten, von denen nun drei ins Bundesverzeichnis aufgenommen werden: die saarländische Fastnacht, die Gehöferschaft Wadrill und das Nikolauspostamt.
Die Saarländische Fastnacht
Die saarländische Fastnacht verbindet Tradition, Vielfalt und Gemeinschaftsgeist. Sie ist eine vielfältige und traditionsreiche Form des Karnevals, die in den Karnevalsvereinen und -gesellschaften des Saarlands ehrenamtlich gepflegt wird. Die Vereine und Gesellschaften bieten den Mitgliedern die Möglichkeit, ihre Talente und Interessen auszuleben: in Garde- und Showtanzgruppen, als Funkenmariechen, im Männerballett, als Büttenredner, in gemischten Garden, Nähgruppen und musikalischen Darbietungen. Die Fastnacht reflektiert gesellschaftliche Debatten und geht auf relevante Themen, wie zum Beispiel Nachhaltigkeit, ein. Sie beweist, dass Tradition und Veränderung Hand in Hand gehen können.
„Die Aufnahme der Saarländischen Fastnacht in das Bundesverzeichnis der Deutschen UNESCO-Kommission ist ein riesiger Meilenstein in der über 400-jährigen Geschichte dieses großartigen Brauchtumsfestes an der Saar. Dies ist auch als Dank und Anerkennung für die vielen ehrenamtlichen Aktiven in den 180 Vereinen im ganzen Saarland zu verstehen. Heute ist ein guter Tag für die Saarländische Fastnacht – es ist Auftrag und Verpflichtung zur Fortführung und Weiterentwicklung zugleich“, sagt Stefan Regert, Präsident des Verbands Saarländischer Karnevalsvereine e.V.
Gehöferschaft Wadrill
In ihrer Grundstruktur besteht die Gehöferschaft Wadrill seit einigen Jahrhunderten. Seitdem gab es viele Veränderungen, der wesentliche Charakter der Gehöferschaft ist aber erhalten geblieben: die gemeinschaftliche Nutzung der ideellen Anteile ihrer Miteigentümer. Das Prozedere der Brennholzzuteilung erfolgt auch heute noch auf altertümliche Art und Weise. Das Ziel der Gehöferschaft ist die Schaffung, Erhaltung und nachhaltige Bewirtschaftung gesunder und stabiler Mischwälder. Der Erhalt und die Pflege tradierter Abläufe steht dem nicht entgegen, sondern ist eine Ermutigung, diese Jahrhunderte alte Institution in die Zukunft zu führen.
„Die Aufnahme in das Bundesverzeichnis ist eine Auszeichnung für die Mühen der vergangenen Generationen und Ansporn für die gegenwärtig Verantwortlichen und die nachkommenden ‚Gehöfer‘. Die Wadriller Gehöferschaft lebt seit Jahrhunderten eine genossenschaftliche, dörfliche Waldbewirtschaftung, deren Verfasstheit und Bräuche die Zeiten fast unbeschadet überdauert haben. Sie steht nach wie vor auf einem soliden personellen Fundament und unternimmt alles, um ihrer Verantwortung für einen naturnahen und nachhaltigen Wald auch in der Zukunft gerecht zu werden“, so Albert Räsch von der Geschichtswerkstatt Wadrilltal.
Nikolauspostamt St. Nikolaus
Mindestens seit 1966 schreiben Kinder aus aller Welt in der Vorweihnachtszeit an den Nikolaus aus St. Nikolaus. Über 30.000 Briefe werden hier jedes Jahr in der Adventszeit von einem ehrenamtlich tätigen Team in Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Ungarisch, Spanisch, Russisch, Polnisch, Chinesisch und Ukrainisch sowie in Blindenschrift beantwortet.
Mit viel Liebe zum Detail werden die Antwortschreiben kuvertiert, handschriftlich die Adresse geschrieben, Weihnachtsbriefmarken geklebt und mit dem jährlich wechselnden Nikolaus-Sonderstempel abgestempelt.
„Die Aufnahme in das Bundesverzeichnis, und das im 60. Jahr der Kinderbriefaktion in St. Nikolaus, macht uns unfassbar stolz! Diese Wertschätzung unseres kleinen ehrenamtlichen Vereins ist ein jahrzehntelanger gemeinsamer Verdienst der Orts- und Vereinsgemeinschaft in St. Nikolaus und dafür danke ich allen Beteiligten. Wir danken auch der Deutschen Post, die 1966 die ersten Kinderbriefe ‚An den Nikolaus‘ aufgegriffen und beantwortet hat und somit die Geburtsstunde der Kinderbriefaktion in St. Nikolaus einläutete. Das neue Logo wird fortan das Briefpapier des Nikolauspostamtes zieren und sicherlich auch auf dem Kuvert der diesjährigen Kinderbriefaktion einen würdigen Platz finden“ kündigt Peter Gerecke vom Festausschuss St. Nikolaus an.
Start der diesjährigen Bewerbungsphase für Aufnahme ins Landesverzeichnis
Ab dem 1. April 2025 haben saarländische Kulturformen die Möglichkeit, sich für die Aufnahme ins Landesverzeichnis zu bewerben und erhalten so auch die Chance, ins Bundesverzeichnis aufgenommen zu werden. Interessierte können sich bis zum 31. Oktober 2025 an das Ministerium für Bildung und Kultur oder an die neue wissenschaftliche Beratungsstelle am Literaturinstitut Saar-Lor-Lux-Elsass wenden.
Medienansprechpartner
Jannica Hümbert
Stellvertretende Pressesprecherin
Trierer Straße 33
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