„Saar66“
Wer pflegt die Babyboomer?
2024 wird der geburtenstärkste Jahrgang 60 Jahre alt. Heute sind die „jungen Alten“ agil, kraftvoll und haben in allen gesellschaftlichen Bereichen eine dominierende Rolle. Zwei Jahrzehnte später werden sie als größter Teil der deutschen Bevölkerung gemeinsam auf Hilfe angewiesen sein werden – die einen mehr, die anderen weniger, wiederrum andere gar nicht. Dieser Problematik widmet sich Saar66.
Blickt man derzeit in die Zukunft, so sind die Gesellschaft, der Arbeitsmarkt und insbesondere das Pflegesystem nicht ausreichend auf diese Herausforderungen vorbereitet. Letzteres wird in seiner jetzigen Funktionalität und mit den bereits bestehenden Versorgungsschwierigkeiten eine zahlenmäßig so große Bevölkerungsgruppe nicht adäquat auffangen können. Das eigene Ausscheiden der Babyboomer aus dem Arbeitsmarkt und dem damit verbundenen weiteren Verlust an Pflegekräften wird die bereits heute spürbare Fachkraft-Problematik zusätzlich verschärfen. Und auch familiäre Unterstützungen und Hilfen stehen immer weniger zur Verfügung, zu wenig Kinder wurden geboren, zu hoch ist die Individualisierung der Gesellschaft. Ein Drittel aller Arbeitnehmenden geht als Single in Rente.
Dieser Übergang ist ein Jahrhundertereignis. Man kommt nicht umhin, die Versorgungsstruktur neu zu denken.
Das Saarland begleitet das Jahrhundertereignis mit seiner Zukunftsvision „Saar66“. „Saar66“ ist Strukturaufbau und gesellschaftliche Bewegung gleichermaßen. Das Programm konzipiert Altenhilfe neu und verbindet sie mit Seniorenpolitik, Gesundheitsförderung und Pflegepolitik zu einem wichtigen Teil der Versorgungsarchitektur – und all das innerhalb der Infrastruktur der Kommunen, vor Ort, im Nahraum von Menschen im höheren und höchsten Lebensalter. Aus Altenhilfe kann Gesellschaftsveränderung werden. Entstehen sollen flächendeckend altersfreundliche Kommunen oder „age-friendly cities and communities“, wie es ein Zusammenschluss von Kommunen innerhalb der WHO anstrebt. Das, was heute Pflege ist, sollen morgen sorgende Gesellschaften sein, „Caring Communities“. Neben die Unterstützung der Pflegeversicherung durch ambulante und stationäre Angebote tritt Anteilnehmen, Kümmern, Versorgen, sich für einander engagieren. Eine Infrastruktur an Daseinsvorsorge. Nachbarschaftliches Leben tritt an die Stelle von Einsamkeit.