Das europäische Experiment
um 1950
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges versprach die Vision eines vereinten Europas einen Königsweg für die friedliche Zukunft der Völkergemeinschaft.
Die Vorreiterrolle auf diesem Weg der supranationalen Integration des Kontinents sollte seit Ende der 1940er Jahre das Saarland spielen. Zuvor war das Gebiet um die Saar als Montanrevier erneut von Deutschland abgetrennt worden, seine Kohlegruben wurden wie bereits 1919 in französische Regie überführt.
Unter einer Art französischem Protektorat entstand im Dezember 1947 der historisch erste eigenständige Saarstaat, geführt von einer demokratisch gewählten Regierung, die – mit Johannes Hoffmann an der Spitze – zum größten Teil aus früheren Hitler-Gegnern bestand. Die Überwindung des alten Nationalismus in einem neuen Europa war gewissermaßen die Staatsräson der Hoffmann-Administration.
Die saarländische Universität und einige Saarbrücker Gebäude, in denen einmal europäische Institutionen einziehen sollten, künden noch heute vom Aufbruchsgeist jener Jahre. Europäische Hauptstadt der gerade gegründeten Montanunion wollte Saarbrücken bereits 1951 werden. Dieses Ziel wurde an die Realisierung des Europäischen Saarstatuts gekoppelt, das Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Premier Pierre Mendès France 1954 ausgehandelt hatten.