Marpingen
Das deutsche Lourdes in der Bismarckzeit
Europa pilgert ins Nordsaarland
Das große Werk des Harvard-Professors David Blackbourn über Marpingen und seine Marienerscheinungen in der Bismarckzeit kommt jetzt in einer erweiterten und reichhaltig bebilderten Neuauflage heraus.
Ausgabe: vergriffen
Preis:29,80 EUR
Inhalt
Juli 1876: Drei achtjährige Mädchen aus Marpingen behaupten, ihnen sei beim Beerenpflücken im Härtelwald die Mutter Gottes erschienen. Die wunderbare Neuigkeit verbreitet sich schnell im Dorf, die Visionen wiederholen sich. Rasch finden die Nachrichten von den Marpinger Marienerscheinungen auch außerhalb Marpingens, ja jenseits der „saarländischen“ Grenzen Gehör. Von wundersamen Heilungen wird berichtet, die sich am Ort der Erscheinungen vollzogen, und so kommen bald immer größere Pilgerscharen aus der Umgebung, aus Deutschland und schließlich auch aus ganz Europa ins Nordsaarland. Der preußische Staat ist weniger begeistert von den Erscheinungen und ihren Begleiterscheinungen. Er will so rasch wie möglich für Ruhe und Ordnung sorgen, schickt sein Militär, lässt die Kinder einsperren. Er zieht die Beteiligten vor Gericht, entfaltet eine riesige publizistische Kampagne, debattiert schließlich sogar im preußischen Landtag über das kleine Dorf am anderen Rande der „Welt“, das dabei war, das „deutsche Lourdes“ zu werden …
Foto: Saarländisches Landesarchiv
Die Geschichte von Marpingen ist das Thema eines spannenden Buches des Harvard-Professors David Blackbourn. Als das Buch 1997 in deutscher Erstauflage erschien, wurde es von der Kritik hymnisch gefeiert, als „Meisterwerk“, das bereits im Jahr zuvor in Amerika als „bestes neues Buch zur deutschen Geschichte“ ausgezeichnet worden war. Und in der Tat: Blackbourns Buch ist weit mehr als die historische Untersuchung von umstrittenen Marienerscheinungen, ist keineswegs nur eine präzise Analyse eines saarländischen Dorfes und seiner Bewohner im Zeitalter der Industrialisierung. Der Engländer, als exzellenter Kenner der deutschen Geschichte bereits seit drei Jahrzehnten hervorgetreten, versteht es vielmehr, anhand des Marpinger Falls ein Panorama der Gesellschaft in der Bismarckzeit zu entwickeln. Anschaulich geschildert und gekonnt erzählt ist Blackbourns „Marpingen“ somit ein Lesegenuss – nicht nur für Freunde der saarländischen Geschichte.
Nachdem die bei Rowolth erschienene deutsche Erstausgabe längst vergriffen ist, wird „Marpingen“ nun als Band 6 der Reihe ECHOLOT wieder einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Autor hat eigens für diesen Band einen Epilog verfasst, in dem er sowohl auf die neuen Marpinger „Marienerscheinungen“ von 1999 eingeht (vor acht Jahren kamen nach neuen „Visionen“ abermals bis zu 40.000 Pilger täglich in den Härtelwald) als auch das bischöfliche Dekret zu Marpingen aus dem Jahr 2005 thematisiert. Außerdem wurde diese zweite deutsche Auflage mit etwa 130 Abbildungen und Fotografien versehen, die an die Orte des historischen Geschehens zurückführen, einige Akteure des Dramas zeigen und die heftigen Kontroversen der damaligen Zeit in manchem Originaldokument illustrieren.
David Blackbourn Marpingen
Das deutsche Lourdes in der Bismarckzeit
(ECHOLOT. Historische Beiträge des Landesarchivs Saarbrücken, Band 6. Herausgegeben im Auftrag der Vereinigung zur Förderung des Landesarchivs Saarbrücken)
Saarbrücken 2007
648 Seiten, Hardcover, Fadenheftung
ca. 130 Fotografien und Abbildungen
ISBN 978-3-980 85 56-8-6